Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Nachbehandlung mit dem Doktor: Bahrain

Von Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Chef von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Max Verstappens Macht-Demonstration beim Saisonstart in Bahrain.

Zugegeben: Nach den Pre-Season-Tests waren wir optimistisch für die Saison. Doch am Donnerstag und eigentlich auch noch am Freitag war unsere Überlegenheit plötzlich nicht mehr da. Max hat zwischenzeitlich so rumgemotzt, dass ich ihm empfohlen habe, eine Endlosschleife abzuspielen mit seinem Schaltproblemen. Dieses Thema haben wir jedes Mal. Der Grund, warum wir vor allem am Donnerstag nicht gut ausgesehen haben, waren die weitaus tieferen Streckentemperaturen und der deutlich stärkere Wind als beim Test. Doch bis zum Rennen haben wir alle nötigen Adaptionen vorgenommen. Zusätzlich hat uns die Windstille am Samstag in die Karten gespielt. Der Rest war Max. Der ist nicht nur eine Klasse für sich – er fährt in einer eigenen Galaxie.

Mit demselben Auto und denselben Reifen zur selben Zeit eine schnellste Rennrunde zu fahren, die zu diesem Zeitpunkt zwei Sekunden unter jener von Pérez lag, war eine Machtdemonstration erster Güte. Natürlich war da viel Psychologie dabei. Max macht nichts, ohne mitzudenken. In diesem Fall war die Botschaft an alle anderen Fahrer: «Hallo, ihr braucht es erst gar nicht zu versuchen.» Alonso hat sich bei seinem Team erkundigt, wo die Bestzeit liegt, weil er versuchen wollte, selbst die schnellste Runde zu fahren und den Extrapunkt zu holen – doch die mussten abwinken. Die Rundenzeit von Max zu weit jenseits von allem, was irgendeiner sonst hätte schaffen können, wie schon gesagt: eine eigene Galaxie.

 

Machtdemonstration

Seine Klasse zeigte Max schon im Qualifying, als er um drei Zehntel schneller war als Leclerc auf Platz 2 – und zwischen Platz 2 und Platz 6 lagen ebenfalls drei Zehntel. Ohne Max wäre das wirklich spannend geworden, aber Max ist eben Max. Manche meinen, dass Red Bull Racing so gut aufgestellt sei, dass man jeden ersetzen könne: Falsch, Max kann man nicht so einfach ersetzen. Dass er im Rennen mit dem ersten weichen Reifensatz um vier, fünf Runden länger draußen bleiben konnte als alle anderen, ist einer weiteren Qualität von ihm geschuldet: Er kann schneller fahren als der Rest und trotzdem besser auf die Reifen aufpassen. Erleichternd kam in diesem Fall zugegebenermaßen dazu, dass er in Führung lag. Da tust du dir mit solchen Sachen leichter.

Doch auch unser Team funktioniert unverändert gut. Wenn es auf die Strecke geht, ist jeder voll fokussiert und weiß, was er zu tun hat. Sämtliche Störgeräusche werden ausgeblendet. Wir waren auch die Einzigen, die fürs Rennen einen Extra-Satz weicher Reifen übrig hatten. Wir wussten, was sich die anderen Teams aufgehoben hatten, und waren absolut sicher, dass der rote Reifen auf unserem Auto lang genug halten würde, um die Strategie umzusetzen. So haben wir uns den nächsten Vorteil erarbeitet.

Checo Pérez ist ein sehr gutes Rennen gefahren. Er hatte sogar das Pech, dass Leclerc beim Start direkt vor ihm stark gebremst hat, sonst wäre er schon als Dritter aus der ersten Kurve gekommen. So hat es ein wenig gedauert, um an den Mercedes und Ferrari vorbeizukommen. Danach hat er das Optimum geholt. Mehr zu probieren wäre sinnlos gewesen. Platz zwei hinter Max war alles, was er erreichen konnte.

Trotzdem ist es noch ein wenig zu früh, um den WM-Titel für Red Bull Racing und Max Verstappen auszurufen, wie einige es bereits tun. Das nächste Rennen in Saudi-Arabien kommendes Wochenende findet auf einer Strecke mit völlig anderen Temperaturen und einem ganz anderen Belag statt. Es könnte schon sein, dass wir auch dort wieder gut ausschauen werden, aber es ist keine Selbstverständlichkeit. Die Wahrheit ist: Wir starten bei null, sind aber optimistisch.

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