Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Ebel: Man hat das Gefühl, das Auto sei etwas Böses

Von Andreas Reiners
Kai Ebel

Kai Ebel

Kai Ebel kennt die Formel 1. Seit RTL angefangen hat, die Motorsport-Königsklasse zu übertragen, ist der 59-Jährige als Reporter dabei. Seit 1992 also.

Er hat den Aufstieg von Michael Schumacher hautnah miterlebt, aber auch die vier WM-Titel von Sebastian Vettel oder die Hochzeit, als sieben deutsche Fahrer in der Formel 1 am Start waren.

Inzwischen hat Deutschland aber ein Nachwuchs-Problem. In Nico Hülkenberg ist nur noch ein deutscher Fahrer am Start. Immerhin gibt es in Tim Tramnitz und Oliver Goethe in der Formel 3 zwei Talente auf dem Weg nach oben.

Doch die Nachwuchsarbeit ist teuer. Und Förderprogramme gibt es nicht mehr so häufig wie früher. Ebel nennt ein Beispiel, bei dem r selbst betroffen war: «Ich war Jury-Mitglied bei der Deutsche Post Speed Academy, ein nationales Förderprogramm für junge Talente. Die Jungs wurden komplett ausgebildet, Piloten wie Timo Glock, Adrian Sutil, Nico Hülkenberg oder Pascal Wehrlein. Aber irgendwann hat die Deutsche Post auf andere Sachen gesetzt. Und ohne so ein Programm wird es schwierig», sagte Ebel bei web.de.
Red Bull mache das perfekt, so Eberl: «Und überall, wo sie fördern, kommt auch irgendwann was. Siehe Fußball, siehe Formel 1. Man muss investieren und daran glauben. Und da war in letzter Zeit der Wille in Deutschland nicht so vorhanden.»

Generell ist es aber auch das Problem, dass eine Karriere im Motorsport bis zur Formel 1 einen zweistelligen Millionenbetrag kosten kann. «Wer kann sich das leisten? Das geht nur, wenn die Unterstützung die richtige ist. Die Automobil-Hersteller haben im Moment aber ganz andere Probleme. Die stehen alle unter Druck. Und wenn man schon im Kerngeschäft nicht weiß, wie es weitergeht, dann stürzt man sich ja nicht in das Abenteuer Formel 1», so Ebel.

Allerdings hat auch das Auto selbst einen schweren Stand in Deutschland. «Man hat fast das Gefühl, dass das Auto etwas Böses sei. Als Erstes wird über den Verbrauch geredet, dann kommt der CO2-Ausstoß. Und die Besitzer der großen bösen SUV müssen jetzt viel mehr zahlen, weil sie viel Platz beim Parken wegnehmen. Die Fahrradwege werden immer breiter, Hauptsache, die Autos werden weggedrängt. Man hat das Gefühl, dass alles böse ist, was mit dem Auto zu tun hat«, so Ebel.

Und dann habe man eine Sportart wie die Formel 1, die die Königsklasse der Autos sei, so der RTL-Reporter. «Und die Firmen oder Sponsoren werden unsicher. Dürfen wir das noch? Ist das jetzt das geeignete Zeichen? Oder steht dann morgen die Deutsche Umwelthilfe vor der Tür? Das sind Unsicherheitsfaktoren, die dazu führen, dass man sich lieber im Fußball engagiert.»

Man müsse sich entscheiden, sagte Ebel, damit sich etwas tut, damit sich die Situation verbessert. «Eine Deutsche Post müsste sagen: Wir lassen unser Nachwuchsprogramm wieder aufleben. Oder Audi sagt rund um den Einstieg 2026: Wir machen mal eine ganz eigene Kampagne und holen uns prominente Botschafter an Bord. Es muss ein richtiger Hype entstehen. Sehr helfen würde zum Beispiel auch, wenn Deutschland wieder als Automobilindustrie auftritt. Dann könnte es aufwärts gehen. Dazu gehört dann aber auch, dass man dafür kämpft, in Deutschland wieder ein F1-Rennen zu haben. Die Politik muss es wollen. Aber das Auto hat im Moment keine Lobby. Und ohne Lobby lässt sich nicht viel machen. Und dann kriegt man auch nicht die entsprechenden Akteure hinters Steuer. Und dann kommt auch kein Nachwuchs mehr. Weil alle sagen: Wir setzen doch nicht auf ein totes Pferd.»


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