Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Oliver Bearman (Ferrari): Ein Teenager auf Punktejagd

Von Mathias Brunner
Ferrari-Debütant Oliver Bearman

Ferrari-Debütant Oliver Bearman

​Der Engländer Oliver Bearman debütiert am 9. März für als Formel-1-Teenager: Mit 18 Jahren ist er der jüngste Werksfahrer von Ferrari. Und er kann zum drittjüngsten Piloten werden, der Punkte sammelt.

Die GP-Saison begann einzigartig: Die 20 Piloten des Startfelds 2024 sind die gleichen wie zum Schluss der Saison 2023, kein einziges Cockpit neu besetzt, das hatte es in 74 Jahren Formel 1 noch nie gegeben.

Aber nun haben wir doch noch ein neues Gesicht, wegen des entzündeten Blinddarms von Carlos Sainz. Für den Spanier springt der erst 18 Jahre junge Oliver Bearman ein, der beim Großen Preis von Saudi-Arabien von Startplatz 11 losbrausen wird.

Bearman ist der jüngste Werksfahrer von Ferrari, er löst Ricardo Rodríguez ab, der 1961 als 19-Jähriger für die Italiener gefahren ist.

Bearman ist der jüngste britische Formel-1-Fahrer und der drittjüngste Grand-Prix-Pilot nach Max Verstappen und Lance Stroll. Und er kann auch zum drittjüngsten Punktesammler hinter dem Niederländer und dem Kanadier werden, sollte er beim GP-Debüt in Jeddah unter die besten Zehn fahren.

Was uns zur Frage geführt hat: Wie gut haben in der reichen Historie der Königsklasse die Fahrer in ihrem ersten Grand Prix abgeschnitten?

Davon träumt jeder Rennfahrer: Sieg gleich beim ersten Grand Prix. Gelungen ist das in der Formel-1-WM nur einem, allerdings mit Vorbehalten. Der Silverstone-GP 1950 als erster Formel-1-WM-Lauf war für alle Fahrer eine Premiere, also müssten wir streng genommen Nino Farina hinzurechnen. Doch der Italiener war damals schon ein erfahrener Starpilot für Alfa Romeo und mehrfacher GP-Sieger. Das Indy 500 zählte 1950 ebenfalls zur Formel-1-WM, doch kaum ein Europäer verirrte sich nach Indiana, also übergehen wir hier Johnnie Parsons.

Für die meisten Statistiker gibt es nur einen Piloten, der beim WM-Debüt auf Anhieb gewinnen konnte – Giancarlo Baghetti, der mit seinem Ferrari in Reims 1961 triumphierte. Es war sogar sein dritter Formel-1-Sieg in Serie, denn er hatte in den Wochen vor dem Frankreich-GP bereits die nicht zur WM zählenden Rennen von Syrakus und Neapel gewonnen.

Lassen wir Silverstone 1950 außen vor, dann sind in der Formel-1-WM-Historie nur 60 Piloten gleich im ersten Rennen in die Punkte gefahren.

Zur Erinnerung: Von 1950 bis 1959 erhielten nur die ersten Fünf eines WM-Laufs Punkte, von 1961 bis Ende 2002 waren es die ersten Sechs. Danach wurde aufgestockt: Die ersten Acht wurden von 2003 bis 2009 belohnt, gar die ersten Zehn erhalten seit 2010 WM-Zähler.

Es ist im Laufe der Zeit also einfacher geworden, in die Punkte zu fahren.

In den letzten 30 Jahren haben das trotzdem nur 20 Fahrer geschafft:

1996: Jacques Villeneuve (CDN), Melbourne, 2.
1999: Pedro de la Rosa (E), Melbourne, 6.
2001: Kimi Räikkönen (FIN), Melbourne, 6.
2002: Mark Webber (AUS), Melbourne, 5.
2004: Timo Glock (D), Montreal, 7.
2005: Tonio Liuzzi (I), Imola, 8.
2006: Nico Rosberg (D), Bahrain, 7.
2007: Lewis Hamilton (GB), Melbourne, 3.
2007: Sebastian Vettel (D), Indianapolis, 8.
2008: Sébastien Bourdais (F), Melbourne, 7.
2009: Sébastian Buemi (CH), Melbourne, 7.
2011: Paul Di Resta (GB), Melbourne, 10.
2014: Kevin Magnussen (DK), Melbourne, 2.
2014: Daniil Kvyat (RU), Melbourne, 9.
2015: Felipe Nasr (BR), Melbourne, 5.
2015: Carlos Sainz (E), Melbourne, 9.
2016: Stoffel Vandoorne (B), Bahrain, 10.
2021: Yuki Tsunoda (J), Bahrain, 9.
2022: Guanyu Zhou (RCH), Bahrain, 10.
2022: Nyck de Vries (NL), Monza, 9.

Nur drei Fahrer schafften es in den letzten 30 Jahren gleich aufs Siegerpodest – Williams-Pilot Villeneuve in Australien 1996 (der Kanadier führte sogar lange) als Zweiter, der damalige McLaren-Neuling Hamilton in Australien 2007 als Dritter sowie McLaren-Fahrer Magnussen, der 2014 von der Disqualifikation Daniel Ricciardos profitierte und als Zweiter klassiert wurde.

Ebenfalls interessant: Einen Grand Prix in der ersten Saison haben in 68 Jahren lediglich neun Fahrer gewonnen.

1950: Giuseppe Farina (3)
1950: Juan Manuel Fangio (3)
1961: Giancarlo Baghetti (1)
1965: Jackie Stewart (1)
1970: Clay Regazzoni (1)
1970: Emerson Fittipaldi (1)
1996: Jacques Villeneuve (4)
2001: Juan Pablo Montoya (1)
2007: Lewis Hamilton (4)

Vielleicht ein gutes Omen für Oliver Bearman: Die drei letzten Ferrari-Debütanten in der Formel 1 haben gleich gepunktet – Clay Regazzoni 1970, Ignzio Giunti 1970 und Arturo Merzario 1972.

Qualifying, Saudi-Arabien

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:27,472 min
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:27,791
03. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:27,807
04. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:27,846
05. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:28,089
06. Lando Norris (GB), McLaren, 1:28,132
07. George Russell (GB), Mercedes, 1:28,316
08. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:28,460
09. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:28,547
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:28,572
11. Oliver Bearman (GB), Ferrari, 1:28,642
12. Alex Albon (T), Williams, 1:28,980
13. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:29,020
14. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:29,025
15. Nico Hülkenberg (D), Haas, keine Zeit
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:29,179
17. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:29,475
18. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:29,479
19. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:29,526
20. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, keine Zeit

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