Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

WM-Punkte neu verteilt: Formel 1, sonst geht’s noch?

Von Mathias Brunner
Meist verhindern die fünf besten GP-Teams Punkte der fünf weniger guten Rennställe

Meist verhindern die fünf besten GP-Teams Punkte der fünf weniger guten Rennställe

​In der Formel 1 wird wieder einmal erwogen, die Punkteverteilung zu ändern. Viele Fans glauben: Da wird eine Antwort auf eine Frage gesucht, die sich nicht stellt. Sonst alles in Ordnung, Formel 1?

Vor einigen Jahren ist in der Strategiegruppe der Formel 1 tatsächlich die Frage erörtert worden, ob man nicht gleich allen Piloten WM-Punkte geben sollte. Hintergrund: So soll es für Fahrer, die um hintere Ränge kämpfen, genau so attraktiv sein, sich in die Zweikämpfe zu werfen, wie bei den Duellen um die Ränge 9 und 10.

Formel-1-Champion Nico Rosberg dazu in China: «Die Formel 1 ist eine Leistungsgesellschaft. Da müssen sich die Mittelfeldteams eben strecken, um in die Top-Ten zu gelangen.»

2024 haben wir diese Situation: Red Bull Racing, Ferrari, McLaren, Aston Martin und Mercedes bilden die vordere Hälfte des Feldes, und wenn die Autos dieser fünf Teams standfest laufen, sind die ersten zehn Ränge besetzt.

Die Fahrer von Visa Cash App RB (Racing Bulls), Haas, Williams, Alpine und Sauber gehen dann leer aus, in dieser Reihenfolge belegen sie derzeit die Ränge 6 bis 10 im Konstrukteurs-Pokal.

An den ersten fünf GP-Wochenenden haben RBR, Ferrari, McLaren, Mercedes und Aston Martin 534 Punkte gesammelt, die weiteren fünf Rennställe aber nur 12.

Vertreter der hinteren Teams haben nun angeregt, mindestens bis Rang 12 WM-Zähler zu vergeben.

Die ersten Reaktionen der Fans im Netz: Sonst alles in Ordnung, Formel 1? Haben wir derzeit keine dringlicheren Probleme zu lösen?

An dieser Stelle einen Moment Historie, wenn Sie gestatten.

Änderungen am Punktesystem hat es immer wieder gegeben, sehr zum Ärger von Statistikern, deren Tabellen zunehmend verwässert worden sind.

Von 1950 bis 1959 erhielten die ersten Fünf WM-Punkte, dazu gab es einen Zähler für die beste Rennrunde.

Ab 1960 fiel dieser Punkt weg, dafür erhielt nun der Fahrer auf Rang 6 auch einen WM-Zähler.

Ab 1961 erhielt der Sieger neu 9 statt 8 Punkte. Die Verteilung 9-6-4-3-2-1 blieb dreißig Jahre unverändert.

Abgesehen von der verwirrenden Regel der Streichresultate (nur eine gewisse Anzahl Rennen zählte für die Gesamtwertung) blieb bis 1991 alles gleich. Dann erhielt der Sieger neu 10 Punkte.

Von 2003 bis 2009 erhielten die ersten acht Fahrer WM-Punkte (10-8-6-5-4-3-2-1). Seit 2010 fahren die ersten zehn Fahrer WM-Punkte ein, mit dem Schlüssel 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1.

Dann kam 2018 der Plan, schwungvoll gleich mal allen Piloten Punkte zu geben. Weltmeister Fernando Alonso damals: «Ich finde, es muss schwierig sein, Punkte zu erkämpfen. Ich weiß noch, wie Jules Bianchi in Monaco 2014 den neunten Platz erkämpft hat, war das eine Riesenstory, ein kleines Rennwunder. Wenn alle Fahrer Punkte erhalten, dann gehen solche einzigartigen Momente verloren. Punkte müssen doch etwas Exklusives bleiben.»

In Formel-1-Foren waren die Reaktionen auf «Punkte für alle» überwiegend negativ. Die Fans regten sind nicht zum ersten Mal über Bestrebungen auf, die Punktevergabe ohne Not zu verwässern. Sie erinnerten an den Schwachsinn mit den doppelten WM-Punkten beim WM-Finale von Abu Dhabi 2014.

Das kam so: Ende 2013 beschloss der damalige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, mit dem Segen der FIA, beim WM-Finale 2014 von Abu Dhabi doppelte Punkte zu vergeben. Dieses Show-Element stieß unter den Fans auf die üppige Ablehnung von 90 Prozent, und die Experten stimmten den Fans bei.

Christian Danner, Formel-1-Fachmann unserer Kollegen bei RTL, schimpfte damals: «Das ist einfach nur bescheuert! Man muss das Übel bei der Wurzel packen und die Autos gleichwertig machen. Dann braucht man keine künstliche Verfremdung der Weltmeisterschaft beim letzten Rennen. Beim Saisonfinale doppelte Punkte zu verteilen, ist eine krasse, glatte Fehlentscheidung.»

Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle haute in die gleiche Kerbe: «Das braucht keiner und ist der Bedeutung der anderen Rennen abträglich.»

Über WM-Punkte für die ersten Zwölf wird zwischen den WM-Läufen von Shanghai und Miami verhandelt. Mit einer möglichen Einführung schon 2025.

China-GP, Shanghai International Circuit

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:40:52,554 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +13,773
03. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +19,160
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +23,623
05. Carlos Sainz (E), Ferrari, +33,983
06. George Russell (GB), Mercedes, +38,724
07. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +43,414
08. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +56,198
09. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +57,986
10. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:00,476 min
11. Esteban Ocon (F), Alpine, +1:02,812
12. Alex Albon (T), Williams, +1:05,506
13. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:09,223
14. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1:11,689
15. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:22,768
16. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:27,553
17. Logan Sargeant (USA), Williams, +1:35,110
Out
Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, Kollision
Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, Kollision
Valtteri Bottas (FIN), Sauber, Motor

WM-Stand (nach 5 von 24 Grands Prix und 1 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 110 Punkte
02. Pérez 85
03. Leclerc 76
04. Sainz 69
05. Norris 58
06. Piastri 38
07. Russell 33
08. Alonso 31
09. Hamilton 19
10. Stroll 9
11. Tsunoda 7
12. Oliver Bearman (GB) 6
13. Hülkenberg 4
14. Magnussen 1
15. Albon 0
16. Ocon 0
17. Zhou 0
18. Ricciardo 0
19. Gasly 0
20. Bottas 0
21. Sargeant 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 195 Punkte
02. Ferrari 151
03. McLaren 96
04. Mercedes 52
05. Aston Martin 40
06. Racing Bulls 7
07. Haas 5
08. Williams 0
09. Alpine 0
10. Sauber 0

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