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Der Wahnsinn Formel 1 hat einen Namen: Monaco

Von Mathias Brunner
​Mit 1000 PS starken Rennwagen durch die Strassenschluchten von Monaco, der blanke Wahnsinn. Zum Mythos gehören legendäre Kurvenbezeichnungen. Aber wieso heisst eine Kurve Tabak, eine andere Massenet?

Gehen den Rennstreckenbauern die Ideen aus? Sündhaft teure Anlagen wie der Yas Marina Circuit in Abu Dhabi oder der aufregende Las Vegas Street Circuit sind einfallslos durchnummeriert – klangvolle Kurvennamen? Fehlanzeige! Zum Glück haben wir da noch Kurse von altem Schrot und Korn wie den Circuit de Monaco in Monte Carlo.

Wenn Sie in den nächsten Tagen die Berichterstattung aus dem Fürstentum verfolgen, werden Sie viele Kurvenbezeichnungen zu hören bekommen. Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Wüssten Sie, worauf diese Namen alle zurückgehen? Nein? Dann begleiten Sie uns doch auf einer Runde, angefangen mit der Rechtskurve Sainte Dévote, nach Start und Ziel.

Sainte Dévote
Die kleine Kirche in der ersten Kurve nach Start und Ziel und damit auch die Kurve sind nach der Schutzheiligen von Monaco benannt, einer Märtyrin aus dem vierten Jahrhundert. Ganz am Anfang des vierten Jahrhunderts ordnete der römische Gouverneur Dioclétien an, dass die Christen in Korsika (damals eine römische Provinz) verfolgt werden sollen. Eine junge Christin, Dévote, wurde festgenommen, verhaftet und gefoltert. Sie starb, ohne sich von ihrem Glauben loszusagen. Nach ihrem Tod befahl der Gouverneur der Provinz, ihren Leichnam zu verbrennen, aber Christen entfernten ihn und brachten ihn auf ein Fischerboot, das Richtung Afrika fahren sollte. Schon in den ersten Stunden der Überfahrt kam ein Sturm auf. Da entflog eine weisse Taube aus dem Mund von Dévote und führte das Boot unbehindert bis nach Monaco, wo es im Tal der Gaumates strandete. Dort liegt die heutige Kirche zur Heiligen Dévote.

Beau Rivage
Die Steigung zum Casino hoch erhielt ihren Namen aufgrund der Aussicht – übersetzt bedeutet es «schönes Ufer».

Massenet
Für die lange Linkskurve war Jules Massenet der Namensgeber: Der Komponist hatte sich auf Opern spezialisiert. Hier steht auch das Opernhaus von Monaco, davor übrigens eine Büste des 1912 verstorbenen Franzosen.

Casino
Das vielleicht berühmteste Spielkasino der Welt, oft auch als Filmkulisse benützt, gibt der Passage den Namen. Wussten Sie, dass es gemäss Gesetz aus dem 18. Jahrhundert den Monegassen selber verboten ist, das Casino zu betreten und zu spielen? Eine Vorsichtsmassnahme aus alten Zeiten, damit kein Einheimischer Haus und Hof verschleudert. Unter Fürst Charles III. wurde das Casino am 18. Februar 1863 eröffnet, die Leitung übernahm François Blanc. Der legte weiter Grundsteine zum Ruhm des Fürstentums – er liess Hotels bauen, Strassen und auch eine Eisenbahnlinie. Die Pläne erbrachten reiche Ernte: Fünf Jahre später finanzierte sich der Staatshaushalt durch die Einnahmen der Spielbank und die direkte Steuer wurde in Monaco abgeschafft.

Mirabeau
Eigentlich benannt nach dem Hotel gleichen Namens. Der Name ist eine Ableitung von «schöne Aussicht».

Grand Hotel
Eine Skurrilität der Strecke, denn alle sagen dieser Kurve – der langsamsten überhaupt in der Formel 1 – nicht etwa so, wie das heutige Hotel heisst, sondern so wie das frühere Hotel hiess, das dort stand: Loews. Bevor das Loews gebaut wurde, war hier der alte Bahnhof von Monaco zu finden, also hiess die Kurve einst Bahnhofskurve.

Portier
Le Portier heisst eigentlich das Quartier bei der Rechtskurve, die dann auf die Gerade zum Tunnel hinführt. Der Name selber geht nicht etwa auf einen Hotelportier zurück, sondern auf eine Verbindung römisch-katholischer Studenten.

Tunnel
Erklärt sich von selber. Akustisch jahrelang die eindrucksvollste Passage der Strecke. Ich gehe jedes Jahr im Training entlang der Strecke, aber vor der Turbohybrid-Ära war das eindrucksvoller: Schon bevor die früheren Saugmotorrenner mit 20.000/min herankreischten, begannen die Leitschienen zu vibrieren. Das Vorbeifahren war selbst mit Ohrschutz kaum zu ertragen. Vom atemraubenden Speed ganz zu schweigen.

Nouvelle Chicane
Früher hiess die Kurve Hafenschikane – weil die Kurve eben nahe am Hafen liegt. Der Mythos, wonach diese Passage in den Nachmittagstrainings besonders glitschig war, weil die Fischer über Mittag ihre Netze über die Piste schleiften, ist Quatsch. Denn jeder Fischer weiss: Der Fang wird am Morgen eingebracht.

Tabac
Erinnert an einen kleinen Tabakladen, der früher hier stand.

Piscine
Die ganze Passage rund um den Pool heisst Schwimmbad. Genaugenommen jedoch ist die 200 Sachen schnelle Kurve eingangs nach dem monegassischen Rennfahrer Louis Chiron bekannt. Hier steht auch eine Büste des Monaco-GP-Siegers von 1931.

La Rascasse
Benannt nach dem Restaurant, das hier gebaut wurde.

Anthony Noghès
Letzte Kurve vor Start und Ziel. Noghès hatte die geniale Idee, ab 1929 in Monaco ein Autorennen zu veranstalten, um mehr Touristen ins Fürstentum zu locken. Hat prima funktioniert. Unser Bild oben zeigt ihn mit Louis Chiron 1931.


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