60 Jahre F1-WM in Österreich: Bewegte Geschichte
Die Formel 1 ist seit 2014 wieder auf dem Red Bull Ring unterwegs
Sechs Jahrzehnte Formel 1 in Österreich: Eine Geschichte mit Höhepunkten und Rückschlägen. Nach dem Versuch eines Rennens auf dem Zeltweger Flugfeld 1963, noch ohne WM-Status, folgte ein Jahr später erstmals der Kampf um WM-Punkte. Nach intensiven Bemühungen von ehrgeizigen Funktionären um Martin Pfundner war es vor 60 Jahren so weit: Der erste Grand Prix als WM-Lauf! Doch er wird zum Desaster, weil die Rumpelpiste die Autos derart beansprucht, dass nur neun der 20 Piloten ins Ziel kamen. Zeltweg war damit Geschichte.
Es war aber auch der Formel-1-Einstieg eines 22-jährigen Nachwuchsfahrers namens Jochen Rindt, der jedoch nach 58 der 105 Runden mit gebrochener Lenkung des Brabham-BRM von Rob Walker aufgeben musste. Rindt hatte sich als Dreizehnter qualifiziert und hatte damit den Fuss endgültig in der Top-Klasse – sechs Jahre später war die kurze, steile Karriere abrupt zu Ende. Den Sieg holte 1964 Ferrari-Jungstar Lorenzo Bandini (damals 28), der drei Jahre später in Monaco tödlich verunglücken sollte. Ausser Bandini starben sieben weitere Fahrer dieses Rennens später bei Tests oder Rennen den Rennfahrertod.
An einem Formel-1-WM-Lauf wollte die lokale Sektion des ÖAMTC unbedingt festhalten. Also musste eine neue, moderne Strecke gebaut werden, unweit des Flugplatzes. Die ambitionierten Steirer «gewannen» das Wettbauen gegen den ÖASC mit Willy Löwinger und Salzburger Vertreter um wenige Wochen: 1969 wurden Österreichring und Salzburgring im Sommer eröffnet. Damit war der Weg frei für Formel-1-WM-Läufe in der Steiermark.
Zehn Jahre nach der Premiere gaben 1974, vor 50 Jahren, zwei Lokalmatadore auf dem Österreichring ihre Formel-1-Debüts: Dieter Quester, schon 35 Jahre alt, und Helmut Koinigg, 26. Während unter 31 Fahrern Quester sich im dritten Werks-Surtees als 25. und Letzter qualifizieren konnte, blieb dies Koinigg in einem privaten Brabham der Scuderia Finotto versagt.
Quester beendete seinen einzigen GP als Neunter und überwarf sich anschliessend mit Teamchef John Surtees, der ihm weitere Einsätze angeboten hatte. Statt Quester wechselte Koinigg für die Nordamerika-Rennen zu Surtees, wurde in Mosport (CDN) Zehnter und verunglückte in Watkins Glen (USA) in der neunten Runde tödlich, als ihn eine lockere Leitschiene buchstäblich köpfte.
Quester erinnert sich an den Sommer 1974: «Das Zünglein an der Waage war Ernie Huppert, ein Österreicher, der für Surtees arbeitete. Mit John war nach dem neunten Platz auf dem Österreichring 1974 alles abgesprochen für die drei restlichen Saisonrennen. Ich wurde in einem TV-Interview über die Situation bei Surtees befragt, und ich sagte, er sei schon ein Schlitzohr, weil er nicht alles, was er zugesagt hatte, gehalten hatte, drei Autos statt zwei zum Beispiel, und keine Ersatzteile.»
«Huppert erzählte ihm dies. Ich war out, Surtees und Huppert holten Helmut Koinigg, der dann in Watkins Glen tödlich verunglückte, in dem Auto, in dem ich hätte fahren sollen. Koinigg war einer der sympathischsten Kollegen. Mein Formel-1-Debüt auf dem Österreichring bei Surtees kostete 350.000 Schilling. Das waren noch Zeiten!» Quester habe sich später bei einer FIA-Feier in England mit Surtees ausgesprochen, erzählt er: «Wir hatten danach ein sehr gutes Verhältnis.»
Im GP 1974 startete Ferrari-Jungstar Niki Lauda erstmals in der Heimat von der «Pole», schied aber mit Motorschaden nach 17 Runden aus. Sieger wurde der aus Position 2 gestartete Carlos Reutemann (Brabham).
Vor 40 Jahren, 1984, war Lauda vs. Prost die Schlagzeile der Saison. Niki, im dritten Jahr des Comebacks bei McLaren, gelang sein einziger Heimsieg. Rivale Alain Prost hatte sich auf einem Ölfleck in der Rindt-Kurve von der Strecke gedreht. Lauda siegte trotz eines Getriebeproblems, wegen dem er fast schon aufgeben wollte. An diesem Wochenende debütierte Gerhard Berger im ATS-BMW in der Formel 1, womit nach Jo Gartner (seit Imola im Osella-Alfa dabei) ein dritter Lokalmatador antrat. Beide schafften die Qualifikation (Berger 20., Gartner 22.). Der Wiener musste schon nach sechs Runden wegen Motorschadens aufgeben, der Tiroler wurde als Letzter (12.) gewertet.
Nachdem sich die Formel 1 nach dem Chaos-Rennen 1987 aus Österreich verabschiedete, gab es vor 30 und 20 Jahren keine homologierte Strecke (in der Zwischenzeit wurde sieben Mal, von 1997 bis 2003, auf dem verkürzten A1-Ring gerast).
Dann wurde das Projekt Spielberg von Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz im zweiten Anlauf fertiggestellt, und es kam vor zehn Jahren zur Rückkehr der Top-Klasse. Die Strecke hiess nun nach dem neuen Eigner Red Bull Ring. Legendär wurden die Werbetafeln des Mercedes-Teams unter Chef Toto Wolff: «Heim-Spielberg» wurde in Anlehnung an den Wiener plakatiert, was bei Red Bull nicht gerade goutiert wurde.
Noch weniger dann der Rennausgang: Mercedes feierte einen Doppelsieg durch Nico Rosberg vor Lewis Hamilton. Mit den Williams-Piloten Valtteri Bottas und Felipe Massa (3./4.), den Force-India-Fahrern Sergio Pérez und Nico Hülkenberg (6./9.) sowie Kevin Magnussen im McLaren (7.) wurden sieben der ersten Zehn von Mercedes-Hybridmotoren in die Punkte gebracht.