Training Kanada: Verstappen 1, Leclerc crasht Ferrari

Charles Leclerc
Die gute Nachricht in Montreal für Fahrer und Fans: Freundliches Wetter über der kanadischen Metropole, ein angenehmer Sonne/Wolken-Mix bei leichtem Wind und knapp 20 Grad, kein Regen weit und breit.
Die schlechte Nachricht in Montreal für die Fahrer: Wie üblich ist die Strecke auf der Insel Notre-Dame im ersten Training noch recht schmutzig, wir sollten die Ergebnisse nicht als bare Münze nehmen dafür, was am 14. Juni in der Quali auf uns zukommen wird.
Was haben die Rennställe Neues nach Kanada gebracht? McLaren mit neuen Flügeln vorne und hinten, dazu mit modifizierter Vorderrad-Aufhängung, angeblich aus aerodynamischen Gründen; unter britischen Berichterstattern kursiert, es handle sich um eine Korrektur, die es Lando Norris einfacher machen solle, den Wagen auf seine Bedürfnisse abzustimmen.
Mercedes mit grösseren Einlässen der vorderen Bremsbelüftung und optimiertem Rand des Unterbodens; auch Aston Martin mit grösseren Lufteinlässen der Bremse – die kanadische Rennstrecke gilt als Bremsen-Killer.
Alpine mit einem kürzer gestalteten Zusatz-Element des Frontflügels, die Racing Bulls mit einer ähnlichen, pistenspezifischen Korrektur, dazu mit anderen Luftleit-Elementen im Bereich der Hinterräder.
Keine neuen Teile seit Spanien bei den anderen fünf Teams, Ferrari, Red Bull Racing, Haas, Williams und Sauber.
Was die Fahrer in Montreal von ihrem Auto wollen: gute Stabilität in den zahlreichen Bremszonen, gutes Handling über die Randsteine, viel Gefühl in der Lenkung für knackige Richtungswechsel. Und dann, wie immer: die Reifen ins beste Arbeitsfenster bringen.
Nach zwei Minuten bereits ein Dreher: Montreal-Neuling Franco Colapinto patzte in der zweiten Kurve. Zum Glück blieb sein Alpine-Rennwagen heil.
Max Verstappen monierte eine schwergängige Lenkung, der Weltmeister zu diesem Zeitpunkt in Führung. Das Team antwortete, das werde beobachtet, aber man mache sich in Sachen Standfestigkeit keine Sorgen. Max antwortete nicht am Funk, dafür mit einer neuen Bestzeit.
Nächster Fahrer in Schwierigkeiten: Kimi Antonelli kurz mit blockierten Hinterrädern, Dreher mit Ach und Krach verhindert.
Lando Norris war drauf und dran, das übliche Formel-1-Bild herzustellen (ein McLaren vorne), dann versemmelte der Engländer die Haarnadel.
Rote Flagge nach 15 Minuten: Charles Leclerc in der Mauer, Auto kaputt. Beim Anbremsen von Kurve 3 das rechte Vorderrad kurz blockiert, dann geradeaus gerutscht, die Räder vorne und hinten links schräg gerissen, danach hoffnungsloser Passagier und Aufprall rechts in die Mauer von Kurve 4. Ironischerweise Leclerc zu diesem Zeitpunkt in Führung, Training natürlich zu Ende.
Stand nach 15 Minuten: Leclerc, Russell, Norris, Verstappen, Hadjar, Albon, Tsunoda, Sainz, Gasly und Alonso.
Nach neun Minuten Pause ging es mit 19 Fahrern weiter, mit George Russell in der Wiese (an der gleichen Stelle, wo zuvor Kimi Antonelli in Schwierigkeiten war), auch Lando Norris rodelte durchs Gras. Dazu ein Dreher von Ferrari-Star Lewis Hamilton in der Haarnadel, der Engländer brachte seinen Dienstwagen für einen kurzen Service zurück an die Box. Dies unter den Augen von Piero Ferrari (80), dem Sohn des legendären Enzo Ferrari.
Stand nach 30 Minuten: Russell, Verstappen, Zuschauer Leclerc, Albon, Norris, Hamilton, Sainz, Lawson, Alonso und Hadjar.
Nach 40 Minuten Verstappen wieder vorne, knapp vor Williams-Fahrer Sainz. Auf seiner schnellen Runde quetschte sich Max vorbei am in der Mitte der Strasse herumtrödelnden Hamilton im Ferrari.
Max stöhnte am Funk: «Also viel Raum hat er mir nicht gelassen …»
Das war eines der Leitthemen dieses Training: Alex Albon stand zuerst Gabriel Bortoleto im Weg, dann Fernando Alonso. Zwei Mal hätte es übel krachen können mit Richtungswechseln des Williams-Fahrers, kurz bevor der Verfolger herangeschossen kommt ¬– brandgefährlich!
Endlich erwachten auch die Rennkommissare und begannen gegen den Thai-Briten Albon eine Ermittlung wegen Blockierens. Um gleich zu melden: keine weitere Massnahme notwendig. Das dürften Bortoleto und Alonso anders sehen.
Nach 45 Minuten Williams auf den Rängen 2 (Albon) und 3 (Sainz). Teamchef James Vowles: «Dieser Speed ist nicht repräsentativ, wir fahren ein anderes Programm als unsere Gegner.»
McLaren noch nicht auf dem üblichen Tempo: Norris erneut neben der Bahn, Piastri beklagte sich, er fände keine freie Runde.
1. Training, Kanada
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:13,193 min
02. Alex Albon (T), Williams, 1:13,232
03. Carlos Sainz (E), Williams, 1:13,275
04. George Russell (GB), Mercedes, 1:13,535
05. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:13,620
06. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:13,631
07. Lando Norris (GB), McLaren, 1:13,651
08. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:13,737
09. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:13,817
10. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:13,885
11. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:13,927
12. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:13,972
13. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:14,002
14. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:14,198
15. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:14,203
16. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:14,324
17. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:14,520
18. Esteban Ocon (F), Haas, 1:14,605
19. Franco Colapinto (RA), Alpine, 1:14,645
20. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:14,821