Gordon Murray: Schock-Diagnose Speiseröhren-Krebs

Gordon Murray mit seinen Fahrzeugen
Der legendäre Rennwagen-Designer Gordon Murray hat in einem Interview mit dem Telegraph enthüllt: Er ist an Krebs erkrankt und musste sich einer Chemo-Therapie sowie einer Operation unterziehen.
Der 79-jährige Südafrikaner sagt: «Seit 15 Jahren gehe ich jedes Jahr zu einer Endoskopie und einer Biopsie. Bei einer dieser Untersuchungen haben wir es entdeckt. Das Problem bei Speiseröhren-Krebs ist, dass er kaum Symptome zeigt, bis es zu spät ist, weshalb die Überlebensrate sehr niedrig ist.
Gordon Murray entschied sich zu einer Chemo-Therapie mit anschliessender Operation. Die Chemo hatte starke Nebenwirkungen – wie etwa Herzrasen, mit bis zu 180 Schlägen pro Minute. Das verzögerte den Eingriff, der schliesslich im im Juli 2024 im Londoner Guy’s-Krankenhaus durchgeführt werden konnte.
Die Operation wurde von Professor Shaun Preston mit Hilfe eines chirurgischen Roboters namens Da Vinci XI durchgeführt, und der Patient konnte bereits sechs Tage nach dem Eingriff die Intensivstation verlassen.
Murray verglich die Technik, die bei seiner Operation zum Einsatz kam, mit Rennsport: «Der Chirurg sitzt auf der anderen Seite des Raumes wie an einer PlayStation, und du liegst da, und alles wird mit Robotern gemacht. Es ist ein bisschen so, als würden wir den Prototypen eines Rennwagens entwickeln.»
Das ist Gordon Murray
Gordon Murray ist nichts weniger als eine Rennsportlegende, in Sachen Genialität mit den Rennwagen-Designern Colin Chapman, John Barnard und Adrian Newey in einem Atemzug zu nennen.
Murray war der Sohn eines einfachen Mechanikers aus Südafrika. Schon während seiner Maschinenbau-Studien an der Technischen Uni von Durban bastelte er an eigenen Rennwagen, die er selber einsetzte. Erfolg: mässig. Der Sprössling schottischer Auswanderer sah seine Heimat als Sackgasse, was eine Karriere im Rennsport anging, also reiste er kurzerhand nach Grossbritannien.
Eigentlich wollte Murray bei Lotus arbeiten, aber zufälligerweise traf er den damaligen Brabham-Konstrukteur Ron Tauranac. Die beiden fanden einen gemeinsamen Draht, und so nahm Murray die Arbeit bei Brabham auf statt bei Lotus. Als Bernie Ecclestone den Rennstall von Jack Brabham und Ron Tauranac übernahm, ernannte er Murray zur rechten Hand des damaligen Chefdesigners Ralph Bellamy. Als der Brabham verliess, war Murray über Nacht neuer Technikchef. Mit 26 Jahren wohlgemerkt.
Mit Brabham und Nelson Piquet wurde Murray 1981 und 1983 Weltmeister, zuvor baute er eines der faszinierendsten GP-Autos, den Staubsauger-Brabham BT46B von 1978, der nach einem einzigen Einsatz verboten wurde.
Danach wechselte Murray zu McLaren, wo es drei WM-Titel in Folge zu feiern gab (1988 bis 1990). Danach entwarf Gordon den McLaren-Sportwagen, der 1995 sogar die 24 Stunden von Le Mans gewann. 2005 gründete Gordon Murray eine eigene Firma (Gordon Murray Design). Später arbeitete er am Supersportwagen T.50, der das Staugsaugerprinzip des damaligen Brabham auf die Strasse bringt.