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Fred Vasseur: Ferrari-Kritik erzeugt heftige Reaktion

Von Mathias Brunner
Was Ferrari tut, wird immer ganz genau beobachtet

Was Ferrari tut, wird immer ganz genau beobachtet

​In italienischen Medien wird alles um Ferrari besonders kritisch unter die Lupe genommen. Ferrari-Teamchef Fred Vasseur sprach von Respektlosigkeit und Dummheit. Das erzeugt eine heftige Reaktion.

Normalerweise ist der Ferrari-Teamchef nie um einen Scherz verlegen und lächelt Probleme souverän weg. Nicht so in Kanada. Vasseur sah aus wie ein überhitzte Herzplatte als er sagte: «Ich muss aufpassen, dass ich meine Zunge im Zaum halte.»

Der 57-jährige Franzose Vasseur sagte in Montreal: «Was da teilweise geschrieben wird, das ist respektlos für unsere Mannschaft, und ich verstehe es nicht. Wenn es nur darum geht, Mist zu verbreiten, dann ist das nicht zielführend, was uns angeht. Denn wir sind hier nun in Kanada, und seit Anfang der Woche reden wir von nichts Anderem. Wenn das ihr Ziel war, dann haben sie es erreicht.»

«Als Teamchef war mir klar, was da alles auf mich zukommt. Damit habe ich kein Problem. Aber für unsere Angestellten ist das ganz schwierig. Sie arbeiten so hart, und alles, was sie dann hören ist – der wird ersetzt und der wird ersetzt und der ist nicht zu brauchen. Ich will nicht alle Journalisten über den gleichen Kamm scheren, aber das ist nicht akzeptabel, das ist respektlos und dumm. Und jetzt will ich über darüber nicht mehr reden.»

Respektlosigkeit hat Vasseur in seiner Brandrede mehrfach erwähnt, und natürlich drängt sich die Frage auf: Was hat Fred dieses Mal so wütend gemacht?

Der Hintergrund ist möglicherweise dieser: Im März 2023 ist bei Ferrari Aerodynamik-Chef David Sanchez von Bord gegangen, er sollte bei McLaren James Key als leitender Techniker ersetzen. Aber die Chemie stimmte nicht zwischen Sanchez und McLaren, der Vertrag wurde im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Sanchez zog im Mai 2024 zu Alpine.

Seit Anfang August 2024 ist Diego Tondi neuer Aero-Chef bei Ferrari, früherer Assistent von Sanchez. Am 1. Oktober 2024 kam Fahrzeug-Ingenieur Loic Serra (Ex-Mercedes) zu Ferrari, als Leiter der Chassis-Abteilung.

Im Frühling 2025 wurde Kritik an Tondi laut, nachdem die Ergebnisse von Ferrari unter den Erwartungen blieben.

In Italien – und damit kommen wir zum Punkt, der Vasseur wohl so auf die Palme gebracht hat – ist nun bei einigen Zeitungen davon die Rede, dass Ferrari die Angel nach Enrico Balbo ausgeworfen habe, und zwar mehrfach, also nach dem leitenden Aerodynamiker von Red Bull Racing. Anstelle von Tondi.

So erhalten die obigen Worte von Vasseur einen Sinn: «Für unsere Angestellten ist das ganz schwierig. Sie arbeiten so hart, und alles, was sie dann hören ist – der wird ersetzt und der wird ersetzt und der ist nicht zu brauchen.»

Respektlos und dumm, das lässt der italienische Autojournalisten-Verband so nicht auf sich sitzen, ermahnt aber auch zum seriösen Journalismus.

Die UIGA teilt in einer Stellungnahme mit: «Ein bekannter Teamchef eines italienischen Teams hat sich besorgt geäussert über die von einem Teil der Presse verbreiteten, unbestätigten Nachrichten über mögliche Veränderungen an der Spitze des technischen Bereichs; Äusserungen, die als schädlich für das interne Klima des Teams angesehen werden.»

«Im Einzelnen unterstrich er, wie einige Gerüchte über führende Persönlichkeiten aus den Teams der Konkurrenten die eigenen Mitarbeiter verunsichern und Spannungen schüren können, was das Erreichen ehrgeiziger sportlicher Ziele noch schwieriger mache.»

«Der gleiche Teamchef wollte unterscheiden zwischen dem Journalismus, der mit Strenge und Professionalität betrieben wird, und dem, der – wie er findet – der Versuchung der Sensationslust und des so genannten ‚Clickbait‘ nachgibt und mehr zur Verwirrung als zur Klarheit beiträgt.»

«Die UIGA hält es für notwendig, ein einfaches und grundlegendes Prinzip zu bekräftigen: Sportjournalismus muss, wie jede Form professioneller Information, immer von Fairness, der Überprüfung von Fakten und dem Bewusstsein für den Kontext, in dem er tätig ist, geleitet sein.»

«Kein Druck, weder direkt noch indirekt, kann oder darf die Pressefreiheit einschränken. Diese Freiheit ist umso wertvoller, wenn sie mit der vollen Übernahme von Verantwortung einhergeht.»

«Es ist nicht die Aufgabe der Journalisten, ein Team zu ‚unterstützen‘, sondern ehrlich zu berichten, was passiert. Dies kann niemals die Verbreitung von unbestätigten Nachrichten rechtfertigen, die das Risiko bergen, bereits komplexe Gleichgewichte zu gefährden, mit konkreten menschlichen und beruflichen Auswirkungen.»


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