SBK: Toprak analysiert seinen Teamkollegen

Silverstone: Leclerc 1., Verstappen 3., Hamilton P11

Von Mathias Brunner
Charles Leclerc

Charles Leclerc

​Drittes freies Training zum Traditions-GP von Grossbritannien auf dem Silverstone Circuit: Leclerc erzielt Bestzeit, knapp vor Piastri, Verstappen und Norris, Hamilton wurde auf guter Runde gestoppt.

Silverstone: Letzte Möglichkeit für die 20 Formel-1-Fahrer, ihre Autos im Quali-Trimm auszuloten und mit viel Kraftstoff im Tank im Hinblick auf den Grand Prix.

Das Wetter spielt an diesem 5. Juli eine enorme Rolle: Das warme Sommerwetter vom Freitag hat sich verzogen, , viele Regenzellen in der Luft. Kühlere Bedingungen, das spielt Mercedes in die Hände – Lufttemperatur keine 20 Grad, die Bahn nur 25,5 Grad warm.

Also ganz andere Bedingungen als am ersten Trainingstag, da müssen Fahrer und Ingenieure bei der Abstimmung nachbessern. Dunkle Wolken am Himmel, gemäss FIA aber eine Regenwahrscheinlichkeit von nur 10 Prozent. Der Wetterdienst des Autosport-Weltverbands ist Méteo France.

Das Training begann nicht wie geplant um 11.30 Lokalzeit (12.30 europäischer Sommerzeit), denn beim Formel-3-Sprint und der Demo früherer Formel-1-Autos waren viele Kiesel auf die Bahn geschaufelt worden, zudem gab es massiven Reifenabrieb von den Pirelli-Walzen, das alles musste von den fleissigen Streckenposten mit Besen weggefegt werden.

Mit fünf Minuten Verzögerung ging es los, mit Lewis’ Bruder Nicholas zu Gast bei Ferrari. Nicholas drückt an diesem Wochenende Daumen, dass die podestplatzlose Phase von Lewis (inzwischen 13 Grands Prix lang, so lange wie noch nie in seiner GP-Karriere) endlich zu Ende geht.

Der Wind ändert hier ständig. In diesem Training bei Start und Ziel von hinten, auf der Hangar-Geraden von vorne, aber schon am Nachmittag in der Quali kann das umgekehrt sein.

In den ersten zehn Minuten nur Alpine und Aston Martin auf der Bahn, die Fans mussten sich gedulden – dann donnernder Applaus von den auf Stelzen platzierten Tribünen, denn Lewis Hamilton liess sich mit seinem Ferrari blicken. Und setzte sich auf weichen Pirelli-Reifen sofort an die Spitze.

Der kalifornische McLaren-CEO Zak Brown wittert: «Man sollte Max Verstappen und die Mercedes nie abschreiben, aber ich sehe Ferrari als unseren gefährlichsten Gegner hier.»

Nach einer Viertelstunde Lokalheld Lando Norris im McLaren auf der Strecke, der WM-Zweite von 2024 hat hier eine eigene Tribüne (den so genannten Landostand).

Und wenn wir schon bei Silverstone-Merkwürdigkeiten sind: Wir haben hier Alex(ander) Albon mit Williams auf der Bahn, und Alex(andra) Albon auf einer Tribüne (nicht verwandt). Unsere britischen Sky-Kollegen haben sie aufgespürt.

Nach 20 Minuten endlich 20 Autos auf er Bahn, Leclerc nun vor Verstappen an der Spitze, dann Hamilton, Russell und Norris. Albon (nicht Alexandra) auf P7 hinter Antonelli.

Mit 30 Minuten verflogen Leclerc weiter an der Spitze, gute zwei Zehntel dahinter Max Verstappen, sein Red Bull Racing RB21 sichtlich ruhiger liegend als am Freitag. Dann Russell, Antonelli und Hamilton.

Norris und Piastri zu gleichen Zeit auf P5 und P6, bei den Gegnern gingen die Brauen hoch: Mehr Sprit an Bord? Motorleistung heruntergefahren?

Einer der Gründe, wieso Ferrari hier bei der Musik ist: Silverstone hat wenige Wellen, die Italiener können den Wagen tiefer setzen als auf anderen Strecken, der Saugnapf-Effekt des SF-25 kann sich auf diese Weise gleichmässiger entwickeln.

Max Verstappen schimpfte am Funk über sein Auto: «Die Bremsbalance stimmt einfach nicht, es fühlt sich an, als würde ich die Handbremse ziehen.» Es geht hier um den Einsatz der Motorbremse in der Bremszone, wenn die Balance nicht gleichmässig ist, sondern von vorne nach hinten wandert (oder umgekehrt).

Leclerc meldete nach 40 Minuten aus Copse Corner (Kurve 9): «Ein paar Regentropfen, aber nichts Dramatisches.»

Danach Russell im Mercedes neu auf P2 hinter Leclerc, während Lawson und Gasly ein kleines Privatduell hatten, bei dem sich beide Fahrer keinen Gefallen taten. Die FIA-Regelhüter sahen sich das genauer an.

20 Minuten vor Schluss machte McLaren ernst: Norris übernahm das Kommando, aber nur kurz, dann WM-Leader Piastri an der Spitze, 40 Tausendstelsekunden vor dem Engkänbder.

Max Verstappen dann 19 Tausendstel hinter Piastri auf P2, wie hatte Zak Brown von McLaren gesagt? «Verstappen musst du immer auf der Rechnung haben.»

Würde Ferrari noch eine Antwort haben? Ja! Charles Leclerc zehn Minuten vor dem Fallen der Zielflagge wieder auf Platz 1, dann nahm «Mr. Silverstone» Lewis Hamilton (neun Siege!) erneut Anlauf – aber der Superstar musste abbrechen, rote Flagge wegen eines Luftleit-Elements des Haas von Oliver Bearman auf der Strecke, am Ende der Hangar-Geraden.

Nach der roten Flagge stürmten alle Fahrer nochmals raus (auch für Probestarts), aber weit kamen sie nicht: Gabriel Bortoleto im Kies, erneut rote Flagge, damit war das Training gelaufen. Als der Sauber rückwärts über einen Buckel rutschte, knackte die linke Vorderradaufhängung. Die Mechaniker haben viel Arbeit vor der Quali.

Der Aufregung noch nicht genug: Dreher von Haas-Fahrer Bearman in der Boxeneinfahrt, Fahrzeugnase abgeschlagen.

Zu allem Übel wird auch noch gegen den jungen Engländer ermittelt – wegen zu schnellen Fahrens bei roter Flagge. Da kommt eine zweite Strafversetzung auf uns zu, denn Kimi Antonelli hat ja schon drei Ränge zurück, wegen seiner Kollision mit Max Verstappen in Österreich.

Alles ist angerichtet für ein spannendes Qualifying.


3. Training, Grossbritannien

01. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:25,498 min
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:25,566
03. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:25,585
04. Lando Norris (GB), McLaren, 1:25,606
05. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:26,104
06. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:26,112
07. Alex Albon (T), Williams, 1:26,119
08. George Russell (GB), Mercedes, 1:26,125
09. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:26,129
10. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:26,256
11. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:26,332
12. Carlos Sainz (E), Williams, 1:26,332
13. Esteban Ocon (F), Haas, 1:26,377
14. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:26,422
15. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:26,499
16. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:26,501
17. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:26,894
18. Franco Colapinto (RA), Alpine, 1:27,597
19. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:27,600
20. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:27,878

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