Deutsche unter Druck

Von Peter Hesseler
Nico Rosberg sitzen die Gegner schon im Nacken

Nico Rosberg sitzen die Gegner schon im Nacken

Trotz Rosbergs Sieg in China wird Bahrain zum Charaktertest für Nico und seine Landsleute.

Kaum drei Rennen gefahren – und die deutschen Fahrer sehen sich Situationen gegenüber, die sie so mit Sicherheit nicht erträumt, erhofft oder ausgemalt hatten.

Der zweimalige Weltmeister Sebastian Vettel steht vor dem vierten Saisonrennen in Bahrain auf Rang 5 der WM-Wertung. Dreimal wurde er in der Qualifikation vom australischen Routinier und Teamkollegen Mark Webber geschlagen, den viele bereits auf dem Weg in den Vorruhestand gesehen hatten. Überdies wird es für Vettel und Red Bull Racing nach einem leicht fragwürdigen Überrundungsmanöver sowie Funkproblemen in Malaysia sowie verschlafenem Start in China Zeit für ein glattes Wochenende. Natürlich sind die Jungs Druck gewöhnt, aber ein 0:4 im Quali-Duell gegen Webber wäre eine Art Bestätigung – für die Stärke des Australiers und die Probleme Vettels. Beinahe schon eine Krise. Und in dieser Lage auf eine Auspuffversion umsteigen zu müssen, die ihm nicht schmeckt, weil das Auto am Kurveneingang nicht so liegt wie gewünscht, wird nicht zur Gelassenheit des Fahrers beitragen. Hier steht nicht nur ein Talent-, sondern auch ein Charaktertest an.

Nico Rosberg wird in Bahrain mit einem Dauergrinsen antreten. Die erste Pole-Position und der erste Karriere-Sieg sind ebenso beiseite geräumt wie die beiden Quali-Fehler von Australien und Malaysia. Doch wenn er nicht nachlegt, heisst es schnell: Eintagsfliege. Allerdings: Bahrain ist ein Kurs, auf dem die Bremse besonders wichtig ist. Und dieses Instrument beherrscht der Wiesbadener wie kein Zweiter. Fraglich ist hier eher: Läuft der Strömungslinien-Benz mit seinen verwirrenden f-ducts auch in der Wüste zu grosser Form auf, oder ist es hier wieder zu warm (China passte den Silberpfeilen mit 24 Grad optimal) für dessen Reifenumgang. Insofern wird dieses Rennen auch für Rosbergs Team wegweisend sein: Kann es um die WM mitfahren oder war China ein Glückstreffer?

Nico Hülkenberg (Force India) hatte mit Platz 15 in China das Nachsehen gegenüber Paul Di Resta. Allerdings hat der Schotte auch nicht gepunktet, insofern hielt sich der Schaden in Grenzen. Doch gerade in diesem Team geht es um die interne Vorherrschaft zweier als Juwelen gehandelter Piloten. Wenn Hülkenberg sich nachhaltig für ein Siegerauto empfehlen und die Chefs der Spitzenteams beeindrucken will, muss er den harten Widersacher schnell und konsequent hinter sich lassen. Dafür braucht er Glück, denn unter die besten Zehn zu fahren ist mit diesem Auto eigentlich kaum möglich. Und Di Resta hat schon fünf Zähler mehr auf dem Konto.

Michael Schumachers Jobliste ist durch Nico Rosbergs China-Erfolg um eine gewaltige Aufgabe geschrumpft. Den ersten Silberpfeilsieg der Neuzeit kann er sich nicht mehr ans Revers heften. Rosberg wird intern massiven Auftrieb erhalten. Jetzt wird sich zeigen, ob der alte Kämpfer in China unter Wert geschlagen wurde oder ob er auf dem Weg zur klaren Nummer 2 ist. Und diese Aussicht darf man zeitlich für begrenzt halten…

Routinier Timo Glock (Marussia F1) hatte in China keine erkennbaren Vorteile gegenüber Neuling Charles Pic, der nach seinem dritten Grand Prix hoch gelobt wurde. Er wird darauf brennen, dem aufstrebenden Neuling in Bahrain seine Grenzen zu setzen. Hier startete Timo 2008 von seinem bislang besten Startplatz: Rang 2 (2008).

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