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Kovalainen kann das Jammern nicht lassen

Kolumne von Peter Hesseler
Kovalainen beschäftigen vergangene Jahre

Kovalainen beschäftigen vergangene Jahre

Der bei Caterham ausgeschiedene Finne hadert mit seiner missratenen Karriere – und hört wohl nie damit auf.

Da hat jemand die Gesetze des Marktes nicht begriffen – und outet sich als Jammerlappen.

Der bei Caterham ausgeschiedene Heikki Kovalainen, der sich am arabischen Golf bereits einen Alters-Ruhesitz zugelegt hat, scheint zu wenig zu tun haben. Jetzt klagt er, die Topteams hätten ihn übersehen. Der Arme, und unsere britischen Kollegen drucken diesen Unfug auch noch.

Wenn dem so ist, dass der 31-jährige Kovalainen wirklich übersehen wurde, dann müssen wir zum Augenarzt.

Der Finne bekam  2007, also vor sechs Jahren, bei Renault einen Stammplatz zugewiesen. Renault war das Weltmeister-Team. Teamkollege war Giancarlo Fisichella, damals schon über seinen Zenit hinaus. Kovalainen bekam Abertausende Testkilometer, eine komplette Testsaison als Vorbereitung, aber er schlug als Stammfahrer nicht wie erhofft ein.

Kovalainen wurde Ende des Jahres nach 17 GP als braver WM-Siebter ebenso ziehen gelassen wie Fisico als WM-Achter. Renault war nicht mehr das Spitzenteam der Vorjahre, aber immer noch ein Spitzenteam, am Ende 2007 WM-Dritter.

Für 2008 und 2009 wurde Kovalainen, der 2004 das Race of Champions gewonnen hatte, von McLaren-Mercedes verpflichtet. Dort wollte man nach der Saison mit dem Alonso-Hamilton-Zwist – seien wir ehrlich – auch mal ein bisschen Ruhe haben.

Lewis Hamilton, der gleichzeitig mit Kovalainen in der F1 gestartet war, wurde mit 98 WM-Punkten Weltmeister. Hamilton stellte seinen Teamkollegen (53 Zähler) klar in den Schatten. Der Mann aus Suomussalmi wurde WM-Siebter. Er gewann in dem Jahr ein Rennen, den Ungarn-GP, nachdem der weit führende Felipe Massa wegen Motorschadens am Ferrari ausgerollt war.

Man muss zur Stelle sein, wenn es was zu ernten gibt. Das war Kovalainen damals in Budapest. Ein Sieg bleibt ein Sieg. Den wollen wir ihm nicht nehmen.

Aber ein geschenkter Sieg bleibt auch ein geschenkter Sieg. Das wollen wir doch nicht vergessen.

2009 war der McLaren-Mercedes nicht auf der Höhe. Aber Kovalainen auch nicht. Er wurde mit 22 Zählern WM-Zwölfter, Hamilton mit 49 WM-Fünfter.

Das waren drei Jahre – oder 53 Grands Prix, in Spitzenteams, denn das war McLaren immer noch, wie zwei Siege und fünf Podestplätze Hamiltons belegen. Wer also hat da was übersehen?

Kovalainens Statistik zu Folge war McLaren allerdings 2009 wirklich kein Topteam mehr. Seine beste Platzierung 2009 war ein vierter Rang.

Kovalainen war fortan frei für andere Aufgaben, wechselte zu Caterham (anfangs Team Lotus genannt). Dort hatte er erstmal zwei Jahre lang die meiste Arbeit damit gehabt zu erklären, warum er bei McLaren gescheitert war. Zumindest dachte er das, denn er rechtfertigte sich von morgens bis abends, ohne je einen Grund dafür zu nennen, warum er sich nicht durchgesetzt hatte. Keinen einzigen. Stattdessen beteuerte er immer wieder, dass er durch diese harte Zeit ein viel besserer Fahrer geworden sei. Diesen Unsinn wollte er uns tatsächlich vorsetzen, nicht ahnend, dass wir ihn für folgenden Satz auf der Stelle geadelt hätten: «Hamilton war einfach besser!»  Aber nein, er blieb bei seiner Sichtweise.

Bei Kovalainen fällt es mir schwer, neutral zu bleiben. Sicher hat er bei Caterham drei Jahre lang – mit Abstrichen im dritten – einen ordentlichen Job gemacht. Aber dieses Gejammer über Jahre ist nicht auszuhalten, selbst aus dem Ruhestand plärrt er noch.

Dabei war Kova einst mit extremen Vorschusslorbeeren gestartet. Sämtliche Presse-Offiziere und-Unteroffiziere von Renault priesen seinen lustigen, offenen Charakter an, der sei ein gefundenes Fressen für die Presse sei.

Wir haben uns dessen natürlich vergewissert, oder es zumindest versucht. Kovalainen mag ein freundliches Kerlchen sein, aber an übermässigem Esprit leidet er sicher nicht. Es tut mir leid, aber aus sechs Jahren Kovalainen-Karriere ist mir nur einziger brauchbarer Satz hängengeblieben. Und mit dem wies er im vorigen Herbst sein Management an, bei Sponsoren nicht um Geld für ein Cockpit 2013 zu betteln. «Ich will das nicht», sagte der Fahrer.

Das wäre ein guter Schlusssatz gewesen.

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