Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Von Lamas, Kimi und anderen Tieren

Kolumne von Tom Hunter
Die Petronas-Girls: Immer stilsicher und geschmackvoll, aber doch sexy

Die Petronas-Girls: Immer stilsicher und geschmackvoll, aber doch sexy

Einige Gedanken auf der Autobahn vor dem Malaysia-GP: Willkommen in der Artenvielfalt des Dschungels.
Ein Formel-1-Teamchef hat mir gegenüber einmal festgehalten, ohne mit der Wimper zu zucken: «Je heisser, desto dümmer.»

Er bezog sich dabei auf die Denkfähigkeit gewisser Menschen in gewissen Ländern, und, nein, ich werde nun gewiss nicht sagen, um wen es sich hier gehandelt hat. Die Geissel der politischen Korrektheit wäre ihm sicher.

Seiner fragwürdigen These zufolge arbeitet das Hirn je langsamer, desto wärmer es ist. Auf die Gegenfrage, warum es dann beispielsweise so viele Computer-Spezialisten aus Indien gebe und nicht aus, hm, sagen wir Lappland, hatte er dann keine so gute Antwort parat.

Ich ja bin ein grosser Fan des Mottos: Leben und leben lassen.

Aber so ganz und gar Unrecht hat der Formel-1-Teamchef nicht, wenn ich mir das Land der Lamas so anschaue.

«Lamas?» wird der aufmerksame Leser an dieser Stelle fragen. «War das nicht Peru?»

Nein, glauben Sie mir – es ist Malaysia.

Und die meisten davon leben in seltsamen kleinen Blechhütten, die auf Gummirollen stehen. Und sie verstopfen damit sämtliche Strassen.

Ich weiss, der junge Jazeman Jaafar träumt davon, Formel-1-Rennfahrer zu werden. Ich schätze, er ist die Ausnahme der Regel, denn die meisten Autofahrer auf den Strassen in und um Kuala Lumpur würden bei uns als fahruntauglich eingestuft (ein Teil ihrer Fahrzeuge auch).

Unfassbar, was da für ein Vollquark zusammengefahren wird: Die einen kriechen mit 40 Sachen auf der Autobahn herum, ein Blick ins Innere zeigt ein Hutzelmännchen, das mit dem Lenkrad verwachsen zu sein scheint, die Augen weit aufgerissen, die Angst ins Gesicht gemeisselt.

Der überraschende Spurwechsel (natürlich ohne Blinker) gehört zum Grund-Repertoire jedes Fahrers, in aller Perfektion jedoch ausgeführt von einer Frau mit Kopftuch. Bevor sich jemand auf den Schlips getreten fühlt: Ich respektiere den Glauben aller Mitmenschen und damit auch die angemessenen Bekleidungsstücke. Aber keiner kann mir weismachen, dass das Tragen von Kopftüchern dem peripheren Sehen besonders förderlich ist.

Eines Tages staunte ich dann doch: Auf dem Weg zur Rennstrecke, in einem Kreisel, überholt mich ein BMW M5, querstehend, mit rauchenden Reifen, aussen, in einem Tempo als wäre ich auf den Asphalt geleimt (und glauben Sie mir, ich war nicht unflott unterwegs). Ein Seitenblick bestätigte den sofortigen Verdacht, dass hier kein Malaysier am Steuer sitzen kann: Aha, Juan Pablo Montoya ...

Der Dschungel von Malaysia ist allgegenwärtig, auch mitten in der Stadt.

Vor Jahren sass ich am Hotel-Pool im angenehmen Halbdunkel, in der linken Hand eine friedlich vor sich hinkräuselnde Cohiba, in der Rechten einen edel duftenden 25jährigen Macallan, Gedanken über das Leben im Allgemeinen und über die Formel 1 im Besonderen nachhängend.

Da! Ein schwarzen Gehusche auf meiner Hose!

Ich stellte vorsichtig den Macallan ab und wischte den talergrossen Schatten von der Hose. Zeigte der Macallan vielleicht schon Wirkung? Litt ich noch an Jetlag? Was um alles in der Welt war das?

Als sich der Schatten dann hurtig Richtung Pool bewegte, wurde ich doch etwas neugierig. Eine kurze Verfolgungsjagd und ein langer Blick später wusste ich es: eine Kakerlake, so dick und so fett wie Sie noch keine in Ihrem Leben gesehen haben.

Ich habe es dann vorgezogen, Zigarre und Whisky an der Hotelbar weiter zu geniessen ...

Unvergessen auch, als vor einem Formel-1-Training eine wundervoll gezeichnete Wildkatze über die Strecke schoss, seltsamerweise exakt auf der Ideallinie um eine Kurve sprintend. Gerüchten zufolge hat sie später im Debriefing von Untersteuern und abbauenden Tatzen berichtet.

Einige meiner Zeitgenossen hielten das prächtige Tier für einen Leoparden, ich bin mir da nicht so sicher. Sicher bin ich aber, dass Caterham-Fahrer Giedo van der Garde hier mit einem Tiger auf dem Helm fahren wird. Er hätte den Tiger wohl lieber im Tank, um seiner lahmen Kiste (Lama!) etwas Beine zu machen. Und Max Chilton findet sowieso, aufgrund der Fahrweise van der Gardes in Australien müsste auf dem Helm vielmehr ein Vogel stehen ...

Ein britischer Kollege guckt mir eben auf den Schirm und grinst: «Aber Tom, die hübschesten Katzen auf der Strecke stehen doch jeweils auf der Startaufstellung!»

Wir ignorieren diese anzügliche Bemerkung, halten aber gerne fest: Die bekannte Batik-Designerin Nazleen Noor hat als Outfit der atemraubenden Stangenhalterinnen drei verschiedene Uniformen anfertigen lassen. Wie immer sind dabei die Farben von Hauptsponsor Petronas und viel Stilsicherheit verarbeitet worden – es gibt nur wenige Länder, in welchen die Grid-Girls geschmackvoll und doch sexy angezogen werden.

Wie sich einige der langbeinigen Grazien in die edlen Tücher schlängeln, ist mir ein Rätsel. Immerhin leben sie gefahrloser als jene Königskobra, die sich in Sepang auf der Rennstrecke mutig dem Gegenverkehr aufrichtete. Leider überlebte das Tier die entgegenkommende Schar von Motorrädern nicht.

Stillstand ist nicht nur in der Formel 1 gefährlich.

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