Kompaktklasse mit Raffinesse
F60 - ein hervorragendes Studienobjekt für den Fahrzeugbau
Einige Eifrige, die ihre Linsen weit unter die Nase oder das Hinterteil des F60 stecken wollten, wurden sanft zurückgepfiffen. Auch die Galerie der freigegebenen Fotos strotzt nicht gerade vor Freizügigkeit. Man weiß: Bei den Roten scheint eben jedes Detail noch etwas interessanter und geheimer zu sein als bei anderen Formel-1-Rennställen. Einzig die Slicks, 2009 nach elf Jahren Verbannung wieder in Mode, werden ohne Argwohn dargeboten.
Und dennoch kommen die Feinheiten des Einsatzfahrzeugs für 2009 nach und nach ans Licht. Ferrari weiß auch das, nur sollen der Konkurrenz die Kopiervorlagen und technischen Lösungen des führenden Konstruktionsbüros des GP-Sports nicht frei Haus geliefert werden.
Was man dem Auto, dem ersten 2009 präsentierten überhaupt, deutlich ansieht: Die individuellen Unterscheidungsmerkmale werden immer weniger. Wie Superkonstrukteur Adrian Newey (Red Bull) treffend bemerkte: «Nur im Bereich der Vorderachse kann ein Designer heutzutage seinem Auto noch einen Stempel aufdrücken.»
Die Auspuffendrohre ragen nun wegen des Verkleidungsverbots auf dem Chassis blank und nach hinten gekrümmt aus dem Auto. Heckflügel und Diffusor verraten noch wenig kreatives Potenzial und schweigen sich über die letzte Philosophie des Autos aus. Doch die Verringerung des Radstands um drei Zentimeter weist darauf hin, dass bei der aerodynamischen Stabilität Kompromisse gemacht wurden zugunsten einer schnelleren Erwärmung der Reifen. Das war 2008 der Schwachpunkt des Autos aus Maranello, kostete in der Qualifikation ein paar Grad Temperatur, die nötige Haftung, schließlich wertvolle Startplätze und letztlich womöglich den WM-Titel.
Ein Geheimnis bleibt vorläufig die für die Wettbewerbsfähigkeit mitentscheidende Gewichtsverteilung im F60. Denn sie hängt vom KERS-Einsatz ab. Und der ist – bei den Italienern – noch nicht beschlossene Sache, eher Verschlusssache…
Felipe Massa gab nach ersten Proberunden in Mugello noch keinen Kommentar zum Fahrverhalten seines neuen Dienstfahrzeugs ab, sieht sich persönlich jedoch «physisch und psychisch bestens» für die nächste Titeljagd gerüstet. Die Scuderia gewann in den letzten zehn Jahren acht Konstrukteurstitel, aber nur sechsmal die Fahrerkrone. Massa glaubt, dass der Kampf darüber 2009 zwischen «mehr Gegnern ausgetragen wird als zuletzt: McLaren, BMW und Renault sind im Rennen – mit uns.»
Voriges Jahr verlor er den Titel im Finale von Brasilien, vor der eigenen Haustür, 400 Meter vor dem Ziel.