Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Mosley verteidigt Sparkurs

Von Peter Hesseler
Max Mosley

Max Mosley

FIA-Präsident plaudert hinsichtlich der aktuellen Verschwendungssucht aus dem Nähkästchen. Gibt Ferrari wirklich 500 Millionen Euro pro Jahr aus?

Nach dem Treffen der Formel-1-Teams mit dem Weltverband FIA hat Präsident Max Mosley gesprochen. Sein Hauptsatz lautet: «Die Formel 1 wäre ärmer ohne Ferrari.» Das ist allerdings noch lange kein Entgegenkommen.

Hintergrund ist der immer noch drohende Ausstieg des einzigen Teams, das von Beginn der Serie im Jahr 1950 ununterbrochen im GP-Sport vertreten ist. Die Italiener wehrten sich zuletzt gegen die Einführung von Budgetobergrenzen nach Vorstellungen der FIA und bezichtigten den Weltverband sogar indirekt der Erpressung. Die Fronten waren hart wie Beton, zumal die Scuderia sogar auf Grund alter Vertragsrechte gegenüber dem Weltverband vor Gericht zog.

Nun sagt Mosley auf die Frage, ob er seine Kostensenkungspläne zur Not auch ohne Ferrari durchziehen würde: «Wir müssen das, weil ich überzeugt bin, dass die Formel 1 nicht mit dem derzeitigen Kostenaufwand überleben kann. Als Regelbehörde hat man hier eine Verpflichtung. Wir versuchen alles, alle Teams und gerade die berühmten Teams wie Ferrari zu überzeugen, dabeizubleiben. Aber am Ende dürfen wir sie nicht die Bedingungen diktieren lassen.»

Mosley plauderte nebenbei genüsslich aus dem Nähkästchen der aktuellen Verschwendung: «Ferraris Anwälte sagten vor Gericht, dass die Top-Teams zwischen 400 und 500 Millionen Euro pro Saison ausgeben. Wenn diese Zahlen stimmen - und ich bin sicher, sie würden nicht lügen - dann stecken die Autohersteller 300 bis 400 Millionen Euro in ihr Formel-1-Team. Das ist völlig unhaltbar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Vorstand von BMW oder Toyota weiter 300 Millionen für die Formel 1 ausgeben will. Einige dieser Firmen senken ihre Kosten dramatisch, sie servieren keinen Kaffee mehr bei Meetings, schalten die Hälfte des Lichts aus oder nutzen nur noch einen statt zwei Fahrstühle. Wie kann man dann noch diese Menge Geld in die Formel 1 pumpen?»

Diesen letzten Satz hat sich Mosley inzwischen offenbar patentieren lassen, denn er sagt ihn bei jeder Gelegenheit.

Es mag allerdings stimmen, dass Ferrari tatsächlich am meisten Geld ausgibt, um zwei Autos flott zu machen. Aber es gibt Teamchefs, die die aktuell diskutierte Budgetobergrenze von 100 Millionen (exklusive Fahrergehälter und Motoren- sowie Marketingkosten) für 2009, also einen aktuell realistischen Wert halten.
Das heisst: Es gibt Topteams, die nch eiener Aussage jetzt schon mit rund 175 Millionen operieren. Und für die das für 2010 diskutierte Limit keine besondere Herausforderung darstellen würde. Wohl aber die 45 Millionen-Obergrenze, die ab 2011 gelten soll.

Mosleys Ziel: «Wenn ich Erfolg habe und die Teams darauf beschränkt werden, nur noch 45 Millionen auszugeben, werden die Nettokosten abzüglich der Einnahmen im einstelligen Millionenbereich oder zumindest unter 20 Millionen Euro liegen. Dann können die Unternehmen sagen, aus Imagegründen bleiben wir in der Formel 1. Und ich kann Ihnen sagen, die Zuschauer werden keinen Unterschied feststellen. Es gibt keine Nachteile, weil die anderen Teams in derselben Position sind.»

Mosley meint natürlich: Keinen Qualitäts-Unterschied.

Der Brite meint zu den finanziellen Perspektiven des GP-Sports, die verantwortlichen agierten wie die Menschen beim Tsunami 2004 in Südostasien, als das Meer sich zurückzog, aber die Menschen nicht. Und der Ozean schliesslich auf sie zurollte und schliesslich über sie hinweg.
Er ist der Ansicht, die Krise werde sich verschärfen: «Ja, das glaube ich. Es kann ja nicht sein, dass die ganze Welt sparen muss, Arbeitsplätze verliert und in großen finanziellen Problemen ist, und diese unglaublichen Ausschweifungen gehen weiter. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Alle Teams bestehen darauf, ihr eigenes Getriebe zu bauen. Diese Getriebe sind toll, ein Kunstwerk. Sie geben 15, 20 Millionen Euro pro Jahr dafür aus. Aber die einzigen Leute, die das wirklich zu schätzen wissen, sind eine kleine Bruderschaft von Getriebe-Experten. Die Zuschauer haben nicht die geringste Ahnung davon, nicht einmal die meisten Mechaniker verstehen es. Aber als ich vor einem Jahr ein Standardgetriebe vorschlug, sagten die Teams: Keine Chance. Der einzige Weg, die Teams von dieser Denkweise abzubringen, ist, ihnen das Geld wegzunehmen.»

Und abschliessend zum möglichen Verlust der Formel 1 von Ferrari: «Sie wäre ärmer. Aber als damals Ayrton Senna starb, dachten alle, dies sei das Ende. Letztlich machte es keinen Unterschied. Der Sport ist immer größer als sein größter Name. In anderen Sportarten wie Ski alpin oder Tennis kommen und gehen die Stars auch. Dass Alain Prost nicht mehr Formel 1 fährt, macht keinen Unterschied. Michael Schumacher ist ein Verlust, aber dann auch wieder nicht. Es kommen immer wieder neue Fahrer. Und ehrlich gesagt: Als Michael mit Ferrari alles gewann, haben die Leute den Fernseher ausgeschaltet.»

Wirklich von Herzen scheint er nicht an Ferraris Verbleib interessiert. Oder er blufft.

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