GP-Piloten Frankreich: Nach Prost nur Versager?

Olivier Panis neben einem Ford GT40
Die Frage im Titel ist absichtlich provokant. Und damit wir uns richtig verstehen: Wir halten den soliden Olivier Panis und den charismatischen Jean Alesi natürlich für überdurchschnittliche Formel-1-Fahrer.
Und doch: Wer sind unter französischen Grand-Prix-Fans umhört, erkennt schnell einen Trend - seit Alain Prost gibt es keinen mehr, die die Grand Nation in eine Grande Festivalhütte verwandelt hätte.
Wir halten fest: Letzter französischer GP-Sieger – der damalige Ligier-Fahrer Olivier Panis, am 19. Mai 1996 war’s, in Formel-1-Zeitrechnung ist das eine halbe Ewigkeit her. Panis selber ist Stammgast auf den Strecken: Er kümmert sich um seinen Schützling Charles Pic (Caterham).
Dem inzwischen 46jährigen Panis ist die sieglose Serie fast ein wenig unheimlich, wie er meinen Kollegen von «Aujourd’hui en France» sagt: «Als ich vor einer Woche die Piste abstiefelte, schoss mir durch den Kopf – nur noch drei Jahre, und dann liegt mein Sieg 20 Jahre zurück! Verrückt, wie schnell die Zeit verfliegt. Klar hätte ich im Laufe meiner Karriere gerne mehr Grands Prix gewonnen als nur einen, aber ich bin immerhin Monaco-GP-Sieger. Das können nicht viele von sich behaupten. Wenn schon nur einen, dann der hier.»
Wie sieht Panis die sieglose Serie?
Olivier lacht: «Wie jeder Franzose bin ich grundsätzlich ein ungeduldiger Mensch. Also dauert mir das natürlich viel zu lange. Auf der anderen Seite – wer hat schon eine Karriere wie Alain? Frankreich kann sich glücklich schätzen: Wir haben mit Grosjean, Vergne, Bianchi und Pic vier talentierte junge Männer. Und Romain hat ein Auto, mit dem es sich gewinnen lässt, siehe Kimi Räikkönen.»
Würde Panis es bedauern, wenn er seinen Titel «Letzter GP-Sieger aus Frankreich» denn mal los ist? «Nein», antwortet der 158fache GP-Teilnehmer. «Ich werde nun seit siebzehn Jahren damit in Verbindung gebracht, das reicht. Jetzt soll ein Anderer diesen magischen Moment auskosten dürfen.»
Der nächste Panis ist übrigens unterwegs: Oliviers Sohn Aurélien, der 18-Jährige fährt in diesem Jahr in der Formel Renault. Papa Panis schmunzelt: «Eigentlich wollte ich ihm Tischtennis schmackhafter machen als Motorsport, das scheint nicht besonders gut funktioniert zu haben. Natürlich träumt er von der Formel 1. Mama ist nicht begeistert, aber wenn ich ihm helfen kann, dann mache ich das natürlich. Rennfahrer ist ein so fabelhafter Beruf, da soll er seinen Traum jagen dürfen.»