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Dennis räumt den Stuhl

Von Peter Hesseler
Ron Dennis räumt seinen Platz als Teamchef

Ron Dennis räumt seinen Platz als Teamchef

Der Brite führte McLaren-Mercedes in eine beneidenswert erfolgreiche Ära, versagte aber regelmäßig in charakterlichen Fragen. Nun räumt er den Stuhl. Ihm folgt Martin Whitmarsh.

Ron Dennis, Teamchef von McLaren-Mercedes und 15-Prozent-Anteilseigner des britischen Teams, räumt seinen Platz. Die Personalie, die seit 2006 rumorte, wurde von Dennis selbst im Rahmen einer Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Silberpfeils MP 4-24 am Team-Sitz in Woking (GB) eher beiläufig verkündet. Sein Nachfolger wird der bisherige zweite Mann im Team, Martin Whitmarsh. Der britische Landsmann von Dennis gilt als moderne Kopie seines Vorgängers. Er leitet das Tagesgeschäft schon seit fast drei Jahren.

Dennis wird aber weiterhin die McLaren-Gruppe leiten, die aus McLaren-Cars, -Electronics, dem F1-Team sowie weiteren Firmen besteht. «Es hat uns nicht überrascht», sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, «sondern war lange in der Diskussion. Ron bleibt in der Gruppe und wird auch einige Rennen besuchen. Er hat enorme Verdienste um die Formel 1 und besonders McLaren-Mercedes.»
Das klingt nach routinierter Würdigung. Dennis Erfolgsbilanz ist zwar in der Tat unumstritten. Unter dem Mann, der in den 60er Jahren als Mechaniker begann (u.a. am Auto von Jochen Rindt) und das Team 1981 übernahm, holte McLaren mit wechselnden Motorpartnern sieben von insgesamt acht Konstrukteurs- sowie zehn von 12 Fahrertiteln. Er befehligte u.a. die Traumkombination Ayrton Senna/ Alain Prost und erarbeitete sich den Ruf, Fahrer besonders gut steuern zu können sowie seine Werbeflächen auf extrem hohem Niveau zu vermarkten.

Dennis wird für seine geschäftlichen, organisatorischen und strategischen Fähigkeiten in der Formel 1 nahezu verehrt.

Als Person ist er indes sehr umstritten: Er nahm 1987 dem frisch verunglückten Rivalen Frank Williams Honda als Motorenpartner ab, er kündigte 1994 Peugeot bereits im ersten Jahr den Vertrag, um zu Mercedes über zu wechseln. Er kanzelte eine Journalistin ab: «Wir machen Geschichte, sie schreiben darüber.» Er setzte 2001 Adrian Newey, seinen Top-Designer, dermaßen unter Druck, dass der einen unterschriebenen Jaguar-Vertrag platzen ließ. Er jonglierte 2004 hart am Rande der Pleite, weil sein Firmenprojekt Paragon im Ort Woking, in dem Dennis auch geboren wurde, mit 350 Millionen Dollar das dreifache des kalkulierten Betrags verschlang und Mercedes mal wieder einspringen musste. Er zeigte Mercedes im Gegenzug 2007 die kalte Schulter, als der größte Aktionär seine Firmenanteile aufstocken wollte. Dafür verkaufte er die Hälfte seiner Anteile (15 Prozent) eiskalt an arabische Scheichs und behielt die Hausmacht. Zuvor hatte er in der Spionageaffäre um einen Angestellten eine extrem schwache Figur abgegeben und eine Strafe von 100 Millionen Dollar mit verschuldet.

2008 gewann McLaren mit Mercedes und Eigengewächs Lewis Hamilton den ersten Fahrertitel seit 1999 (Mika Häkkinen). In seiner Rede danach dankte Dennis allen Sponsoren und schloss Mercedes in diesen Kreis mit ein. Nicht die feine Art angesichts von 40 Prozent Teamanteilen und der beständigen Loyalität der Stuttgarter.

Dennis hinterlässt füs Erste eine Lücke in der sogenannten Executive-Group, der Steuerungsgruppe des Formel-1-Teams. Wer dafür einspringt und neben Haug und Whitmarsh mit entscheidet, ist noch offen.

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