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Haug lässt Krise abprallen

Von Peter Hesseler
Norbert Haugs Hoffnung für 2009: Der McLaren Mercedes MP424

Norbert Haugs Hoffnung für 2009: Der McLaren Mercedes MP424

Klare Ansagen vom Mercedes-Motorsportchef. Kein Gejammer in der Krise. Norbert Haug sieht die Formel 1 vor dem größten Umbruch ihrer Geschichte. Und sieht darin viel Gutes.

Sehr entspannt präsentierte sich Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug bei der Vorstellung des neuen McLaren-Mercedes MP 4-24 in Woking (GB). «Nur weil wir Weltmeister sind, stehen wir nicht unter höherem Druck als sonst,» sagt der dienstälteste und erfolgreichste deutsche Motorsportchef. Er lenkt Mercedes’ Geschicke im Motorsport seit 1990.

Zum Jahr eins nach dem Titelgewinn mit Lewis Hamilton, dem ersten für die Silberpfeile seit 1999 (mit Mika Häkkinen am Steuer), erklärt er: «Wir stehen immer uter Druck. Und der meiste Druck ist sowieso hausgemacht. Von McLaren-Mercedes erwartet man Siege. Und wenn ich richtig rechnen kann, haben wir in den vergangenen zwei Jahren 40 Prozent aller Grad-Prix gewonnen.“

Der sportliche Chefstratege der Sternmarke musste zur offiziellen Saisoneröffnung viel über Geld reden. Aber das Wort Krise, vor allem bezogen auf Automobilkrise und Wirtschaftskrise, «würde ich gerne gegen Chance austauschen.“

Obwohl den meisten Automobilmanagern die Größe des aktuellen Umsatzes wichtiger ist als das Ausmaß des Steigerungspotenzials, kann Haug seine Haltung begründen.

„Die Formel 1 steht vor der größten Herausforderung der Geschichte, so wie ich es sehe. Noch nie wurde in so kurzer Zeit soviel geändert. Mit der Einführung des Hybridantriebs KERS, mit der Rückkehr zu Slicks, dem Testverbot ab Saisonstart, der Beschneidung der Aerodynamik haben wir uns ein gewaltiges Programm verordnet. Darüber hinaus müssen die Motoren 2009 bei 18000 Umdrehungen (pro Minute) abgeriegelt werden statt bei 19000 und drei statt zwei Rennen in Folge durchhalten. Das bedeutet, dass wir ihre Laufzeiten auf den Prüfständen von 1500 Kilometern auf 3000 erhöhen müssen.»

Bei alledem will Haug großen Sport bieten: „Es gab voriges Jahr tolle Rennen und einzigartige Spannung bis ins Ziel. Jetzt müssen wir eben mit den neuen Vorgaben eine ebenso gute Show bieten.“

In Zeiten knapper Kassen will Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali die Fahrergehälter auf den Prüfstand stellen. Haug hält davon wenig, obwohl Lewis Hamilton mit rund 20 Millionen Dollar Jahresgehalt veranschlagt wird. «Wir haben eine gewisse Flexibilität,» sagt der Motorsport-Manager, «aber es gibt einen Vertrag, und der basiert auf vernünftiger und überlegter Kalkulation. Bei uns wird ja kein Geld rausgeschmissen. Außerdem ist Lewis Hamilton eben erst Weltmeister geworden. Ich weiß nicht, ob es das richtige Signal wäre, ihm nun das Gehalt zu kürzen.“

In Haugs Lesart ist das ein klares Nein.

Sparen müsse man eben woanders. «Ich bin ja quasi der Obersparer. Denn wir Schwaben haben das Sparen praktisch in der DNA,« erklärt er und fügt stolz hinzu: «Wir brauchen heute weniger Geld aus als vor fünf Jahren.“

Anders als Ferrari hadert Haug aber nicht mit der Einführung von KERS. «Es ist schon anspruchsvoll, aber jetzt ist es beschlossen. Es wäre aber keine gute Idee, wegen KERS im Rennen auszufallen. Wegen KERS zu schwer zu werden,» witzelt er, «wäre auch nicht hilfreich.»

Die Aussicht, diese Technologie auch mit den Neukunden Force India und möglicherweise auch Honda abzustimmen, verursacht ihm sichtlich Bauchgrummeln. Aber der Force-India-Vertrag ist gemacht. Und Honda habe Unterstützung verdient, meint Haug. Mag sein. Aber er weiss genau, dass ein schwindendes Starterfeld die Formel 1 als solche schwächen würde, und damit auch seine Argumentation für den GP-Sport.

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