Formel-1-Turbomotoren 2014: Stimmen Sound und Speed?

Kolumne von Mathias Brunner
Die grössten Sorgen der Fans vor der Saison 2014: Werden die Autos schnell genug für die Formel 1 sein? Und hat der Sound auch wirklich Grand-Prix-Format?

Die Formel 1 sollte Königsklasse bleiben, auch beim Schritt in die Turbo-Ära. Vor den Wintertests machten sich viele Formel-1-Fans Sorgen – wenn die neuen Autos nur mit dem Speed von GP2-Rennern unterwegs sind, ist das dann noch Formel 1? Und dieser Sound! Noch während des Bahrain-Tests las ich in Fan-Foren Kritik wie «klingt nach Moped» oder ähnlich Abschätziges. Aber ist dem wirklich so?

Formel-1-Champion Jenson Button weiss: «Es liegt in der Natur, dass den Ingenieuren immer etwas einfällt, um jene Zeit wieder wettzumachen, die durch Änderungen im Reglement verloren gegangen ist. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir schon im Herbst 2014 auf dem Speed-Niveau von 2013 sind.»

Tatsächlich hat Lewis Hamilton mit seiner tollen 1:34,263-min-Runde am dritten Bahrain-Testtag erstmals angedeutet, dass die neuen Renner in Sachen Speed gut unterwegs sind. Williams-Fahrer Felipe Massa: «Wegen der Beschränkungen in Sachen Abtrieb verlieren wir in den Kurven Einiges. Doch das machen wir dank der Turbos auf den Geraden fast wieder wett.»

Fazit: Die Fans müssen sich keine Sorgen machen. Die Autos werden schnell genug sein.

Vergeht uns das Hören und Sehen?

Ist die neue Modellgeneration wirklich so schrecklich, dass uns dass sprichwörtliche Hören und Sehen vergeht? In Sachen Fahrzeugnasen hat sich die Meinung der meisten Fachleute und Fans nicht geändert – einige Autos können wirklich nur von ihren Müttern geliebt werden. Doch Mercedes-Star Lewis Hamilton meint: «Die Fans werden sich daran gewöhnen, bald wird der Anblick ganz normal sein. Und gegen Ende der Saison werden wir finden, dass die 2013er Autos seltsam ausgeschaut haben.»

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber was ist nun mit dem Sound? Hier in Bahrain hat Weltmeister Sebastian Vettel festgehalten: «Es ist verhältnismässig leise im Auto, du hörst den Sprechfunk dadurch viel besser. In unserer Situation ist das hervorragend, weil ich mit den Technikern ziemlich viel zu besprechen habe. Der Bumms vom Motor ist etwas weg, das ist schade, aber es ist nun mal so. Der fehlende Lärm ist meiner Meinung nach eine Schande, aber ich kann es auch nicht ändern.»

Vettel wäre am liebsten, «wenn wir gar nichts geändert hätten – nein, im Gegenteil, von mir aus hätten wir in Sachen Sound zum V10 zurückkehren müssen.»

Nico Rosberg findet: «Mir sind auf Anhieb die alten Videos eingefallen aus den 80er Jahren, wo mein Vater Keke mit den Turborennern der ersten Generation unterwegs war, ein viel tieferer Sound, und Autos mit mächtig Bumms auf den Geraden. Ich glaube, die Fans werden den neuen Ton bald angenommen haben.»

Nico Hülkenberg zeigte sich in Jerez enttäuscht, «denn die Autos klingen ein wenig nach DTM». Und Felipe Massa sagt nun: «Mit den Ohrstöpseln hörst du die Motoren noch weniger. Vielleicht muss ich mir neue herstellen lassen, um akustisch ein besseres Gefühl für den Wagen zu erhalten. Generell finde ich schon, dass ein ordentlicher Lärm zur Formel 1 gehört. Die Fans wollen doch Adrenalin, und das erhalten sie nur, wenn die wichtigsten zwei Faktoren stimmen – Speed und Sound.»

Tatsächlich haben mir Formel-1-Neulinge im Laufe der letzten 30 Jahre als GP-Berichterstatter immer wieder gesagt: «Am meisten hat uns beim ersten Besuch umgehauen, wie schnell diese Autos sind. Das kommt im Fernsehen überhaupt nicht rüber. Und dann dieser Motorenlärm! Das ist ja fast nicht auszuhalten.»

Der Lärm hat sich verändert: die hohen Töne, schmerzhaft ohne Ohrschutz, sind verschwunden. Marussia-Fahrer Max Chilton: «Ich finde es noch immer seltsam, an der Boxenmauer zu stehen und das Geschehen ohne Stöpsel verfolgen zu können. Aber ich finde, die Motoren klingen nicht übel.»

Fazit: Vergessen Sie, was Sie von Prüfstandsversuchen im Internet gefunden haben oder auch Schnipsel von den Tests in Jerez und Bahrain. Das wird dem kernig-kehlig-tiefsatten Sound nicht gerecht. Und – derzeit fahren einzelne Autos auf der Testbahn herum. Wenn wir 22 Turbo-Renner auf der Bahn haben, wird sich eine erheblich eindrucksvollere Klangkulisse bilden. Nein, um den Sound müssen sich die Fans auch keine Sorgen machen.

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