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Formel-1-Lizenz: Unüberwindbare Karriere-Hürde?

Von Vanessa Georgoulas
Verhindert die neue Superlizenz-Regelung ganze Formel-1-Karrieren? Der Schweizer Nico Müller, der nach seiner Formelsport-Karriere in die DTM wechselte, sprach mit SPEEDWEEK.com über Sinn und Unsinn des neuen Systems.

Wer künftig in die Formel 1 aufsteigen will, muss sich erst in den unteren Formelsport-Klassen beweisen. Das neue Superlizenz-Punktesystem des Automobilweltverbands FIA soll damit sicherstellen, dass keine unerfahrenen Talente mehr in die Königsklasse aufsteigen. Das ist an sich ein guter Ansatz, findet auch DTM-Pilot Nico Müller, der nach seiner Formelsport-Karriere auf Tourenwagen umstieg und für Audi in der DTM antritt.

Im SPEEDWEEK.com-Interview erklärte der 22-Jährige aus Thun: «Ich finde es nicht schlecht, dass man versucht, Struktur ins Ganze zu bringen und einem jungen Rennfahrer auf seinem Karriereweg aufzeigt, welche Serien welchen Wert haben.» Der Schlüssel, nach dem die Punkte jedoch verteilt werden, sorgt auch bei Müller für Unverständnis: «Wie das Ganze aber strukturiert ist und welche Entscheidungen getroffen werden, ist ein anderes Thema. Da ist sicher noch nicht alles perfekt, aber die Grundidee ist gut.»

Plädoyer für die Renault World Series und die DTM

Als Absolvent der Renault World Series stört er sich vor allem an der Geringschätzung der 3.5-Liter-Klasse: «Von mir aus ist das komplett inakzeptabel, da braucht man nur mal anschauen, welche der jungen Rennfahrer, die sich in der Formel 1 bewiesen haben, aus den World Series kommen. Die Einstufung ist für mich komplett unverständlich. Ich bin überzeugt, dass die World Series auch in Zukunft Top-Fahrer liefern werden. Klar hat man immer ein paar Schwankungen, was die Stärke des Feldes angeht, aber sie ist zumindest in der Nähe der GP2 einzustufen. Die Autos sind von der Leistung und den Rundenzeiten her sehr nahe an der Formel 1 und sehr viel schneller als ein Formel-3-Auto, dass man es gar nicht erst in Betracht ziehen sollte, weniger Punkte zu vergeben.»

Auch dass es für die DTM-Einsätze nach aktuellem Stand keine Superlizenz-Punkte gibt, leuchtet Müller nicht ein: «Ich bin überzeugt, dass sich die Verantwortlichen nochmals überlegen werden, ob das so wirklich Sinn macht. Wenn man sieht, wie ein Pascal Wehrlein, der in der DTM erfolgreich ist, ohne Probleme einen Formel-1-Renner steuern kann, ist es nicht nachvollziehbar, warum er weniger Chancen haben soll als ein Formel-3-Pilot.» Er glaubt aber nicht, dass das neue System ganze Karrieren verhindert: «Aber es steuert sie vielleicht in eine andere Richtung. Gut möglich, dass einer vielleicht ein Jahr Formel 4 fährt, sich danach aber in Richtung Tourenwagen orientiert, weil er dort bessere Chancen hat. Die Auswirkungen sind nicht nur positiv.»

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