Jenson Button: «Autos zu träge» – FIA ist gelähmt

Von Mathias Brunner
Jenson Button

Jenson Button

Weltmeister Jenson Button würde sich Änderungen bei den GP-Rennern nicht erst auf 2017, sondern schon für 2016 wünschen. Aber dabei wird der Autoverband FIA von den eigenen Regeln gelähmt.

Jenson Button, mit BrawnGP 2009 Formel-1-Weltmeister geworden, hätte gerne schon 2016 etwas agilere Autos. Im Rahmen der ganzen Vorschläge, die derzeit diskutiert werden, sagt der englische GP-Routinier: «Ich würde mir wünschen, dass wir das nicht erst 2017 einführen, sondern schon für die kommende Saison. Es wäre toll, wenn die Autos leichter würden und damit weniger träge. Mechanischer Grip ist immer gut, weil es das Überholen nicht erschwert. Wenn wir am Abtrieb etwas machen, dann sollte zusätzliche Downforce über den Unterboden erzeugt werden, nicht über grössere Flügel. Denn die grösseren Flügel erzeugen nur mehr Luftwirbel. Es gäbe so vieles, was man tun könnte. Aber ich bin schon froh, dass man sich das überhaupt ansieht.»

Button ist keiner, der die Vergangenheit verklärt. «Viele Vorschläge, die derzeit auf dem Tisch liegen, sind wirklich gut. Aber es wird auch immer noch oft kritisiert, und dabei wird immer wieder gesagt, dass früher alles besser sah. Ich habe mir kürzlich einen Film vom GP-Sport in den 70er Jahren angeschaut, und schon damals stand der Sport in der Kritik, mit ähnlichen Vorwürfen wie heute.»

Also: der Sport sei zu wenig interessant, es gebe zu wenig Überholmanöver. Nur der Sound war damals kein Thema.

Jenson Button mag vielen Fahrern, Fans und Fachleuten aus der Seele sprechen, aber für Änderungen bezüglich 2016 ist es aus zwei Gründen zu spät: Erstens hat schon in den ersten Monaten 2015 bei den Teams die Arbeit an den 2016er Rennern begonnen. Kurzfristige Änderungen kann der Autoverband FIA nur einführen, wenn es um die Sicherheit geht.

Und zweitens müssen Vorschläge, die im kommenden Jahr umgesetzt werden müssen, gemäss Reglement von den Teams in Einstimmigkeit abgesegnet werden. Da die Rennstallchefs sich selten auf etwas einigen können, ist damit nicht zu rechnen.

Was Änderungen für 2017 angeht, so sieht das Reglement vor: Derzeit reicht eine Mehrheit von 75 Prozent, um einen Vorschlag durchzubringen, ab 1. März 2016 bedarf es dann wieder Einstimmigkeit.

Formel-1-Entscheidungsfindung: Wie geht das?

Wie läuft das eigentlich mit Vorschlägen in der Formel 1? Die Ideen der Strategiegruppe gehen an die Formel-1-Kommission. Die hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Über die gegenwärtige Zusammensetzung der Kommission ist interessanterweise im FIA-Reglement nichts zu finden. Einst bestand sie aus: einem Vertreter von «Formula One Management» (also Bernie Ecclestone) sowie der FIA (üblicherweise der Präsident), aus Vertretern aller Rennställe, aus sechs Rennpromotern (drei aus Europa, drei aus Übersee), die von FOM aufgestellt werden, aus zwei Vertretern von Rennstrecken (eine aus Europa, eine aus Übersee), von den Teams ernannt, dazu aus Repräsentanten des Reifenherstellers (also Pirelli), der Motorenhersteller sowie der Sponsoren (zwei, aus verschiedenen Marktbereichen). Somit kamen wir ungefähr (abhängig von der Anzahl Teams) auf ein Gremium von 24 Fachleuten.

Allerdings haben wir nicht eine Stimme pro Vertreter. Es gibt immer zwölf Team-Stimmen, ungeachtet dessen, ob wir nun zwölf Rennställe haben oder nur neun. Wenn von diesen neun eine interne Abstimmung zum Beispiel 5:4 ausgeht, so werden die restlichen drei Stimmen zur Mehrheit addiert (8:4).

Wir könnten auch sagen: Wenn die grössten fünf Teams zusammenhalten, dann haben die kleinen vier nichts zu sagen.
Auch die Formel-1-Gruppe ist machtvoll: kein Rennpromoter würde es sich mit jener Firma verscherzen, welche die Rennen vergibt! Die FIA hingegen hat hier so gut wie nichts zu melden.

Ist in der Kommission ein Vorschlag gutgeheissen, geht der zum Abnicken an den so genannten Weltrat der FIA, gebildet aus Vertretern der Autoklubs aus aller Welt. Hier könnte die FIA eine Idee blockieren. Die Ratsmitglieder stellen sich in der Regel hinter ihren Präsidenten, schliesslich wollen sie ihren feinen Posten nicht verlieren.

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