Rosberg attackiert Schumi
Fragwürdiges Manöver: Kobayashi blockiert Nakajima in Brasilien
Einsilbig hinsichtlich seiner Zukunft, aber vehement über das Renngeschehen in der Gegenwart äusserte sich [*Person Nico Rosberg*] in Abu Dhabi.
Mit erkennbarem Groll und glasklaren Worten attackierte der Williams-Pilot das Fahrverhalten einiger Kollegen beim letzten Rennen in Brasilien: «Was Webber mit Räikkönen machte, Barrichello mit Hamilton und Kobayashi mit Nakajima war alles nicht in Ordnung.»
Alle drei genannten Fahrer hatten Gegner, die gerade im Begriff waren, sie zu überholen, mit plötzlichen Schlenkern blockiert und hart in die Eisen gezwungen. Dabei war [*Person Kazuki Nakajima*], Rosbergs Teamkollege, mit weit über 200 km/h von der Strecke abgekommen und gecrasht. Räikkönen hatte sich am Webber-Heck den Ferrari-Frontflügel beschädigt und war nur haarscharf einem ähnlichen Unfall entgangen.
«Kobayashi hätte bestraft werden müssen», sagt der Wiesbadener. Er hat sich seine Worte offenbar sehr gründlich überlegt, denn den Einwand, dass ein Spurwechsel pro Fahrer vor einer Kurve erlaubt sei, konterte er postwendend: «Ja, aber nicht so spät. Man darf einmal die Linie wechseln, aber wenn der Hintermann keine Zeit mehr hat, darauf zu reagieren, ist das unfair und kann sehr übel ausgehen. Nakajma hatte bei seinem Crash grosses Glück, dass er unverletzt blieb. Wir reden hier von Hochgeschwindigkeits-Manövern. Da wird es sofort ernst.»
Rosberg weiter: «Wir haben untereinander einen Fairness-Code, in dem natürlich nicht festgelegt ist, wie viel Reaktionszeit man dem Hintermann einräumen muss,. Das können auch die Rennkommissare nur schwer beurteilen. Aber wir Fahrer wissen es. Wenn du dem Hintermann genau dann vor sein Auto fährst, indem er sich zum Überholen entschliesst, hat er mit seinem Tempo-Überschuss sofort ein ernstes Problem. Michael Schumacher hat vor neun Jahren damit angefangen, als er Häkkinen in Spa in exakt diesem Moment die Linie blockierte. Mika wäre um ein Haar abgeflogen. Eine Runde später hat Mika ihn dann doch überholt.»
Und übrigens gewonnen. Es war das Rennen, nach dem man Häkkinen sehr lange und ernsthaft auf Schumacher einreden sah.
Erstaunlich, mit welcher Präzision Rosberg, der damals 14 Jahre alt war und Kartfahrer, ein Jahrzehnt später aus dem Steggreif Schumis Sündenfall aus der Historie und seinem Gedächtnis hervorkramt, um das aktuelle Geschehen zu analysieren und seine Argumentation zu stützen.
In der Tat wurde wegen Schumachers harten Abwehr-Massnahmen in den 90er Jahren die Verhaltens-Regeln dergestalt neu-formuliert, dass ein Fahrer vor einer Kurve einmal die Linie wechseln dürfe. Doch daraus wurden dann auf der Strecke schnell zwei Wedel-Manöver, denn schliesslich müsse man nach dem einen, nun erlaubten Blocker danach auch wieder seine Ideallinie aufsuchen dürfen, argumentierten die Fürsprecher dieses fragwürdigen Fahrstils, der auf Verhinderung fairen Rennsports hinausläuft.
Allerdings hätte Rosberg noch ein paar Jahre weiter zurückgehen müssen, um seine Theorie zu unterfüttern, denn schon 1989 hatte Schumacher Häkkinen mit einem exakt getimten Schlenker in Macau in die Leitplanken geschickt, um das F3-Weltfinale zu gewinnen. Es folgten einige erfolglose ähnlich geartete Schumi-Versuche am beinharten Senna, an dem der damals junge stürmische Deutsche damit zweimal böse abprallte, bevor er Damon Hill in Adelaide 1994 zu Auffahren zwang, erneut Hill 1995 in Spa, Villeneuve 1997 in Jerez, Frentzen 1998 in Montreal.
«Wir müssen bald darüber reden», sagt Rosberg, denn so wie in Brasilien gefahren wurde, geht das nicht.»