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GP Aserbaidschan: 340 km/h in den Strassen von Baku?

Von Mathias Brunner
​Am 19. Juni 2016 findet in Baku der erste Formel-1-WM-Lauf in Aserbaidschan statt. Dabei werden wohl Spitzengeschwindigkeiten erreicht wie noch nie bei einem Strassen-Grand Prix.

Natürlich ist da Spott programmiert: Der Grossen Preis von Europa findet in Vorderasien statt. Baku (Aserbaidschan) gibt sich zwar westlich, aber mit Europa hat das dennoch herzlich wenig zu tun. Traditionalisten können jedoch schimpfen, so lange sie wollen: Das Erschliessen neuer Märkte gehört zur Formel 1, und der GP-Zirkus ist immer schon dorthin gezogen, wo Geld lockt, ob uns nun einigen gefällt oder nicht.

Formel-1-Pistenarchitekt Hermann Tilke hat uns einen Austragungsort versprochen, wie wir ihn noch nie erlebt haben, und das fängt bei den Geschwindigkeiten an: Die Renner der 2016er Turbo-Generation werden in Baku möglicherweise schneller unterwegs sein als 340 km/h – noch nie hat es bei einem Strassen-GP solchen Speed gegeben!

Ob wir diese Geschwindigkeit im kommenden Juni wirklich sehen, das hängt von mehreren Faktoren ab: Wie die Renner übersetzt sind, welcher Art der Asphalt und Pistenoberfläche sein werden, was das Wetter macht.

Aber 40 km/h schneller als in Singapur, das ist eine Ansage. Möglich wird das durch das eigenwillige Layout der Baku-Strecke. Die Piste führt nicht nur winkelig durch die Altstadt, sondern eben (nach Start und Ziel) auch parallel zur Küstenlinie dem Meer entlang und zwar gut zwei Kilometer lang.

«Das Reizvolle an Baku ist die Vielfalt», bestätigt Tilke. «Da ist einerseits die Passage durch das historische Viertel. Der Weg hoch in die Altstadt ist sehr eng, ein wunderbares Geschlängel, teilweise an der alten Stadtmauer entlang, so eine Passage gibt es in der Formel 1 noch nicht einmal in Monaco. Baku wird wirklich einzigartig. Dieser schmale Pistenteil ist eine echte Herausforderung, der ungewöhnliche Lösungswege erforderte. Natürlich gibt es diesbezüglich vom Autoverband FIA Vorgaben, aber zum Glück sind die nicht starr. Die FIA ist dort kompromissbereit, wo es eben nicht anders geht. Wir fahren in Baku also an einer Stadtmauer vorbei aus dem 12. Jahrundert, die können wir ja schlecht verschieben. Aber das macht die Piste ja auch so besonders. Baku ist für uns als Pistenbauer und später für die Fahrer eine ganz besondere Aufgabe, ein echtes Erlebnis. Man wirft der Formel 1 ja immer eine gewisse Sterilität vor – das werden die Fans und Fahrer in Aserbaidschan gewiss nicht behaupten!»

Die Piste wird den Autos (und den Fahrern) alles abfordern: In den langsamen Abschnitten sind gute Traktion und hoher Abtrieb gefordert, auf der langen Gerade ist Topspeed gefragt und Windschlüpfigkeit – es wird für die Techniker knifflig werden, hier den richtigen Kompromiss zu finden.

In Sachen Arbeit geht alles nach Plan. Tilke gegenüber SPEEDWEEK.com: «Alles, was wir in Sachen Gebäuden an Fertigelementen vorbereiten können, ist seit langem in Arbeit. Aber das ist vor Ort in Baku noch nicht sichtbar.»

Schon gar nicht jetzt, denn in Baku liegt derzeit Schnee ...

Tilke weiter: «Wir hatten dabei die spezielle Aufgabe, dass wir an zwei Passagen auf Kopfsteinpflaster fahren müssten. Das gehört zum historischen Teil der Stadt. Zu meinem persönlichen Bedauern ist das in der Formel 1 nicht erlaubt. Also müssen wir Mittel und Wege finden, diese beiden Stellen abzudecken. Dies wird aber erst kurz vor dem Grand Prix geschehen. Diese temporäre Lösung wird aus Sand bestehen und dann aus einer Asphaltschicht, die anschliessend wieder abgetragen wird. Die Anschlüsse sind dabei durchaus knifflig, wir können dort ja nicht gut Stufen hineinbauen. Wir fahren also auf Kopfsteinpflaster, aber halt eben nicht direkt darauf. Ohne nun auf den Meter genau zu sein, dürfte die eine Passage gut 400 Meter lang sein und die andere ungefähr 200 Meter.»

«In Sachen Asphalt versuchen wir natürlich, ein gutes Grip-Niveau hinzubekommen. Was hingegen schon feststeht: es werden lokale Materialien verarbeitet. Die Boxenanlage wird beim so genannten «Government House» liegen, das ist aber nicht der eigentliche Regierungssitz, sondern da sind einfach verschiedene Ministerien untergebracht. Das ist ein tolles Monumentalgebäude. Bei den Boxen selber handelt es sich um Fertigelemente, die nach Gebrauch abgebaut, eingestellt und dann für 2017 wiederverwendet werden.»

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