James Key: «Verstappen und Sainz sind die Zukunft»

Von Mathias Brunner
​Die Toro-Rosso-Jünglinge Max Verstappen und Carlos Sainz tanzten den Red Bull Racing-Piloten Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat 2015 einige Male auf der Nase herum. Das freut Technikchef James Key.

Vor ziemlich genau einem Jahr wurde Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko kritisiert für seine Wahl der Fahrer von Toro Rosso. Der 17 Jahre junge Max Verstappen und der damals 20 Jahre junge Carlos Sainz, wer, so meinten Besserwisser, solle da bitteschön ein Auto entwickeln?

Das mit dem Entwickeln hat dann recht gut geklappt. Höhepunkt im Frühling: Startränge 5 und 6 in Spanien für Toro Rosso im Mai, also nur zwei Monate nach dem Debüt der jungen Wilden. Und gerade die Ergebnisse auf der Chassis-Strecke Circuit de Barcelona-Catalunya zeigte – der Toro Rosso STR10 war ein hervorragendes Auto. Max Verstappen schrammte dann mit den Rängen 4 auf dem Hungaroring und in Texas zwei Mal knapp an einem Podestplatz vorbei. Es wäre der erste gewesen seit dem Sensationssieg von Sebastian Vettel 2008 in Monza.

Toro-Rosso-Technikchef James Key erklärte die verblüffende Leistung in Spanien so: «Wir haben vor allem in Sachen Aerodynamik einen grossen Schritt nach vorne gemacht. Wir haben ein Auto gebaut, das besser balanciert ist, das mehr mechanischen Grip aufbaut und das weniger sensibel auf Veränderungen reagiert. Aber um ehrlich zu sein: In einigen Bereichen waren wir von den Fortschritten selber erstaunt.»

Key übt sich hier in britischer Untertreibung: In Spanien war gemäss Messungen in den schnellen Kurven nur ein Auto besser – der Wagen von Weltmeister Mercedes.

Aber der Toro Rosso hatte auch Schwächen: Die Topspeed war ungenügend (mit besten Grüssen an Renault), und in Sachen Reifenverschleiss gehörte der Toro Rosso-Renner auch nicht zu den besten Autos.

James Key weiter: «Natürlich war es auch eine grosse Hilfe, dass die beiden jungen Fahrer Barcelona kennen. Auf anderen Pisten ging ein Teil des ersten Trainings jeweils auf das Lernen der Strecke zurück. Das entfiel in Spanien.»

Überhaupt ist Key über seine Piloten voll des Lobes: «Beide Piloten zeigten eine Reife, welche weit über ihr Alter hinausgeht. Beide haben bewiesen, dass sie ihren Platz in der Formel 1 verdienen. Aber beide sind weiter am Lernen, und ich bin davon überzeugt, dass Carlos Sainz und Max Verstappen eine grosse Zukunft im Grand-Prix-Sport haben.»

Nach den ersten beiden Rennen der Saison sah es sogar aus, als könnte Toro Rosso das grössere der beiden Red-Bull-Teams in Atem halten. Key: «Einige Male schienen wir wirklich die Schnelleren zu sein. Wenn wir bisweilen näher an RBR dran waren, dann lag das am grossen Schritt, der uns gelungen war. Aber RBR hat enorme Entwicklungsressourcen, es war uns klar, dass wir auf die Dauer nicht mithalten können. Toro Rosso ist noch immer ein Team im Wachstum. Wir mussten mit Bedacht entwickeln, aufgrund der beschränkten Mittel.»

Bei der ganzen Freude über die vielversprechenden Fahrer und ein gelungenes Chassis schlicht sich im Sommer die Angst ein: Monatelang war nicht klar, mit welchem Motor Toro Rosso 2016 antreten wird (schliesslich fiel die Entscheidung auf einen 2015er Ferrari-V6), und natürlich muss das zur Frage führen, ob das die Leistungsfähigkeit des Modells STR11 in der kommenden Saison nicht kompromittiert.

James Key dazu bei Sky Sports: «Ja und nein. Wenn du in einer so kniffligen Situation steckst, was die Motoren angeht, dann musst du immer Kompromisse eingehen. Der Einbau der modernen Antriebseinheiten ist sehr komplex. Wie man den Motor am besten ins Chassis integriert, das legt ein Technikchef üblicherweise im März fest, nicht im Herbst. Also ist die Arbeit aus Sicht des Technikers sehr wohl kompromittiert. Aber in Bezug auf die Arbeit des Teams gibt es überhaupt keinen Unterschied, man muss lediglich die Zeitpläne ein wenig herumwirbeln. Zum Glück können wir in der Design-Abteilung und in der Produktion auf überaus kompetente Mitarbeiter zählen. Klar würde man lieber mit dem üblichen Vorlauf arbeiten, aber es ist wirklich erstaunlich, wozu die Menschen fähig sind, wenn sie mit solch einer Unsicherheit arbeiten müssen.»

«Wir können auch auf eine Saison bauen, in welcher wir sehr viel gelernt haben. Vom STR9 zum STR10 ist uns ein grosser Schritt gelungen, und vor allem wissen wir, warum wir zugelegt haben. In mittelschnellen und schnellen Kurven mussten wir uns vor niemandem verstecken. Die Philosophie hinter dem Wagen ist gesund. Nun geht es beim nächsten Wagen darum, den nächsten Schritt zu machen – und das bedeutet, einige Teile frisch zu entwerfen, wie du das im Laufe der Saison eben nicht machen kannst.»

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