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Cyril Abiteboul (Renault): Stimmung im Team verändert

Von Mathias Brunner
Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul

Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul

​Der frühere Caterham-Teamchef Cyril Abiteboul (38) ist Geschäftsleiter bei Renault Sport F1. Der Franzose sagt: «Durch das Team in Enstone ist ein Ruck gegangen.»

Renault hat das sehr clever gemacht. Die Team-Präsentation von vergangener Woche war tagelang das grosse Thema in der Formel 1. Denn bevor alle Rennställe vor den Testfahrten in Barcelona fast auf einmal ihre Renner vorstellen und damit die einzelnen Präsentationen in der schieren Menge der Informationen untergehen, hob sich Renault clever ab.

Die Rückkehr von Renault als Werks-Team ist für die Formel 1 ein wichtiges Signal. Denn in den vergangenen Jahren hat der Sport viel zu oft negative Schlagzeilen gemacht. Zu erdrückend die Dominanz, zuerst von Sebastian Vettel mit Red Bull Racing, dann von Lewis Hamilton im Silberpfeil. Der Schritt in die Turbo-Ära – technisch ein Leckerbissen, aber aus Marketing-Sicht verpatzt, die Motoren von schwachem Sound, das Strafensystem ein Witz. Die Antriebseinheiten, von den Autoherstellern dem Autoverband FIA aufgedrängt, sind viel zu teuer geworden. Seither sind FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone bemüht, die Kosten herunter zu bringen, ein Tauziehen mit den Motorherstellern, das bis heute anhält.

Viele Rennställe sind von den Motorkosten an den Rand des Ruins getrieben worden, aus Spargründen musste redimensioniert werden. Das alles hat Spuren hinterlassen, auch beim früheren Lotus-Rennstall, der nun wieder Renault heisst.

Gegenwärtig arbeiten rund 450 Mitarbeiter in Enstone. «Wir wollen bis Ende 2017 auf 650 Fachkräfte aufstocken», sagt Renault-Sport-Geschäftsleiter Abiteboul.

Ihm ist aufgefallen, wie sich die Stimmung im Werk verändert hat. «Als wir im vergangenen November das Werk besucht haben, waren alle zwar mit Volldampf an der Arbeit, aber die Atmosphäre war eher gedrückt. Wenn man nun durch das Werk schreitet, dann ist es, als hätte jemand das Licht angemacht – es wird noch immer auf Volldampf gearbeitet, aber die Menschen sind jetzt von Optimismus beseelt. Im Motorenwerk von Viry-Châtillon ist es ähnlich, obschon wir wissen, dass wir eine Herkulesaufgabe vor uns haben.»

Abiteboul spricht den Leistungsrückstand von Renault auf Mercedes-Benz und Ferrari an. In den vergangenen Wochen sind bereits stattliche Fortschritte erreicht worden, sickert aus Frankreich durch, vor allem jedoch wird, wie sich Abiteboul freut, «das Token-System verschwinden. Wir konnten der FIA darlegen, dass freie Entwicklung der bessere Weg ist, um Boden auf den Klassenersten gut zu machen. Ein Reglement, das die Leistung der Motoren diktiert, ist schlecht für alle. Es ist letztlich auch eine Entscheidung, die dem Fan zu Gute kommen soll: Niemand versteht doch das ganze Token-System im Detail und die entsprechenden Strafen, wenn einzelne Teile ersetzt werden müssen.»

Abiteboul: «Ich erkenne einen starken Drang in beiden Werken, in England und in Frankreich, die Zukunft aufzubauen. Wir wissen, dass 2016 ein Übergangsjahr wird, eine Saison des Aufbaus. Aber schon 2017 wollen wir tüchtig angreifen. Letztlich spiegelt das alles nur wieder, wie leidenschaftlich Renault dem Thema Motorsport gegenüber steht. Die Fachleute sind stolz darauf, was in der Vergangenheit für Ergebnisse errungen worden sind. Und ich erkenne in ihnen den Enthusiasmus, diesen Erfolgen künftig neue hinzuzufügen.»

Alle Formel-1-Weltmeister mit Renault-Motoren

Fahrer
1992 Nigel Mansell (Williams)
1993 Alain Prost (Williams)
1995 Michael Schumacher (Benetton)
1996 Damon Hill (Williams)
1997 Jacques Villeneuve (Williams)
2005 Fernando Alonso (Renault)
2006 Fernando Alonso (Renault)
2010 Sebastian Vettel (Red Bull Racing)
2011 Sebastian Vettel (Red Bull Racing)
2012 Sebastian Vettel (Red Bull Racing)
2013 Sebastian Vettel (Red Bull Racing)

Konstrukteure
1992 Williams
1993 Williams
1994 Williams
1995 Benetton
1996 Williams
1997 Williams
2005 Renault
2006 Renault
2010 Red Bull Racing
2011 Red Bull Racing
2012 Red Bull Racing
2013 Red Bull Racing

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