Ernst Hausleitner (ORF): Formel 1 braucht bessere PR

Von Mathias Brunner
​Der Österreicher Ernst Hausleitner, Formel-1-Experte des ORF, ist angetan vom Einstieg des US-Medienkonzerns Liberty Media. Aber er warnt: «Wegen laufender Verträge wird sich ihre Arbeit nicht so bald auswirken.»

Zwei der drei wichtigsten Männer für die Zukunft der Formel 1 sind im Fahrerlager von Singapur eingetroffen: Serienpromoter Bernie Ecclestone (85), in Begleitung des US-Amerikaners Chase Carey (62), des künftigen Vorstandsvorsitzenden der Formel-1-Gruppe, also jenes Mannes, der den Sport auf das nächste Niveau führen soll; im Auftrag seines Arbeitgebers, des US-Medienkonzerns Liberty Media.

Carey ist der ideale Mann für den Job: Der gegenwärtige Vize-Chef von 21st Century Fox hatte in den 1990er Jahren die richtige Nase, innerhalb des Fox-Konzerns die Sportberichterstattung zu fördern. Es war Carey, der mit der National Football League (NFL) einen 1,6-Milliarden-Deal für die Übertragungsrechte der Spiele abschloss. Ergebnis: Fox Sports wuchs und gedieh.

Im Fahrerlager von Singapur wird heiss diskutiert, was der Einstieg von Liberty Media bewirken wird. Ernst Hausleitner, Formel-1-Experte des ORF, glaubt: «Grundsätzlich ist das für die Formel 1 ein gutes Zeichen, die Zukunft des Sports scheint gesichert. Aber ich erwarte für die nächsten Monate keine Revolution. Einfach aus dem Grund, weil viele massgebliche Verträge – mit GP-Organisatoren, mit den Rennställen – bis 2020 oder länger laufen. Ich bin sicher, dass Liberty zahlreiche gute Ideen hat, aber das wird sich nicht auf die Schnelle umsetzen lassen.»

«Ich erwarte von Liberty, dass sie das Show-Element mehr betonen, das wäre ein typisch US-amerikanischer Ansatz. Ich erwarte von Liberty, dass sie die Formel 1 offener gestalten, dass der Sport den Fans näher kommt.»

«Aus Sicht des Fernsehmannes wünsche ich mir, dass wir etwas modernere Bilder zeigen dürfen. Das ist nicht mehr zeitgemäss, das ist mir nicht dynamisch genug. Das lässt sich besser machen, da hat sich in den letzten Jahren viel zu wenig getan. Schau dir doch an, was wir da für Bewegtbilder von anderen Extremsportarten geniessen könnten, da hinkt die Formel 1 weit hinterher.»

«Ganz wichtig wird es sein, die Eintrittskarten kostengünstiger zu machen. Da werden teilweise Preise verlangt, dafür kann eine Kleinfamilie für eine Woche in die Ferien reisen. Liberty hat schon angekündigt, dass man wieder in normale Bereiche herunterkommen will. Das ist lobenswert. Aber Monza hat beispielsweise einen neuen Vertrag für drei Jahre abgeschlossen, an solchen Laufzeiten und Antrittsgeldern lässt sich nichts drehen. Daher meine ich – das wird eine Weile dauern.»

«Wir müssen es auch wieder schaffen, die Jugend für die Formel 1 zu begeistern. Und natürlich muss das zu einem grossen Teil über die sozialen Netzwerke geschehen. Aber ich frage mich gleichzeitig, ob einige Kritiker da mit dem GP-Sport nicht ein wenig zu hart ins Gericht geht, wenn wir Formel 1 mit anderen Weltsportarten vergleichen. ATP-Tennis oder die Champions League machen jetzt auch nichts komplett Verrücktes auf den sozialen Netzwerken. Was sich gewiss festhalten lässt: Die Formel 1 muss sich öffnen. Aber es darf meiner Meinung nach auch nicht werden wie in der Formel E – wo etwa Fans darüber abstimmen, ob ein gewisser Fahrer einen Zusatzschub Energie erhält. Das ginge mir für den GP-Sport zu weit, das wäre doch nicht mehr Formel 1.»

«Was mir auch wichtig erscheint: Eine gute PR-Arbeit für die Formel 1. Mich hat gestört, wie die Formel 1 vom Serienpromoter schlechtgeredet worden ist. Die Formel 1 hat nach dem Einstieg in die neue Turbo-Ära 2014 zu viel Negativität verbreitet, die Faszination der neuen Motoren ist nie zum Fan transportiert worden. Das war für mich das Grundübel des Sports. Dabei sitzen wir doch alle im gleichen Boot.»

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