Tokio Drift: Überraschungssieger Stoffel Vandoorne

Stoffel Vandoorne durfte in Tokio seinen ersten Sieg seit Monaco 2022 feiern
Öfter mal was Neues in der Formel E: Zuerst muss erstmals in der Elektroserie ein Qualifying wegen Regens und unter Wasser stehender Piste abgesagt werden, dann kommt es im ersten Lauf des Tokioter Doubleheaders (mit Pit Boost) zu einem Überraschungssieg für Ex-Formel-1-Crack Stoffel Vandoorne und Maserati, der in Führung liegend auch durch einen «Drift» (Halbdreher) nicht gefährdet war.
Die Absage der Qualifikation bedeutete, dass das Ergebnis des zweiten freien Trainings die Startaufstellung ergab – mit WM-Leader Oliver Rowland beim Heimspiel seines Nissan-Teams (mit dem neuen Konzernchef Ivan Espinosa vor Ort) auf Pole, aber ohne die drei Zusatzpunkte.
Für den Belgier war es der erste E-Prix-Sieg seit 2022 in Monaco in seinem Weltmeister-Jahr mit Mercedes. Und er war auch der Strategie geschuldet: Maserati hatte einen frühen Boxenstopp zum Nachladen geplant, weil man mit einem Safety-Car-Einsatz unter den nassen Bedingungen gerechnet hatte. Und so kam es auch, doch nicht wegen einer Kollision, sondern weil Max Günther seinen DS Penske wegen Batterieproblemen abstellen musste – bis der Wagen abgeschleppt war, hatte Vandoorne einen «Gratis-Boxenstopp» absolviert und war damit (bei 30 Sekunden Dauer plus Ein- und Ausfahrt) schon virtueller Rennleader.
Nach und nach wurden die Stopps der Konkurrenten durchgeführt, am Ende kam Rowland mit dem letzten Funken Energie gerade noch als Zweiter – und zweiter Sieger im Hinblick auf seine ausgebaute WM-Führung – ins Ziel. Der Engländer hat vor dem zweiten Rennen in Tokio nun schon 60 Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger, den siebtplatzierten Porsche-Piloten António Félix da Costa, und 64 auf McLaren-Jungstar Taylor Barnard, der das Podium komplettierte und einen Trainingsunfall mühelos weggesteckt hatte.
Monaco-Sieger Sébastien Buemi (Envision) verpasste das Podium als Vierter nur knapp. Neben Porsche (nur Platz 13 für Titelhalter Pascal Wehrlein) war auch Jaguar neuerlich enttäuscht: Nick Cassidy nur Zehnter, Mitch Evans nach Mauerkuss mit Getriebeschaden out.
Eine Kontroverse gab es um Ex-Champion Jake Dennis, der seinen Andretti-Porsche vor dem Re-Start in die Box zum Pit Boost gelenkt hatte. Für das Team war die Boxenstraße geöffnet, die Rennleitung erklärte, sie sei geschlossen gewesen und nahm den Briten aus dem Rennen.
«Es war eine wagemutige Strategie, deshalb bin ich besonders happy, dass sie aufging», sagte Vandoorne. „Dass dann Rot kam und das Feld wieder zusammengeschoben wurde, war natürlich Glück für uns. Das Rennen danach war nicht einfach, ich musste sehr auf meinen Energieverbrauch achten. Ich wusste, dass ich irgendwann in Führung gehen würde und versuchte nur noch, den Maserati heil ins Ziel zu bringen.»
WM-Leader Rowland ergänzte: «Wir machten alles, was möglich war. Wenn du vorn fährst, kannst du keinen frühen Stopp einlegen. Dass am Ende nur einer vor mir im Ziel war, macht mich happy.»
Noch viel mehr galt das vermutlich für Teamchef Tommaso Volpe vor den Augen seines Big Bosses.