Skandalöse Zustände in England
Markus Eibl
SPEEDWEEK unterhielt sich mit dem Betreuer der deutschen Gespanne, Martin Stucke vom AMSC Lüdinghausen.
Martin, wie war das Wochenende in England?
Das war eine Katastrophe. Erst haben wir wegen des Sturms drei Stunden auf der Fähre warten müssen, ehe wir in den Hafen von Dover einlaufen konnten, dann sind wir abends stundenlang durch Südengland bis nach Cornwall gefahren. Als wir dort ankamen, war alles dunkel. Es gab keinen Strom, keine sanitären Anlagen, kein Imbisshäuschen, gar nichts.
Welcher Club sollte das Rennen ausrichten?
Der Mid Cornwall Premier GTC, aber das waren eigentlich nur Vater und Sohn. Die beiden hatten sich unheimlich Mühe gegeben. Mitten in der weiten Landschaft war eine Art Bauernhof auf einer Anhöhe, da waren die Parkplätze und darunter in einer Senke eine Grasbahn, rundherum mit Planke. Eigentlich eine affengeile Bahn mit Höhenunterschieden von mehr als zehn Metern.
Wie kam es dann zu dem Ausfall?
Es hatte die Tage vorher ohne Ende geregnet, und die Feuchtigkeit hatte sich wohl in der Senke gesammelt. Auf jeden Fall gab es tiefe Wasserlöcher, die hat man versucht auszubaggern und mit Sand aufzufüllen. Aber viel schlimmer waren die harten Binsengrasbüschel, die hoch in die Bahn aufragten. Die liessen sich nicht entfernen. Das Merkwürdigste aber war, dass die neue Bahn erst am Samstag von Schiedsrichterin Susanne Hüttinger abgenommen werden musste. Solch’ ein Rennen auf einer Bahn, die noch gar keine Abnahme hatte, durchführen zu wollen, ist allein schon fast ein Skandal.
Wie ging es weiter?
Unsere Fahrer zeigten sich skeptisch, dass man fahren könne. Kunert, Kreuzmayr und Hundsrucker sind dann rumgefahren, und da war es dann schon geschehen. Florian war mit dem Vorderrad eingebogen und in einem Loch hängengeblieben. Die Folge war ein Überschlag. Es war aber weder ein Arzt noch ein Krankenwagen vor Ort. Ein Sanitäter kam mit einer Tasche angelaufen, das war wirklich unglaublich. Danach hat man nach anderen Möglichkeiten gesucht. Vorschläge, durchs Innenfeld oder oben auf den Parkplätzen zu fahren, wurden richtigerweise verworfen. Eine Absage war unausweichlich.
Das war für alle auch ein finanzieller Verlust, oder?
Natürlich. Die Veranstalter haben mir aber auch Leid getan, denn sie haben so viel Arbeit im Vorfeld geleistet. Und dann haben sie den Fahrern auch noch aus eigener Tasche mehr als die vorgeschriebenen Reisekosten bezahlt. Ich frage mich wirklich, nach welchen Kriterien so ein Prädikatsrennen vergeben wird.