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Simsoncup: Ersatz-Droge für Ex-Rennfahrer

Von Susi Weber
Traditionelle Grasbahnrennen werden immer weniger, der Simsoncup boomt hingegen. Viele ehemalige Bahnsport-Asse sind bei den Rennen mit den DDR-Kultmopeds anzutreffen.

In 44 Läufen suchten die Simson-Fahrer auf zwei und drei Rädern am Tag der Deutschen Einheit in Rappertsweiler ihre Sieger. Doch nicht nur die sportliche Leistung der großen Meister auf den kleinen, aber technisch hoch gepushten DDR-Gefährten, beeindruckte, auch die Moderation von Pit Rohrseitz und Manfred Brugger brachte jede Menge Einheitsspaß. Glückseligkeit gab es am frühen Abend auch auf dem Podest: Mit Müller/Günthör siegten die clubeigenen Lokalmatadoren, mit David Rundel aus Betznau einer, der auf letzter Rille Platz 1 für sich verbuchte.

Nein, so ganz normal ist sie wirklich nicht, jene Welt der Simson-Familie. Nicht alles wird bierernst genommen, wie ein Besuch im für jeden zugänglichen Fahrerlager am frühen Morgen beweist. Hier sitzt das (lila) sonnenbebrillte Maskottchen des Lila-Racing-Teams, dort die Crew des (wenig erfolgsverwöhnten) Bavaria Racing Teams. Jürgen «Jogy» Hacker und der ehemalige Kunert- und Barth-Mechaniker Guido «Disco» Stettner verteilen großzügig Autogramme. Wer die Karte wendet, findet ein leeres Podest und ein Gedankenbläschen mit der Aufschrift «We have a dream!»

Hermann Bacher hat sich den «Traum vom Sieg» schon einmal erfüllt. 2011 holte er sich den Pott. «Heute fahre ich nur noch ein paar wenige Rennen», erklärte der Baindter. Und weiter: «Die Motoren dieses Jahr sind brutal, haben eine extreme Entwicklung. Die haben heute bestimmt so um die 18 PS am Hinterrad.» Zu Bachers Anfängen vor 13, 14 Jahren waren es gerade mal fünf oder sechs. Seither wurde – nahezu überall und mächtig – aufgerüstet.

Ost-West-Symbiose bester Coleur

Gegen 13 Uhr kommt Leben in die Bude. Zur Fahrervorstellung füllt sich das Oval inner- und auch außerhalb. Ortsvorsteher Peter Bentele erinnert an die nunmehr 20-jährige Geschichte des Simsonclubs und sieht im Simsoncup ein schönes Zeichen der Deutschen Einheit. Immerhin ist der Simsoncup eine Ost-West-Symbiose bester Coleur: Die «Renn-Idee» stammt aus Rappertsweiler, die Motoren wiederum kamen aus der DDR.

Und dann geht es auch schon los mit den Gladiatoren der Gespannklasse. Während die Supercupler um jeden Zentimeter fighten, geht es in der Klasse Nostalgie gemütlicher her. Hier werden auch mal die Füße verwendet, um ein klein wenig schneller zu sein.

Dem Moderatoren-Duo Rohrseitz/Brugger entgeht nichts, was sich nicht irgendwie für einen Scherz eignet. Die noch vor einem Lauf heruntergesprungene Kette («Sagt dem mal, die gehört an die Maschine und nicht um den Hals!») wird ebenso kommentiert wie das eher mäßige Abschneiden von Clubfahrer Thomas «Ottl» Lanz in der Nostalgieklasse («Ottl, mach’s Licht am Moped aus, das kostet zu viel Energie!») oder ein deutlich hinterherfahrender Rasentraktor («Der mäht nicht nur, der mulcht auch noch!»). Viele der einminütigen Vier-Runden-Rennen bringen aber auch ungemeine Spannung und Rennatmosphäre mit sich. Wie jener Endlauf in der Nostalgieklasse beispielsweise, in dem David Rundel in letzter Runde den Sieg verspielt.

«Im Supercup habe ich dann den Spieß herumgedreht», freute sich der 31-Jährige, der 2008 schon einmal Rappertsweiler gewann. In der letzten Runde ging Rundel innen noch an Kai Schmid vorbei und holte sich als Endlaufsieger auch gleichzeitig den Robert-Gührer-Gedächtnislauf-Pokal. «Ich habe einfach meine Chance gewittert», wird Rundel später sagen. Und, dass ihn am Simson-Sport vor allem «die Technik und das Schrauben» reizt und ihn in Rappertsweiler die Kulisse mit den vielen Zuschauern beeindruckt: «Das Adrenalin kocht hoch, wenn du hier reinfährst. Das macht einfach nur riesig Spaß.»

Spaß hatten auch die Titelverteidiger Florian Müller/Corinna Günthör, die vor dem Finale punktgleich mit Steffen Bornfleth/Tim Gerloff lagen. Müller/Günthör verhakten sich im Gerangel der ersten Meter des Endlaufs mit den Konkurrenten und fanden sich weit hinten wieder. Da Bornfleth/Gerloff stürzten, genügte allerdings der dritte Rang, um an Ende Gesamtsieger zu werden. Müller: «Bei der Zieldurchfahrt war mir das noch nicht bewusst. Diese Konstellation hatten wir nicht erwartet.»

Ergebnisse Simson-Cup Rappertsweiler/D:

Supercup: 1. David Rundel, 20 Punkte, 2. Kai Schmid, 18, 3. Martin Jocham, 16, 4. Markus Vollmer, 14, 5. Hermann Bacher, 13, 6. Thomas Günthör, 11.

Robert-Gührer-Gedächtnislauf: 1. David Rundel, 2. Kai Schmid, 3. Markus Vollmer, 4. Martin Jocham, 5. Hermann Bacher, 6. Thomas Günthör.

Seitenwagen: 1. Florian Müller/Corina Günthör, 13 Punkte, 2. Markus Müller/Petra Müller, 12, 3. Hermann Hein/Frank Schnepf, 11, 4. Karl-Heinz Volk/Hans Martin, 11, 5. Steffen Bornfleth/Tim Gerloff, 11.

Seitenwagen luftgekühlt: 1. Frank Rilling/Marius Hillebrand, 12 Punkte, 2. Franz Müller/Petra Müller, 3. Clemens Schmid/Kai Schmid.

Nostalgie: 1. Gabriel Kugel, 23 Punkte, 2. David Rundel, 22, 3. Ulf Kersting, 16.

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