Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Vladimir Leonov und das Yamaha-Kennenlernen

Von Esther Babel
Vladimir Leonov in Hockenheim

Vladimir Leonov in Hockenheim

Mit dem Team Hertrampf MO Yamaha Racing ging es nach Hockenheim zum ersten Test. Motorrad, Fahrer und Team sind neu zusammengemischt und startet mit vielen Ideen in die Zusammenarbeit für die IDM 2021.

«Der erste Eindruck war gut», fasste Vladimir Leonov seinen Ausflug an den Hockenheimring zusammen. Der Mann aus Moskau hatte erst vor Kurzem einen Vertrag für die IDM Superbike 2021 im Team von Denis Hertrampf unterschrieben. Jetzt traf man sich erstmals zum gemeinsamen Test mit der Yamaha. «Das Motorrad hat echt Spaß gemacht», versichert der ehemalige WM-Pilot, der im Vorjahr noch mit einer BMW neben dem zweifachen IDM-Meister Ilya Mikhalchik unterwegs und in der Endabrechnung 2020 Fünfter der Meisterschaft geworden war. Eine Yamaha hatte der Russe bisher allerdings noch nicht in seinem Repertoir.

«Ich habe einige Runden gedreht», so Leonov, «und am Set-up gearbeitet. Ich hatte natürlich viele Fragen, wie alles funktioniert. Am ersten Tag war es teilweise verregnet und wir hatten nur eine Session im Trockenen. Am zweiten Tag war das Wetter dann besser. Mit drei Einheiten im Trockenen.» Genug waren Leonov die Runden noch nicht, aber der Anfang ist gemacht.

Auch im Team fühlt sich Leonov schon ein wenig heimisch. «Alle waren sehr nett und auch interessiert, gute Ergebnisse zu erarbeiten und mich zu unterstützen. Wenn wir die richtige Richtung einschlagen, kann das eine gute Geschichte werden.» Enttäuschend sind für Leonov die Absagen der beiden ersten Rennen vom Lausitz- und vom Sachsenring, mit denen es in 14 Tage hätte losgehen sollen. Die Reisebedingungen sind aktuell für Ausländer nicht leicht. «Die Absagen haben natürlich auch meine Planung durcheinandergeworfen», erklärt Leonov dann auch. Denn Moskau liegt nicht gerade um die Ecke und neben den ganzen Corona-Regeln braucht Leonov auch das entsprechende Visum, um seinen beruflichen Verpflichtungen im Rahmen der IDM nachzukommen.

Leonov hofft, dass sein Testmotorrad bald in seiner Heimat ankommt und er dann dort noch ordentlich Runden drehen kann. «Sonst bin ich über den Winter immer noch in Spanien gefahren», erzählt er, «diesen Winter war das nicht möglich und ausser ein wenig MotoCross bin ich nicht viel gefahren. Das jetzt in Hockenheim war mein erster ernsthafter Test seit letztem Jahr. So richtig gute Runden konnte ich dort noch nicht zeigen, denn es war auch ziemlich viel los auf der Strecke. Manchmal musste man fünf oder sechs Mal pro Runden überholen.»

«Aber ich habe das Motorradfahren schon sehr vermisst», meint er nach getaner Arbeit. «Es hat Spaß gemacht. Ich muss das Motorrad noch besser verstehen, dazu brauche ich einfach noch ein paar Runden. Das Team hat jetzt ein paar Daten und kann damit eine erste Analyse erstellen. Es sind natürlich noch ein paar Fragen offen, in Sachen Balance, Federung und auch Elektronik. Es ist nicht so kompliziert, aber wir müssen einfach einen guten Weg finden.»

«Aber eines ist klar», erklärt Leonov abschließend, «das wird eine taffe Saison, egal ob lang oder kurz. Für das Team ist das Motorrad neu, für mich auch, wir brauchen eben noch Erfahrung damit und brauchen die maximalen Informationen. Aber es hat mir alles gut gefallen und ich habe schon ein paar Ideen. Bei den Bremsen ist es auch ein wenig anders, was wir noch hinkriegen müssen. Wir schauen jetzt einfach in Richtung des erstens Rennens und ich hoffe, dass wir von Beginn an schnell sind. Wir werden sehen.»

Von seinem neuen Schützling angetan zeigte sich auch Teamchef Denis Hertrampf. «Wir hatten natürlich viel Arbeit», so sein Bericht, «wir waren mit dem Motorrad zwar schon auf dem Prüfstand, aber jetzt eben das erste Mal an der Rennstrecke. Am zweiten Tag konnten wir schon ordentlich was abarbeiten.» Neben Leonov tummelten sich auch die IDM-Piloten Bastien Mackels, Ricardo Brink, Alex Polita, Luca Grünwald und Björn Stuppi auf der Strecke, genauso wie Langstrecken-Umsteiger Daniel Kartheininger mit der Ducati.

«Beim letzten Turn gab es leider keine offiziellen Zeiten», erklärt Hertrampf, «aber was ich so gestoppt habe, war Vladimir der Schnellste. Die Basis ist gut. Wir haben natürlich jetzt noch viele Ideen und auch viel zu tun. Aber alles in allem war es ein guter Start. Auch Vladimir ist mit dem Team schon warmgeworden und so langsam verstehen wir uns gegenseitig. Er geht sehr analytisch ran, das gefällt mir.»

Ein weiterer Test soll vor dem derzeit geplanten IDM-Auftakt in Oschersleben Mitte Mai noch über die Bühne gehen. Den wollte Hertrampf eigentlich heute planen. Doch in der Nacht ereilte ihn bei der Heimreise mit dem Wohnmobil nach Nordhorn noch ein Lichtmaschinen-Schaden. Das Abschleppen zur Werkstatt brachte nicht wirklich viel, da diese zur nachtschlafenden Zeit geschlossen war. Aber selbst ist der Mann. «Ich habe dann die Wohnraum-Batterie umfunktioniert», so seine nächtlichen Umbau-Maßnahmen, «das hält jetzt hoffentlich bis nach Hause. Ein Glück hat man ja mal was Ordentliches gelernt.»

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