EWC buhlt mit IDM um Fahrer

Von Esther Babel
Einige Piloten sind bei der IDM noch auf der Suche nach einem Job. Fündig geworden sind dagegen schon zahlreiche Kandidaten in der Langstrecken-WM EWC. Für einige ist ein IDM-Wiedersehen nicht mehr geplant.

Schnelle Fahrer wachsen in keiner Meisterschaft auf den Bäumen. Verlockend an der EWC ist für viele Piloten der finanzielle Aspekt. Denn die EWC ist eine der wenigen Serien, bei denen man nicht Unsummen an Mitgift mitbringen muss, im Idealfall sogar Geld für seine getane Arbeit bekommt. Das Gegenteil ist in der IDM der Fall. Ein Großteil der Fahrer muss eine ordentliche bis stattliche Summe bringen, um überhaupt ihrer Arbeit nachgehen zu dürfen. «Ich fahre EWC», erklärte schon vor vielen Jahren der australische Superbike-Pilot Damian Cudlin, «damit ich mir die IDM überhaupt leisten kann.»

Bastien Mackels ergreift in der Saison 2023 die Chance, als Belgier und bekennender Langstrecken-Fan in einem belgischen Team bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft an den Start zu gehen. «Dieses Mal kann das Abenteuer wirklich beginnen», schreibt er im Januar. Nach Bastien Mackels und Florian Marino gab das Team KM99 von Gaëtan Schyns und Mario Kupper mit Lucas Mahias den Namen seines dritten Piloten für die FIM Endurance World Championship 2023 offiziell bekannt. In der IDM Superbike gab es im Team Kawasaki Weber Motos für Mackels dagegen keine Vertragsverlängerung. Dort setzt man in Zukunft auf die Dienste des Argentiniers Leandro Mercado. Auch eine andere IDM-Möglichkeit hat sich für den Belgier bis heute nicht aufgetan.

Ausgelastet ist Philipp Steinmayr mit der IDM Superbike noch nicht. Neben der IDM im Team BCC-alpha-Van Zon-BMW geht es für den Österreicher auch wieder Richtung Endurance. Gemeinsam mit dem Team 18 Sapeurs Pompiers war ihm der Superstock-Titel 2022 in der Endurance-WM gelungen. Schon im Dezember letzten Jahres gab das Team der Feuerwehrleute die drei Fahrer bekannt, auf die es bei der Titelverteidigung im FIM Langstrecken-Weltcup 2023 setzen wird. Während Steinmayr, der im letzten Jahr mit einer starken Leistung überzeugt hat, ein Schlüsselmitglied der Equipe bleibt, sind die Franzosen Enzo De La Vega und Axel Maurin Neuzugänge für die kommende Saison.

Der Ukrainer Ilya Mikhalchik und der IDM Superbikemeister 2022 Markus Reiterberger werden Teamkollegen. Allerdings nicht im Team BCC-alpha-Van Zon-BMW. Denn dort übernimmt der Ukrainer den Startplatz von Reiterberger, um dort wie der Bayer seinen vierten Superbike-Titel zu holen. Reiterberger wechselt stattdessen in die Asiatische Superbike Meisterschaft. Gemeinsam trifft man sie dann bei den Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft in Diensten von Hersteller BMW.

Ebenfalls gleich doppelt fleißig wird der Pole Kamil Krzemien in der Saison 2023 sein. Neben seinem IDM-Engagement mit dem Team BCC-alpha-Van Zon-BMW geht es auch für ihn auf die Langstrecke. Zusammen mit dem Wójcik Racing Team. «Für die kommende Saison habe ich mir selbst versprochen», beschreibt Krzemien den Deal mit sich selbst, «regelmäßig sowohl in der IDM als auch in der EWC auf dem Podest zu sein. Unsere Zusammenarbeit sieht sehr vielversprechend aus und ich kann die ersten Tests kaum erwarten.»

Mit den beiden Superbike-Piloten Julian Puffe und Pepijn Bijsterbosch haben zwei Top-Fünf-Fahrer der IDM ihren Fokus auf die Langstrecken-Weltmeisterschaft 2023 gerichtet. Team LRP Poland ist ihr neues Zuhause. In der IDM wird es mit den beiden kein regelmäßiges Wiedersehen gehen. Während Bijsterbosch in der IDM als rechte Hand von Teamchef Werner dabei ist und zumindest bei seinem Heim-Rennen in Assen auf eine IDM-Wildcard hofft, sieht es für Puffe nach seinem überraschenden Aus beim Team GERT56 in Sachen IDM eher trüb aus. «Der 28-Jährige ist einer der führenden Fahrer in der FIM EWC und IDM Superbike», so die Stellungnahme aus Polen. «Im Jahr 2018 gewann er das legendäre Bol d'Or-Rennen in der Kategorie Superstock. In der Saison 2021 wiederum startete er in unseren Farben im gleichen Wettbewerb. Schon damals hat Julian gezeigt, wozu er fähig ist. Deshalb wird er dieses Jahr zusammen mit Dominik Vincon und Pepijn Bijsterbosch als Vollzeitfahrer des Teams LRP Poland an der FIM EWC-Weltmeisterschaft teilnehmen.» Auch Dominik Vincon hatte auf eine IDM-Saison 2023 spekuliert. Aber auch da Fehlanzeige.

Der Österreicher Nico Thöni hat nach seinem erfolgreichen IDM-Einstieg 2021 immer wieder ein Auge auf die Fortsetzung seiner IDM-Karriere gehofft. Doch da tut sich für die Saison 2023 nichts. Rosiger ist dagegen seine Aussicht in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Nach dem Aus von Jesper Pellijeff und Jan Bühn im Schweizer Team Bolliger ist Thöni in der Kawasaki-Mannschaft gesetzt. «Nico hat bewiesen, dass er mit der Kawasaki ausgezeichnet zurechtkommt. Er ist schnell und dazu auch zuverlässig. Vor allem im Regen ist er stark und gehört zu den Schnellsten im gesamten Fahrerfeld», weiß Teamchef Kevin Bolliger. Mit dabei der Schweizer Marcel Brenner und der Deutsche Patrick Hobelsberger, der nach seiner verkorksten Supersport-WM-Saison mit EWC und IDM in die Superbike-Kategorie wechselt.

Wer bis jetzt in der IDM Superbike-Liste fehlt, ist Luca Grünwald. Dafür hat der Bayer im Team Pit Lane Endurance Club FFM eingecheckt. «International war er in den Kategorien 125ccm und Moto3 des Motorrad-Grand Prix, der Supersport 300 World Championship (2018) und der Supersport-Weltmeisterschaft dabei», begründen die Verantwortlichen ihre Wahl. «Er nahm am ADAC Junior Cup teil (Seriensieg 2007), der IDM 125GP Championship, der IDM Moto3 Meisterschaft, bei der er 2010 bzw. 2012 die Titel gewann, der IDM Supersport Meisterschaft (wo er 2020 Meisterschaft war), der IDM Meisterschaft Superstock 1000 und die IDM Superbike Meisterschaft. Wir heißen ihn herzlich willkommen bei Pitlane Family's.»

Das Team Motobox Kremer Racing wird auch 2023 in der FIM Endurance-Weltmeisterschaft um Punkte kämpfen. Bei den Fahrern wird sich 2023 etwas ändern. Stefan Ströhlein und Lukas Walchhütter werden nicht mehr für Kremer unterwegs sein, Geoffroy Dehaye bleibt dem Team erhalten. Er bekommt mit Daniel Rubin und Christian Napoli zwei neue Teamkollegen. Ob Rubin seine Fahrt in der IDM Superbike auch 2023 fortsetzen wird, ist noch offen.

Konkurrenten in der IDM Superbike und Teamkollegen in der Langstrecken-WM werden der Deutsche Florian Alt und der Argentinier Leandro Mercado. Mercado war im Vorjahr noch in der Superbike-WM unterwegs und als Ersatz im Team Holzhauer Honda bei der IDM dabei. Mit der WM ist für Mercado Schluss, dafür übernimmt er von Bastien Mackels den Platz im IDM-Team Kawasaki Weber. Statt seiner fährt dafür jetzt Alt die Honda Fireblade in der IDM.

Keinen IDM-Plan kann aktuell noch Marco Fetz aufweisen. Seine Rückkehr, nach langer Verletzungspause, mit dem Team Wilbers ist gescheitert, denn das Team hat sich aus der Meisterschaft zurückgezogen und Fetz ist seit dem in Sachen IDM noch heimatlos. «Die Vorbereitungen von Énergie Endurance für die 24 Heures Motos, den ersten Lauf der FIM Langstrecken-Weltmeisterschaft 2023, haben mit der Verpflichtung von Marco Fetz begonnen», heißt es dagegen aus der EWC. «Der 22-jährige Deutsche ist der erste Neuzugang des französischen Teams für die kommende Saison und bringt Erfahrung aus der IDM mit in die Superstock-Kategorie der EWC. Wir heißen ihn willkommen und hoffen, dass wir mit ihm großartige Leistungen erbringen werden. Wir danken ihm für sein Vertrauen.»

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