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Einfach anders

Kolumne von Guido Quirmbach
Kurz hupen, dann passte das Taxi auch noch durch diese Lücke

Kurz hupen, dann passte das Taxi auch noch durch diese Lücke

Eine Reise nach China ist mehr als nur ein Grenzübertritt in ein anderes Land. Andere Länder haben aber auch bekanntlich andere Sitten.

Eigentlich wollte ich ja nur über ein Rennen berichten. Aber ein Rennen in China ist dann «einfach anders», wie es eine Kollegin eben passend umschrieb.

Es fängt schon mit dem Visum an. Ein Journalisten-Visum zu erhalten, ist grundsätzlich nicht so schwer. Aber eben aufwendiger. Die Behörden wollen es schon genau wissen, was man denn im Reich der Mitte so machen will. Man akkreditiert sich neben der Veranstalter-Akkreditierung quasi ein zweites Mal. Dazu möchten die Chinesen genau wissen, welches Material man mit ins Land nimmt. Inklusive der Seriennummer eines jeden Laptops, Fotoapparates etc. Das alles wird dann bestätigt mit dem freundlichen Hinweis, wo man gefälligst zu welcher Zeit einreisen darf. Und nur ein einziges Mal, selbst ein Besuch in der nur einen Steinwurf entfernten, ehemaligen portugiesischen Kolonie Macau ist mit dem Visum nicht gestattet.

Doch einmal in Zhuhai angekommen, begegnet man viel Lächeln, vor allem bei der jüngeren Generation. Allerdings ist dieses Lächeln nicht immer nur freundlich gemeint, sondern oft auch einfach eine Entschuldigung. Im feinsten Englisch erklärt die junge Dame an der Rezeption im Hotel das übliche wie Zimmer, Frühstück etc. Begeistert davon, dass es wohl keine Sprachbarriere gibt, frage ich nach dem schnellsten Weg zur Rennstrecke: Die Antwort ist ein Lächeln. Erst dachte ich, sie wüsste den Weg nicht, doch ich habe dann festgestellt, dass sie die Frage überhaupt nicht verstanden hat. Denn mehr Englisch als die einstudierten Sätze über den Eincheckvorgang spricht sie gar nicht. Aber gut, ich will ja nicht meckern, schliesslich spreche ich auch kein Chinesisch.

Aber auf solche Fragen ist man im Hotel dennoch vorbereitet, auf der Rezeptions-Theke sehe ich einen kleinen Vordruck mit dem Titel «Taxi-Checklist». Dort sind verschiedene Ziele in der Stadt zum Ankreuzen aufgeschrieben, in der uns bekannten Schriftart und auch in der chinesischen Schrift. Sogar der Zhuhai international Circuit. Also voll motiviert zum Taxi, wo der Fahrer mit einer Konstruktion, die einem Schulbus der 1950er Jahre ähnelt, von seinem Sitz aus die Tür hinten rechts öffnet. Ich steige in den Ableger des VW Jetta ein und vermisse im Fond neben der Möglichkeit, die Türe selbst von innen zu öffnen auch gleich einmal die Sicherheitsgurte.

Noch mehr skeptisch wurde ich, als der Fahrer sich umdrehte, lächelte und sich dann selbst anschnallte. Das verstand ich nach den ersten Metern im Verkehr von Zhuhai sehr wohl. Diese Stadt ist mit 1,5 Millionen Einwohnern für chinesische Verhältnisse ein Dorf, aber dort hat es doch auch schon eine Menge Autos. Die für meinen Taxifahrer nix anderes als Slalom-Stangen sind, rechts und links zieht er in beeindruckendem Speed vorbei. Sollte einer den Weg kreuzen, wird eben gehupt, meist schrecken die anderen zur Seite. Dummerweise nicht immer, was zu lautstarken Flüchen führte. Ich nehme es jedenfalls an, dass es Flüche waren. Was die vereinzelten, kreisrunden Schilder mit schwarzer Zahl auf weissem Grund (meist ist die Zahl 50 oder 70) und rotem Rand zu bedeuten haben, weiss ich nicht. Nur mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung haben sie sicher nichts zu tun.

Eigentlich macht mir schnelles Fahren nichts aus, aber irgendwie hielt sich hier meine Begeisterung in Grenzen. An einer Ampel dreht sich der Fahrer wieder um und lächelt. Um dann sein Fenster zu öffnen und einmal richtig herzhaft heraus zu spuken! Der chinesische Mann spukt nämlich noch öfter als der gemeine, amerikanische Baseball-Spieler. Aber dafür intensiver und mit allen dazugehörenden Geräuschen und besonders gerne in Gesellschaft. Andere Länder, andere Sitten...

Die auf der Strecke gewonnene Zeit hat der Taxifahrer aber wieder verloren, denn wo die Rennstrecke genau ist, wusste er nicht. Erst nach einem Telefonat fand er den Weg und setzte mich mitten im Fahrerlager ab. Übrigens, die 22km lange Fahrt kostete umgerechnet knapp 7,- Euro. Dafür eben ohne Sicherheitsgurte.

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