IRC: von der Amateur-Klasse zur zweiten Liga
Die "Monte" zählt 2009 nicht zur WM
Auch die Spielfelder der IRC 2009 sind im Niveau gestiegen. In diesem Jahr tritt die IRC gleich fünf Mal bei Rallyes an, die von der höchsten Liga, sprich Rallye-WM, abstiegen beziehungsweise durch das neue, aber weiter umstrittene Rotationssystem absteigen mussten. Die neue Saison wird am vierten Januar-Wochenende gleich mit einem Knaller eröffnet. Der alte Klassiker schlechthin, die Rallye Monte Carlos, bislang der traditionelle WM-Auftakt, eröffnet in diesem Jahr die IRC-Saison. Ein Klassiker ist auch die Safari, die Anfang April in ihrer alten Härte stattfindet. Auch das ehemalige italienische WM-Highlight in San Remo ist am letzten September-Wochenende wieder dabei. Dann folgt Ende Oktober Japan, 2008 vorletzter WM-Lauf. Die Briten lassen vom 19. bis 21. November wieder die alte RAC-Rallye im südlichen Schottland mit den Klassiker-Prüfungen im Kielder Forest aufleben. Deutschland, 2009 ohne WM-Gastspiel, hat leider seine IRC-Chance verpasst. Eine Rallye Deutschland, egal in welcher Form auch immer, wird es in diesem Jahr nicht geben.
Während in der Rallye-WM in diesem Jahr die Anzahl der Rallyes von 15 auf zwölf gesenkt wurde, wurden in der IRC diese um zwei auf zwölf erhöht. Neben den oben erwähnten WM-Absteigern wurde mit der Rallye Curitiba, der Ort ist den Tourenwagen-Insidern ein Begriff, Brasilien erstmals in den Kalender aufgenommen. Somit findet die IRC mit Europa, Afrika, Asien und nun auch Südamerika erstmals auf vier Kontinenten stand. Die Teams werden viel reisen müssen.
Auch die Besetzung hat, zumindest in Monte Carlo, an Qualität zugenommen. Didier Auriol möchte im Peugeot 207 S2000 nach 1990, 1992 und 1993 in den französischen Seealpen nach 16 Jahren seinen vierten Monte-Triumph einfahren. Sportwagen-Pilot Stéphane Sarrazin, mehrmals auch in der Rallye-WM erfolgreich, ist im Peugeot-Lager sein Widersacher, ebenso wie der IRC-Champion Nicolas Vouilloz oder Freddy Loix. Auch der Brite Kris Meek vertraut auf Löwen-Power. Fiat-Abarth möchte mit Giandomenico Basso, Anton Alen und Luca Rossetti dagegenhalten und bekommt Verstärkung von Toni Gardemeister, nach dem Suzuki-Ausstieg ohne Werks-Cockpit, im Astra-Fiat Grande Punto. Skoda setzt erstmals den neuen Fabia S2000 mit Jan Kopecky und Juho Hänninen, Vizemeister in der Produktionswagen-WM, ein. Genannt haben auch Franz Wittmann Junior im seriennahen Mitsubishi Lancer und Niki Schelle im Suzuki Swift S1600. Die IRC startet mit einem starken Aufgebot in die neue Saison.
2006 wurde die Serie, die anfangs mehr dazu gedacht war, jungen Piloten und speziell Amateuren die Gelegenheit zu bieten, sich bei bekannten internationalen Rallyes auf hohem Niveau zu präsentieren, von der Eventabteilung des Fernsehsenders Eurosport ins Leben gerufen. Der internationale Automobilverband FIA erteilte auch seinen Segen. Mit Eurosport, der Sender berichtet von einer IRC-Rallye mehrmals täglich und danach mit einer Zusammenfassung, hat die neue Serie einen starken Medienpartner hinter sich.
Zu Beginn war die IRC für Fahrzeuge der Gruppe N und die Klasse A5, A6 und A7 sowie für die Super 2000 erlaubt. In diesem Jahr sind Fahrzeuge der Super 2000, der Gruppe N und der neu geschaffenen Klassen R2 und R3 inklusive Turbo-Diesel startberechtigt. Die teils 280 PS starken Fahrzeuge dürfen von Zweirad- auf Allradantrieb umgerüstet werden. Punkten nach dem bekannten FIA-Modus (10-8-6-5-4-3-2-1) dürfen allerdings nur Piloten mit Fahrzeugen, deren Hersteller in der IRC eingeschrieben sind.
Es war 2006 eher ein bescheidener Beginn. Nur vier Läufe, Zulu-Rallye in Südafrika, Ypern in Belgien, Madeira (Portugal) und San Remo in Italien umfasste die IRC-Premiere, bei der sich der Italiener Giandomenico Basso im Fiat Abarth S2000 die erste Krone sicherte. 2007 wurde das Programm internationaler und auf neun Läufe in Kenia, Türkei, Belgien, Russland, Portugal, Tschechien, Italien, Schweiz und in China aufgestockt. Auch das Interesse der Hersteller stieg. Neben Fiat Abarth mit dem Grande Punto S2000 und Peugeot mit dem 207 S2000 stiegen Citroen, Honda und Mitsubishi ein. Citroën und Honda brachten frontgetriebene Fahrzeuge, die übrigen Allradler. In den Starterlisten tauchten zudem immer mehr prominente Fahrer auf, die den Anspruch der IRC, eine Nachwuchsserie zu sein, immer stärker in Frage stellten.
Gerade im Peugeot-Lager tummelten sich bekannte WM-Piloten wie Gilles Panizzi, François Delecour, Freddy Loix oder Brice Tirabassi. Fiat nahm neben Andrea Navarra mit Anton Alen, Sohn von Markku Alen, einen ebenfalls bekannten Namen im Kader auf. Neusteiger Citroën setzte Simon Jean-Joseph hinter das Lenkrad eines C2 S1600. Honda meldete sich mit Dani Sola. Mitsubishi vertraute auf Renato Travaglia und Roman Kresta. Schon früh kristallisierte sich das Duell Peugeot und Fiat-Abarth heraus. Am Ende dominierten immer stärker die Peugeot-Piloten, aus deren Reihe der IRC-Sieger Enrique Garcia Ojeda und sein Kronprinz Nicolas Vouilloz kamen. Die IRC hatte sich mit dem starken Fahreraufgebot nach nur einem Jahr international etabliert.
2008 waren zehn Läufe in der Türkei, Portugal, Belgien, Russland, Tschechien, Spanien, Italien, Schweiz und China die sportlichen Schauplätze. Am besten aufgestellt war Peugeot mit Loix, Vouilloz, Jan Kopecky, Luca Rossetti, Tirabassi und den Gastfahrern Manfred Stohl in Portugal, Patrick Snijers in Belgien und Juha Hänninen in Russland. Fiat setzte auf Basso, Travaglia, Dani Sola, Alen und auf den Rallye-Rückkehrer Didier Auriol sowie auf Gastfahrer Gilles Panizzi. Wie im Jahr zuvor machten letztlich die „Löwen“ die Titelfrage unter sich aus. Beim vorletzten Lauf in der Schweiz, der Rallye du Valais, sicherte sich der letztjährige Vize-Champion Vouilloz vorzeitig den Titel. Das konnte auch sein Teampartner Loix mit seinem Sieg nicht verhindern, der sich mit zehn Punkten weniger mit der Kronprinzenrolle zufrieden geben musste. Die erstmals ausgeschriebene Wertung für zweiradgetriebene Fahrzeuge sicherte sich der Italiener Marco Cavigioli im Fiat Punto Diesel.
Der Reifenhersteller BFGoodrich, 2007 noch Ausrüster für die WM-Teams von Citroën, Ford und Subaru, vergab im letzten Jahr nach einem Auswahlverfahren bei fünf ausgewählten IRC-Läufen einen Platz im dritten Peugeot S2000 des belgischen Kronos-Teams. Die Auswahl trafen Journalisten des jeweiligen Austragungslandes. Dabei wurde aber der von IRC selbst gewählte Anspruch auf Nachwuchsförderung ziemlich hinten angestellt. So entschieden sich 14 portugiesischen Journalisten unter den 47 Bewerbern für ihren Ex-Meister Miguel Campos. Noch krasser gegen die Talentförderung entschieden die 16 belgischen Journalisten für das dritte Peugeot-Cockpit bei der Rallye Ypern. Sie wählten hierfür bei 55 Bewerbungen den inzwischen 50 Jahre alten mehrmaligen Landesmeister Patrick Snijers, 1989 im Toyota Celica und 1993 im Ford Escort Cosworth Sieger der Rallye Deutschland.