Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Novize Ogier bezwingt die «Königin der Rallyes»

Von Toni Hoffmann
Der Monte-Sieger Sèbastien Ogier

Der Monte-Sieger Sèbastien Ogier

Volles Podium für Peugeot beim «Ball der Debütanten».

Der berühmte Ausspruch von Cäsar wird wohl wieder herhalten müssen - «veni, vidi, vici» - «ich kam, sah, ich siegte» - dieses Zitat wird meistens dann herangezogen, wenn einer auf Anhieb siegt. So geschehen in der Freitagnacht, als der junge Sébastien Ogier bei seiner ersten Ausfahrt im Peugeot 207 S2000 seine erste Rallye Monte Carlo gewann. Der 25jährige Junioren-Weltmeister, bisher nur im Citroën unterwegs, hatte erst sieben Tage vor dem Start des Rallye-Klassikers erstmal den 207 der PSA-Schwester testen können, und dann fährt er als Novize auf Anhieb mit einer taktischen Meisterleistung gleich den so Prestigeträchtigen Triumph bei der «Königin der Rallyes» ein. Und wieder gewann ein Séb.


«Ich bin sehr glücklich», jubelte der 77. Monte-Sieger. «Es war eine sehr schwierige Rallye. Zum Schluss bin ich sehr vorsichtig gefahren, weil ich den Sieg nicht wegwerfen wollte.» Der «Gastfahrer», er war von einer Jury ins BFGoodrich Driver-Team gewählt worden, startete als Spitzenreiter in die berühmte «Nacht der langen Messer», taktierte vorsichtig, liess aber den Kontakt zu seinen Verfolgern nicht ganz abreissen. 1:43,6 Minuten betrug nach 14 Prüfungen mit sehr unterschiedlichen Beschaffenheiten – eben typisch Monte – sein Vorsprung auf seinen Kronos-Teamkollegen Freddy Loix, der die gesamte Intercontinental Rally Challenge bestreitet. Daher muss sich IRC-Vize-Champion Loix um die Meisterschaft trotz des Ogier-Sieges, weil nur ein einmaliger Start, keine Sorge machen. Toni Gardemeister fiel als bis dahin noch Gesamtzweiter auf der drittletzten Prüfung wegen einer defekten Lichtmaschine am Abarth-Fiat Grande Punto aus.

Das Peugeot-Podium komplettierte Stéphane Sarrazin, der im offiziellen Werks-207 2:21,6 Minuten zurücklag. Damit erreichte der Sportwagen-Pilot mit Rallye-Erfahrung nach dem fünften Platz 2006 (Subaru Impreza WRC) sein bestes Monte-Ergebnis. Mit fünf von 14 möglichen Bestzeiten verbuchte er die meisten Bestmarken. Die 4:30 Minuten, die er bei seinem Abflug am zweiten Tag verloren hatte, vereitelten seinen ersten Triumph im Fürstentum an der Côte d’Azur.

Es war nach zehn Jahren wieder eine echte «Nacht der langen Messer» auf dem Col de Turini. Party-Stimmung mit Böllern, bengalischen Lichtern, einem Fahnenmeer und natürlich den obligatorischen Schneefallen. Weil die unübersehbare Zuschauermenge auf dem bis auf den letzten Quadratmillimeter besetzten Col de Turini richtig «action» sehen wollte, warfen sie Schnee auf die ohnehin verschneite und vereiste Piste. Zum Glück tappte diesmal keiner der Spitzenpiloten in eine solche Falle, die schon mehrmals einige von ihnen früher zum Verhängnis wurde.

Auf Siegeskurs war bis zur zehnten Prüfung auch der Monte-Neuling Juho Hänninen bei der IRC-Jungfernfahrt des neuen Skoda Fabia S2000. Bis zur neunten Prüfung lag er vorne, dann warf ihn einen Reifenschaden auf den dritten Position zurück. Den Rückstand von 54,2 Sekunden auf den neuen Spitzenreiter Ogier hätte er wohl möglich noch auffangen können. Doch sein Fahrfehler in der ersten Kurve der zehnten Prüfung mit einem Ausfall als Folge machte alles zunichte. Dass aber die IRC-Konkurrenz mit Skoda rechnen muss, zeigte Jan Kopecky, der nach Problemen mit der Servolenkung zu Beginn des IRC-Auftaktes auf Rang vier (Rückstand: 3:17,3 Minuten) bester Nicht-Peugeot wurde, noch vor den bereits in der Serie etablierten Abarth Grande Punto mit Giandomenico Basso auf Platz fünf (Rückstand: 4:28,0 Minuten) als Fahnenträger vor seinem Teampartner Anton Alen.

Schade, schade mag wohl Franz Wittmann Junior gedacht haben. Der IRC-Einstieger führte mit seinem seriennahen Mitsubishi Lancer auf dem neunten Platz die Delegation der «echten» Gruppe N-Fahrzeuge an. Den Aufstieg zum berühmten Col de Turini schafft er nicht. Die «Nacht der langen Messer» fand ohne ihn statt. Sein Markenkollege Frédéric Romeyer wurde sein Nachfolger. Der elfte Start bei der «Grande Dame» des Rallyesport endete für den Olivier Burri im Grande Punto nach einer Hoch-Tief-Monte mit dem achten Platz (Rückstand: 21:23,0 Minuten).

Endstand der 77 Rallye Monte Carlo:
1. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F), Peugeot 207 S2000, 4:40:45,7 Stunden
2. Freddy Loix/Isidoor Smets (B/B), Peugeot 207 S2000, + 1:43,6 min.
3. Stéphane Sarrazin/Jacques-Julien Renucci (F/F), Peugeot 207 S2000, + 2:21,6 min.
4. Jan Kopecky/Petr Stary (CZ/CZ), Skoda Fabia S2000, + 3:17,3 min.
5. Giandomenico Basso/Mitia Dotta (I/I), Abarth-Fiat Grande Punto 2000, + 4:28,0 min.
6. Anton Alen/Timo Alanne (FIN/FIN), Abarth-Fiat Grande Punto 2000, + 10:49,7 min.
7. Frédéric Romeyer/Thomas Fournel (F/F), Mitsubishi Lancer IX, + 20:30,3 min.
8. Oliver Burri/Fabrice Gordon (CH/F), Abarth-Fiat Grande Punto 2000, + 21:23,0 min.
9. Luca Betti/Alessandro Mattioda (I/I), Renault Clio, + 24:04,8 min.
10. Patrick Artru/Patrice Vireux (F/F), Mitsubishi Lancer IX, + 25:50,7 min.

IRC-Stand nach 1 von 12 Läufen:
1. Ogier: 10 Punkte
2. Loix: 8
3. Sarrazin: 6
4. Kopecky: 5
5. Basso: 4
6. Alen: 3
7. Romeyer: 2
8. Burri: 1

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