Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Mash Side Force: Motorradgespann zum Schlagerpreis

Von Rolf Lüthi
Mit dem Mash Side Force bietet die in China produzierende französische Marke ein Motorradgespann als Serienfahrzeug an. Mit Schwinggabel und Rückwärtsgang.

Mit dem Mash Side Force bekommt der russische Hersteller Ural Konkurrenz in seiner Nische, in der Ural bislang eine Monopolstellung hatte. Niemand sonst fertigte ein Motorradgespann ab Werk. Was nicht heissen will, dass es keine anderen Motorradgespanne zu kaufen gäbe, doch das sind allesamt Umbauten, bei denen ein Beiwagen an ein Motorrad angebaut wird, mit mehr oder weniger zusätzlichen Anpassungen an die speziellen Anforderungen des Beiwagenbetriebs.

Was fast allen diesen Gespannen fehlt, ist ein Rückwärtsgang. Den haben wohl alle Gespannfahrer, ausser den Kutschern auf russischen Gespannen, schon schmerzlich vermisst: Begegnen sich auf einer schmalen Bergstrasse ein bergab fahrendes Gespann und ein Lastwagen mit Anhänger, ist juristisch wie praktisch klar, wer zurücksetzen müsste: Das Gespann. In der Situation kann man nur hoffen, dass der Lastwagenfahrer weiss, dass viele Gespanne keinen Rückwärtsgang haben. Ansonsten muss der Gespannfahrer absteigen und die missliche Lage erklären.

Sowas kann dem Fahrer der Mash Side Force nicht passieren. In den Motor, der in der Grundkonstruktion auf dem luftgekühlten Einzylinder der Honda XR400 basiert, haben sie bei Mash tatsächlich zusätzlich zu den fünf Gängen noch einen Rückwärtsgang einbauen können.

Den Rückwärtsgang hatte schon das Vorgängermodell Family Side, ebenso einen einstellbaren Lenkungsdämpfer, neu ist die Gabel mit geschobener Langschwinge anstelle der Teleskopgabel. Damit ist die markanteste Fahrwerkschwäche dieses Gespanns mit der technisch richtigen, dem Gespannbetrieb angepassten Lösung behoben.

Der Motor, ursprünglich trotz kleinerem Hubraum auf eine höhere Leistung als die nun abverlangten 28 PS ausgelegt, ist erfahrungsgemäss mechanisch solide. Ein Elektrostarter ist willkommen, vor allem auch im Winterbetrieb. Die drei Räder werden mit drei Scheibenbremsen verzögert. Ein weiterer Punkt, den Winterfahrer schätzen werden, entfallen doch damit von Salzfrass schwergängige oder festgefressene Gestänge an Trommelbremsen.

Alle drei Räder messen 18 Zoll im Durchmesser, womit das auf dem Deckel des wasserdichten Kofferraums angebrachte Reserverad richtig Sinn macht. Heidenau fertigt spezielle Gespannreifen in 18 Zoll mit eckiger Kontur. Ein Tankinhalt von 13 Litern ist im Gespannbetrieb knapp, das Gewicht von 320 kg unter anderem wegen des stilechten Metallboots recht stattlich.

Mit dem Preis von 10.999 Euro kann selbst Ural nicht mithalten, die Russen verlangen in Deutschland für ein Gespann ohne Beiwagenantrieb ab 16.800 Euro. Erhältlich ist das Mash Side Force ab Mai.

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