KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Gerüchteküche: CF Moto expandiert in die Oberklasse

Von Rolf Lüthi
2020 stellte CF Moto die vollverkleidete Tourenmaschine 1250TR-G vor, angetrieben von einem modifizierten KTM-V2. Seither gab es Gerüchte, aber keine weiteren Modelle von CF Moto mit diesem Motor.

Die Verkleidung der CF Moto 1250TR-G erinnert an die BMW R1250RT, doch unter dem ausladenden Plastikkleid steckt kein Boxermotor, sondern ein V2, in dem man den LC8 genannten Motor von KTM erkennen könnte.

CF Motor und KTM haben eine Zusammenarbeit, CF Moto baut am Firmenstandort in Hangzhou/China die KTM-Mittelklasse-Modelle mit dem Reihen-Zweizylinder, das KTM-Mutterhaus Pierer Mobility vertreibt die Motorräder von CF Moto unter anderem in den deutschsprachigen europäischen Ländern.

Allerdings ist der von CF Moto gefertigte V2 äusserlich und anhand der technischen Daten im Vergleich zum KTM-Pendant erheblich modifiziert. Durch Verkürzung des Hubs von 71 auf 69,8 mm resultiert bei gleichbleibender Bohrung von 108 mm ein Hubraum von 1271 ccm (anstelle der 1301 ccm von KTM/Husqvarna).

In der stärksten Version leistete der KTM-Motor 180 PS bei 9500/min und 140 Nm bei 8000/min. CF Moto gibt für die 1250TR-G 143 PS bei 8500/min und 120 Nm bei 7000/min an. Inzwischen hat KTM ja einen überarbeiteten V2 mit 1350 ccm nachgeschoben (2 mm mehr Bohrung, gleicher Hub, variable Steuerung der Einlassventile), der aktuell nur im Naked Bike Duke 1390 verbaut wird. Weitere KTM-Modelle (Reise-Supermoto und Reise-Enduro) mit diesem Motor dürften folgen.

Was uns spät, aber doch, zur spekulativ-rhetorischen Frage führt, ob CF Moto den LC8-Motor nur umgearbeitet hat, um damit ein einziges Modell, ebendiese 1250TR-G, zu bauen. Die ebenso hochspekulative Antwort: Nein, die bauen in Kürze einen unverkleideten Roadster namens 1250NK und eine Reise-Enduro mit der Bezeichnung 1250MT. Und KTM-CEO Stefan Pierer wird sich darob nicht ärgern, sondern neben seinen Premium-Marken KTM, Husqvarna, GASGAS und MV Agusta mit CF Moto die passenden Motorräder für preissensible Kunden anbieten.

Ein Naked Bike hat CF Moto schon 2017 hergezeigt, nämlich an der Motorradmesse Mailand das Konzeptmotorrad V.02-NK. Zwei ausgefallene technische Lösungen dieses Konzeptmotorrads finden sich anhand kürzlich aufgetauchter Konstruktionsskizzen jedoch am geplanten Serienmotorrad nicht mehr: Der (gebogene) Kühler wird konventionell vor dem Motor angebaut und nicht wie im Konzeptmotorrad unter der Sitzbank und angeströmt von zwei riesigen Luftkanälen.

Die hintere Schwinge, bei der das obere Befestigungsauge des Federbeins in die Schwinge integriert ist (eine Anordnung aus dem MotoGP-Rennsport), wird wohl zugunsten einer konventionellen Abstützung am Gitterrohrrahmen aufgegeben. Fürderhin ähnelt das Chassis dem Gitterrohrrahmen der KTM, das bei Verwendung eines fast baugleichen Motors mit ähnlichen oder gleichen Befestigungspunkten naheliegend ist. Die Einarmschwinge hingegen könnte sich auch am Serienmotorrad finden – sofern es ein solches geben wird und sich ihr SPEEDWEEK-Autor nicht in Spekulationen verloren hat.

Eine weitere Spekulation ist die Reise-Enduro CF Moto 1250MT, von der ein Bild von einer griechischen Facebookseite weltweite Verbreitung fand. Offizielle Bilder oder Statements dazu gibt es von CF Moto nicht. Da CF Moto von seinem aktuellen Reise-Enduro-Spitzenmodell 800MT, angetrieben vom Motor der KTM 790 Adventure, drei Varianten anbietet, sind auch von einer allfälligen 1250MT mehrere Varianten denkbar, von der Strassen-Enduro mit Alugussrädern in 19/17 Zoll bis zu einer Offroad-Variante mit längeren Federwegen, einstellbaren Federelementen und 21 und 18 Zoll grossen Drahtspeichenrädern.

Zum Schluss noch ein Blick auf die nur in Asien erhältliche Tourenmaschine CF Moto 1250TR-G: Die 300 kg schwere Wuchtbrumme ist unter anderem ausgestattet mit einem Kurven-ABS von Bosch, Vierkolben-Radialbremszangen von Brembo, Abstands-Tempomat mit Radartechnologie und Marzocchi-Federelementen. Im Cockpit sorgt ein TFT-Farbdisplay mit einer Diagonale von 12,3 Zoll für Übersicht. Naheliegend, dass diese Ausstattung auch in weiteren Modellen verbaut werden könnte.

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