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Jürgen Lingg: «Prognosen für MotoE noch schwierig»

Von Günther Wiesinger
Das Intact-Team besteht 2023 aus 38 Personen, das Budget steigt auf 5,5 Millionen Euro. Nach den zwei Meisterschafts-Gewinnen 2022 steigen die Ansprüche. Was darf man von Krummi und Garzo erwarten?

Das Liqui-Moly-Intact-Moto2-GP-Team hat zwar in der Weltmeisterschaft 2022 die Ziele nicht erreicht, denn es wurde kein Podestplatz erreicht. Marcel Schrötter heimste zwar drei vierte Plätze ein, kam jedoch über den elften WM-Rang nicht hinaus. Rookie Jeremy Alcoba enttäuschte als WM-Achtzehnter.

Immerhin wurden auf Nebenschauplätzen Erfolge gefeiert: Lukas Tulovic gewann für das Liqui-Moly-Junior-Team die Moto2-Europameisterschaft 2022 in eindrucksvoller Manier. Denn er hat sieben der elf Rennen für sich entschieden und dazu vier zweite Plätze erkämpft. Der EM-Zweite Senna Agius aus Australien, sein Nachfolger im Intact-Junior-Moto2-Team, landete 72 Punkte hinter den Titelgewinner. Der Schweizer Domi Aegerter triumphierte im dritten Anlauf endlich im MotoE-Weltcup.

Das deutsche Dynavolt-MotoE-Team hat einen zweiten Teamplatz für die neue MotoE-Weltmeisterschaft beantragt und ihn auch erhalten. Als Fahrer wurden Randy Krummenacher (32) und Hector Garzo (24) präsentiert. Dieses Duo tritt auf den neuen Einheits-Motorrädern von Ducati ein schweres Erbe an, denn Aegerter hat die Elektro-Rennserie in den letzten drei Jahren auf den Gesamträngen 3, 2 und 1 beendet und die Messlatte sehr hochgelegt.

Dynavolt-MotoE-Teamchef Jürgen Lingg (56) kann momentan die Erfolgsaussichten für 2023 schwer einschätzen. «In der kommenden Saison ist wieder alles neu, deshalb kann ich schlecht eine Prognose abgegeben», meint der vielbeschäftigte Technikchef, Teamteilhaber und Teamprinzipal. «Es ist ein neues Motorrad. Unsere Jungs waren im Dezember bereits auf der Schulung. Es sieht alles interessant aus. Von Garzo wissen wir, dass er einen guten Speed hat, doch er hat in letzter Zeit ein bisschen einen Hänger gehabt, weil er sich nicht so wohl gefühlt hat. Ich weiß nicht, woran das gelegen ist. Aber den Speed hat er, er war 2019 immerhin Weltcup-Gesamtvierter. Wenn er das alte Selbstvertrauen findet, kann er mit Sicherheit vorne mitfahren. Er hat ja auch in der Moto2-WM in Valencia 2020 als Zweiter schon ein Podium gehabt. Ich traue ihm einiges zu; aber er muss zuerst einmal das Vertrauen wieder gewinnen. Das fehlt ihm momentan. Das merkt man auch, wenn man sich mit ihm unterhält.»

«Randy hat viel Erfahrung, die muss er einfach nutzen», fordert Jürgen Lingg. «Aber weder Garzo noch Randy sind mit dem Ducati-Motorrad bisher einen Meter gefahren. Deshalb kann ich keine Vorhersagen machen. Ich denke, es werden wieder dieselben Leute vorne sein wie in den letzten zwei Jahren.»

Das Intact-Team tritt 2023 erstmals auch in der Moto3-WM an, dort wird ebenso das Husqvarna Factory Team gebildet wie neu auch in der Moto2. Inzwischen besteht der Rennstall aus 38 Teammitgliedern, das Budget liegt bei 5,5 Millionen Euro.

Deshalb stehen auch in der MotoE wieder Podestplätze auf der Wunschliste.

Wie lang wird es bei Krummenacher dauern, bis er sich an das für ihn völlig neue Elektro-Motorrad gewöhnt hat? Lingg: «Bei Domi Aegerter ging es 2020 echt schnell, er hat drei Tage gebraucht. Ich weiß es noch gut. Er war am dritten Testtag in Jerez vorne dabei. Aber jeder Fahrer ist anders. Wenn ein Fahrer auf ein neues Motorrad steigt, hat jeder Fahrer andere Ansprüche ans Motorrad, die ihm wichtig sind. Der Fahrer merkt relativ schnell, ob ihm das Bike gefällt oder nicht. Wenn es ihm behagt, kann man davon ausgehen, dass gute Ergebnisse herauskommen. Aber wenn es am Anfang nicht so läuft wie erwartet, wird es zäh.»

Der provisorische MotoE-Kalender 2023

13. und 14. Mai: Le Mans/Frankreich
10. und 11. Juni: Mugello/Italien
17. und 18. Juni: Sachsenring/Deutschland
24. und 25. Juni: Assen/Niederlande
05. und 06. August: Silverstone/GB
19. und 20. August: Red Bull Ring/Österreich
02. und 03. September: Catalunya/Spanien
09. und 10. September: Misano/Italien

Die MotoE-Tests 2023

06. bis 08. März: Jerez/Spanien
03. bis 05. April: Catalunya/Spanien

MotoE-Weltcup-Endstand 2022 nach 12 Rennen

1. Aegerter 227 Punkte. 2. Granado 192,5. 3. Ferrari 162,5. 4. Casadei 156. 5. M. Pons 124. 6. Okubo 95.5. 7. Canepa 94,5. 8. Garzo 86. 9. Escrig 79. 10. Zannoni 71,5. 11. Torres 65. 12. Manfredi 58,5. 13. M. Alcoba 46,5. 14. Fores 35,5. 15. Mantovani 25. 16. Maria Herrera 21. 17. Smith 12. 19. Tulovic 10. 20. Finello 9.

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