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Domi Aegerter zur Zukunft: «Ich habe nichts mehr»

Von Günther Wiesinger
Domi Aegerter

Domi Aegerter

In den letzten fünf Jahren ging es für den Schweizer Dominique Aegerter in der Moto2-WM immer weiter bergab. Bei Forward MV Agusta will und kann er 2020 keine 300.000 Euro mehr abliefern.

Dominique Aegerter hat in der Moto2-WM schon zwei fünfte (2013 und 2014) und zwei achte (2011 und 2012) Gesamtränge erobert, er hat einmal 35 Rennen in Serie in den Punkterängen beendet, den Moto2-WM-Lauf 2014 auf dem Sachsenring gewonnen und dann bei Kiefer Racing auf Suter 2017 in Misano triumphiert (vor Lüthi). Doch dieser Sieg wurde ihm aberkannt – weil illegale Ölzusätze nachgewiesen wurden.

Aber in den letzten Jahren ging es für den 29-jährigen Schweizer immer weiter bergab: 17., 12., 12. und 17. lauten die Gesamtränge von Aegerter in den letzten vier Jahren. Schon vor einem Jahr liebäugelte er mit dem Umstieg in den MotoE-Weltcup. Doch dann unterschrieb er für eine Mitgift von ca. 300.000 Euro beim Forward MV Agusta-Team. Eigentlich existiert ein Zwei-Jahres-Vertrag, doch Aegerter und sein neuer Manager Oliver Imfeld (er kommt aus der Musikbranche) verhandeln schon seit Monaten mit Forward über die Höhe der Sponsor-Mitgift für die Moto2-Saison 2020.

Bei Forward machte die Entwicklung des Gitterrohrrahmens kaum Fortschritte, die Ergebnisse von Aegerter sind seit Katar unverändert schlecht, auch wenn Manzi und der Schweizer am Sonntag auf der Stop-and-Go-Piste von Motegi mit den Rängen 10 und 14 für Lichtblicke sorgten.

Das Forward-Team steckt permanent finanziell in der Klemme. Zu den Grand Prix in Silverstone und Aragón wurde nicht einmal eine Hospitality für das Team und die Gäste mitgebracht. In der Vergangenheit hat Teambesitzer Giovanni Cuzari gerne mit zwei Hospitalitys geprotzt…

Aus dem Supersport-WM-Fahrerlager ist zu hören, MV Agusta wolle das Moto2-Projekt wegen der Erfolgslosigkeit und Hoffnungslosigkeit des ganzen Konzepts stoppen. Die Hardcore-MV-Agusta-Fans wollen die Edelmarke lieber mit der neuen F4 so bald wie möglich wieder in der Superbike-WM sehen. Aber zuerst muss das seit 2005 auf dem Markt befindliche F4-Modell auf Euro4-Norm umgerüstet werden.

Bei Forward wird betont, MV Agusta werde auch 2020 in der Moto2-WM an Bord sein, es bestehe ein Vertrag.

Forward-Teamchef Cuzari profitierte in der Vergangenheit von seiner Freundschaft zu Giovanni Castiglioni, den Sohn des gleichnamigen Cagiva-Gründers, der später auch die Marke MV Agusta übernahm. Inzwischen hat der russische Investor Timur Sardarov 49 Prozent von MV gekauft, AMG Mercedes hat nach Millionenverlusten seinen 25-Prozent-Anteil wieder abgestoßen. Castiglioni wurde im operativen Geschäft entmachtet, Sardarov hat sich nach einer Geldspritze durch sein Unternehmen ComStar Invest als neuer CEO etabliert. 50 Millionen Euro sollen seit 2017 investiert worden sein, aber eine Flut von neuen MV-Agusta-Modellen ist bisher nicht zu erblicken.

Für Dominique Aegerter bleibt Forward die letzte Hoffnung für eine Fortsetzung seiner Moto2-Karriere, denn er hat 2019 erst 14 Punkte gesammelt und hält sich in der WM an 23. Position. Teamkollege Manzi ist WM-21.

Mit der ruhmreichen Vergangenheit der Nobelmarke MV Agusta (38 Fahrer- und 37 Konstrukteurs-WM-Titel) haben die Moto2-Eskapaden wenig zu tun. Sie wirken wie ein Schandfleck. Auch für Giacomo Agostini wirkt dieses Engagement wie Nestbeschmutzung, zumal der Motor von Triumph stammt und das erste Chassis bei Suter Industries in der Schweiz gebaut wurde. «Da geht es nur um Marketing», ätzte Ago nazionale.

Eigentlich besteht zwischen Aegerter und Forward ein Vertrag für 2020. «Und soviel ich weiß, ist MV Agusta 2020 wieder dabei», sagt der 29-jährige Schweizer, der seine zehnte Moto2-WM-Saison fährt. «Aber für die Saison 2020 ist leider noch nichts fix. Wir sind bisher mit Forward nicht klargekommen.» Wie gesagt: Es geht um die Höhe des Sponsorgelds, das Aegerter abliefern soll. Aber der Rohrbacher betont: «Ich habe nichts mehr.»

Ob Sponsor «Idea Lavoro» (eine Arbeitsvermittlung) nächstes Jahr bei Forward wieder dabei sein wird, ist fraglich. Denn das Unternehmen ist verkauft worden.

Teams aus der Supersport- und Superbike-WM zeigen Interesse an Aegerter, bislang gibt es aber keine konkreten Gespräche.

Moto2-Ergebnisse Motegi: 1. Marini. 2. Lüthi. 3. Martin. 4. Baldassarri. 5. Navarro. 6. Márquez. 7. Bastianini. 8. Fernandez. 9. Schrötter. 10. Manzi. 11. Di Giannantonio. 12. Binder. 13. Chantra. 14. Aegerter. 15. Locatelli. Ferner: 19. Raffin. 20. Öttl.

Moto2-WM-Stand nach 16 von 19 Rennen: 1. Alex Márquez, 234 Punkte. 2. Lüthi 198. 3. Fernandez 192. 4. Navarro 186. 5. Binder 184. 6. Marini 176. 7. Baldassarri 151. 8. Schrötter 125. 9. Di Giannantonio 99. 10. Bastianini 95. 11. Lecuona 71. 12. Gardner 64. 13. Nagashima 64. 14. Martin 63. 15. Lowes 60. – Ferner: 23. Aegerter 14. 28. Tulovic 3. 30. Raffin 3.

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