Sachsenring: «Mr. MZ» Heinz Rosner (83) nahm Abschied
Mehr als 35.000 Besucher erlebten am vergangenen Wochenende bei der ADAC Sachsenring Classic erstklassige Teilnehmerfelder, sie bewunderten zahlreichen technische Prunkstücke von legendären Herstellern MV Agusta, Honda, Yamaha, Kreidler und so weiter. Dazu versammelten sich auf der deutschen GP-Strecke nicht weniger als elf ehemalige Weltmeister mit insgesamt 33 Weltmeistertitel. Darunter Agostini, Spencer, Mang, Bradl sowie zahlreiche Vizeweltmeister.
Der populäre Sachse Heinz Rosner gab vor der eindrucksvollen Kulisse Abschied auf dem Sachsenring seine Abschiedsvorstellung als Teilnehmer bei Classic-Veranstaltungen. Kein Geringerer als Rekord-Weltmeister Giacomo Agostini (15 WM-Titel, 122 GP-Siege) begleitete ihn auf seiner MV Agusta um die Strecke.
Hohenstein-Ernstthal wurde von den GP-Fans richtiggehend gestürmt, als die ADAC Sachsenring Classic von 15. bis 17. Juli nach dreijähriger Pause wieder die Fans des historischen Motorsports begeisterte. Bei perfekten Wetterbedingungen konnte auf dem Sachsenring Nostalgie und Geschwindigkeit vereinbart werden. An den drei Renntagen waren zahlreiche Serien nach historischem Vorbild unterwegs – auf zwei, drei und vier Rädern.
Es war für jeden Geschmack etwas dabei: Trabant, Touren- und Formelwagen für die Rennwagen-Fans und PRO Superbike, Classic Legenden und MV Agusta Corsa Classica für die Zweiradbegeisterten.
Große Begeisterung erregten die historischen Seitenwagen, die seit Jahren nicht mehr auf diesem winkeligen GP-Rundkurs unterwegs waren.
Einen Wermutstropfen mussten die Fans von MZ und Heinz Rosner hinnehmen, der auch als «Mister MZ» bekannt wurde.
Heinz Rosner, geboren am 14. Januar 1939 in Hundshübel, ging zwischen 1964 und 1969 in der Motorrad-Weltmeisterschaft an den Start und glänzte 1968 als WM-Dritter in der 250-ccm-Klasse.
Während seiner gesamten Laufbahn startete Rosner ausnahmslos auf den ostdeutschen MZ-Rennmaschinen.
Der beliebte MZ-Star glänzte in der 250er-WM in den Jahren 1965 bis 1969 mit dem Gesamträngen 4, 5, 6, 3 und 7. Ein GP-Sieg blieb ihm zwar versagt, aber er stellte sein außergewöhnliches Können mit insgesamt sieben zweiten 250-ccm-GP-Plätzen unter Beweis – in Finnland, Italien, Spanien, Belgien und in Ulster.
Mit einer auf 251 ccm aufgebohrten 250er-MZ trat Rosner von 1976 und 1969 immer wieder mal auch in der 350er-WM auf. Er heimste immerhin sieben Podestplätze ein und war der einzige DDR-Pilot, der jemals in der Motorrad-WM neben dem großen Giacomo Agostini auf dem Podest stand. Ein Highlight in der 350er-WM war auch der zweite Platz hinter Hailwood in Brünn 1966. Rosner beendete die 350er-WM 1966 und 1969 auf dem vierten Gesamtrang. Ohne Kupplungssschaden 1969 beim Finale ein Opatija/Jugoslawien wäre er sogar hinter dem unschlagbaren Agostini (MC Agosta) auf dem 2. WM-Platz gelandet.
Rosner drehte am vergangenen Wochenende auf dem Sachsenring seine letzten Classic-Event-Runden auf zwei Rädern. Denn nach seinem Unfall im Jahr 2019 in Zschorlau fühlt er sich nicht mehr in der Lage, seine MZ im gewünschten Umfang zu beherrschen und auszufahren. Deshalb nutzte der unverwüstliche Rosner die Chance, seine aktive Karriere als Motorradrennfahrer endgültig zu beenden.
Nach der gemeinsamen Runde mit Agostini legte der liebenswürdige Italiener dem ehemaligen Rivalen freundlich die Hand auf die Schulter; Rosner war der Wehmut deutlich anzusehen.
Rosner war auch in der 125-ccm-Weltmeisterschaft erfolgreich. Der heute 83-jährige Deutsche steuerte die MZ 125 in den Jahren 1964, 1965, 1968 und 1969 auf die Gesamtränge 14, 15, 4 und 18, obwohl die DDR-Bürger meist nicht an allen Rennen im Ausland teilnehmen konnten.
Rosners beste Einzelergebnisse in der 125-ccm-Weltmeisterschaft – er eroberte vier dritte GP-Plätze in den Jahren 1965 und 1968.