Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Pirelli: Rein in den GP-Sport, raus aus der Formel 1?

Von Günther Wiesinger
Pirelli wird 2024 Alleinausrüster für die GP-Klassen Moto3 und Moto2

Pirelli wird 2024 Alleinausrüster für die GP-Klassen Moto3 und Moto2

Bei den Reifen-Ausrüstern im Motorsport kommt Bewegung ins Geschehen. Pirelli ist im Formel-1-Bieterfahren mit Bridgestone als Herausforderer konfrontiert. Dafür steigt Pirelli 2024 fix in die Moto3- und Moto2-WM ein.

Es tut sich etwas an der Rennreifenfront. Während sich in der Formel 1 der italienischen Reifengigant Pirelli beim Bieterverfahren als Alleinrüster für 2025 mit Bridgestone starker Konkurrenz ausgesetzt sieht, wird Pirelli in Zukunft im Motorrad-GP-Sport die Reifen für die WM-Klassen Moto3 und Moto2 liefern. In der 250-ccm-Viertakt-Klasse ist Dunlop seit 2012 Alleinausrüster, in der 765-ccm-Moto2-WM seit deren Gründung im Jahr 2010.

Vor drei Wochen besuchte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta mit Sohn Carlos den Formel-1-GP auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya, um sich mit F1-Chef Stefano Domenicali zu treffen. Bei dieser Gelegenheit fand ein Meeting zwischen Vater und Sohn Ezpeleta (er fungiert als Dorna-Sportdirektor) mit dem Pirelli-Management statt, bei dem es um die Lieferung von Einheitsreifen für die WM-Klassen Moto3 und Moto2 für 2024 ging. Pirelli rüstet bekanntlich bereits die Teams und Fahrer für die Superbike-WM und die Supersport-WM aus.

Die Drei-Jahres-Verträge der Dorna mit Dunlop laufen nach der Saison 2023 aus.

Dunlop hat die Produktionsstätte für die GP-Reifen noch vor Corona nach Frankreich verlagert, auch wegen des Brexits. Die Qualitätskontrolle wurde verbessert, aber die britische Firma schlachtet die GP-Teilnahme kaum aus, der Auftritt wirkt lieblos. Eine Kommunikationsabteilung existiert offenbar gar nicht mehr.

In der Moto2-WM sind mit Kalex und Boscoscuro nur zwei Hersteller übrig geblieben, denn Firmen wie Suter, NTS, TSR, KTM und MV Agusta haben sich zurückgezogen.

Kalex-Geschäftsführer Alex Baumgärtel, der in der Moto2 nicht weniger als 26 der 30 Motorräder liefert, ist gespannt auf den neuen Reifenlieferanten. «Ein Wechsel zu Pirelli wäre interessant, obwohl Dunlop zum Beispiel bei der letzten Generation der Regenreifen ein positiver Schritt gelungen ist.»

Von den Fahrern ist allerdings zu hören, der Dunlop-Moto2-Vorderreifen sei vom Feedback her am Limit, da gäbe es Potenzial für Optimierung.

Wann erstmals Testreifen vor Pirelli an die Hersteller geliefert werden, ob Testteams erlaubt und mehr Testtage gestattet werden, ist den Rennställen bisher nicht mitgeteilt worden. 

Übrigens: In der Formel 1 war Pirelli von 1950 bis 1958 dabei, dann von 1981 bis 1986, von 1989 bis 1991 und jetzt pausenlos seit 2011.

Dunlop-Piloten haben vor der neuen Viertakt-Ära schon die 250-ccm- und 125-ccm-Zweitakt-Klassen dominiert. Allein in der Viertelliterklasse sammelte der 1888 gegründete Reifenhersteller 17 WM-Titel. Aktuell ist Dunlop, seit 1949 im Grand-Prix-Paddock vertreten, zudem Reifenlieferant in den «Road to MotoGP»-Nachwuchsserien Red Bull MotoGP Rookies Cup, Idemitsu Asia Talent Cup, Honda British Talent Cup und Northern Talent Cup.

Im November 2020 verkündete die Dorna den neuen Deal mit Dunlop mit folgenden Worten: «Seit der Einführung der beiden Klassen Moto3 und Moto2 ist Dunlop ein Grundpfeiler des Erfolgs. Die Ergebnisse sprechen für sich, und wir sehen an jedem Wochenende spektakuläre Rennen.»

Ben Hoge, General Manager von Dunlop Motorcycle Europe, erklärte 2020: «Beide Klassen sind ein wesentlicher Bestandteil von Dunlops Motorradrennsport-Aktivitäten und erlauben uns, Technologien für unser wachsendes Sortiment an Straßen- und Rennstreckenreifen zu entwickeln. Dorna Sports bietet eine exzellente Plattform zur Reifenentwicklung.»

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