Trauer um Rennfahrer und Konstrukteur Clemens Driesch
Clemens Driesch wurde am 11. Juni 1956 in Annweiler in der Pfalz in der Nähe der Burg Trifels geboren. Neben seinem Maschinenbaustudium ging er seiner Leidenschaft nach und nahm auf einer BMW 750 ccm am OMK Motorrad-Rallye Pokal-Veranstaltungen auf den Rennstrecken teil. Hinter Helmut Dähne gehörte Clemens zu den schnellsten BMW-Piloten in Deutschland.
Clemens wechselte dann zu den Rundstreckenrennen und ging 1980 beim Großen Preis von Deutschland auf der Nordschleife des Nürburgrings auf einer Suzuki RG500 an den Start, fiel aber im Rennen aus. Danach fuhr Clemens auf einer Yamaha TZ 250 ccm im Team des zweifachen Weltmeisters Dieter Braun in der Motorrad-DM, auch in der 350-ccm-Klasse startete Clemens auf einer Yamaha.
In den Anfangsjahren entwickelte Driesch Kohlefaserprodukte, um sein eigenes Rennmotorrad leichter zu machen. Daraufhin wurde die Firma CFP (Carbon Fiber Products) gegründet. Die Firma siedelte er in Neustadt an der Weinstraße direkt neben dem Keke Rosberg-Team an. Clemens Driesch fertigte dort mit seinen Mitarbeitern in seinem Autoklaven Kohlefaserteile.
Durch seine Freundschaft mit Sepp Schlögl stellte Clemens Driesch die Formen für die Verkleidungen der Honda-Werksmaschinen in der 250-ccm-Klasse her und belieferte neben dem HB-Honda-Team von Dieter Stappert auch alle Honda-Werksfahrer mit seinen Kohlefaserverkleidungen. Clemens lackierte dort auch die Verkleidungen in den entsprechenden Sponsorfarben und brachte zu den jeweiligen Rennen die neuen Verkleidungen wieder mit. Bei vielen Grand Prix-Siegen und WM-Titeln war Clemens Driesch mit seinen Produkten beteiligt.
Durch seine guten BMW-Verbindungen mit Berthold Hauser fertigte Clemens leichtere Teile für die Boxer-BMW im Langstreckensport. Beim 24-Stunden in Oschersleben 1999 lernte Clemens über BMW seine spätere Frau Christelle kennen, die er 2005 in Neustadt heiratete.
Clemens Driesch produzierte mit seinen Mitarbeitern auch Teile für den BMW-Boxer-Cup, er war auch beim Kohlefaser-Helm für Michael Schumacher involviert. Für den Audi R8 baute die Firma CFP Unterböden für das 24-Stunden-Autorennen in Le Mans, auch für Mercedes stellte er Teile für die DTM her.
«Ich habe Clemens zu Beginn der Kawasaki-Zeit mit Toni Mang kennengelernt, wir hatten seither ein sehr freundschaftliches Verhältnis über die ganzen Jahre. Clemens hat sehr viel gemacht für den Motorradsport, zum Schluss auch noch beim WM-Titel 2005 mit Thomas Lüthi in der 125-ccm-Klasse», erzählte Sepp Schlögl.
Auch der dreifache GP-Sieger Martin Wimmer erinnert sich: «Clemens hatte für mich 1988 einen kleineren und flacheren Tank für meinen Yamaha-Production-Racer gebaut. Ich war dann im Topspeed auf der langen Mistral-Gerade in Paul Ricard 8 km/h schneller als die Werks-Yamaha und am Abend standen die japanischen Techniker bei mir in der Box.»
Clemens Driesch war ein brillanter Konstrukteur und hatte auch als einer der ersten Experten ein Kohlefaser-Fahrrad hergestellt.
Vor einigen Jahren ist Clemens Driesch aus beruflichen Gründen von der Pfalz auf die schwäbische Alb nach Albstadt-Ebingen umgezogen. Leider ging es ihm die letzten Jahre gesundheitlich nicht so gut, seine Frau Christelle kümmerte sich um ihn.
Clemens Driesch war ein liebenswerter, stiller und sympathischer Mensch, mit dem man sich über alle Themen unterhalten konnte. Er lebte für seine Leidenschaft und für viele Rennfahrer legten er und seine Mitarbeiter nach Stürzen Nachtschichten ein, damit beim nächsten Rennen wieder eine neue Verkleidung am Motorrad war. Clemens Driesch freute sich im Hintergrund und war stolz über die vielen Erfolge der Rennfahrer mit den CFP-Kohlefaserprodukten.
Die deutsche Motorradsportszene trauert um einen menschlichen, leidenschaftlichen, lieben Freund und Entwickler mit einer einzigartigen Passion für den Rennsport.
Die Beisetzung von Clemens Driesch erfolgt nur im engsten Familienkreis.
Clemens, wir werden dich vermissen, nicht nur auf der Rennstrecke. Mach‘s gut und ruhe in Frieden, Clemi!