Formel 1: Neues Punktesystem wird diskutiert

Giorgio Barbier (Pirelli): «Raum für Verbesserungen»

Von Thomas Kuttruf
Für die Moto3 und Moto2 war es ein Saisonauftakt in doppelter Hinsicht. Erstmals überhaupt mit Pirelli als Reifenausrüster gingen Grand Prix-Rennen über die Bühne.

Die bei den überschaubaren Testmöglichkeiten (insgesamt rückte das Feld dreimal mit den komplett neuen Pirelli-Reifen aus) gewonnenen Eindrücke der Team bestätigten sich auch auf der als diffizilen Piste in Losail. In einem Satz zusammengekürzt: Die Reifen aus Italien sorgen für einen zum Teil drastischen Abfall der Rundenzeiten bei zugleich deutlich geändertem Verschleißverhalten. Übersetzt in die Realität der Resultate, brachte der Wechsel mächtig Schwung ins Gummi-Casino. Zwar beschwert sich niemand im Fahrerlager über eine mangelnde Performance der Slicks, dennoch haben die neuen Verbindungen zwischen Chassis und Fahrbahn das Feld verschoben.

Katar lieferte in beiden Klassen einige Überraschungen, die aber nach nur einem GP-Wochenende keine endgültige Bewertung der neuen Reifensituation zulässt.

Die Lage ist in beiden Kategorien, ähnlich, aber nicht identisch. Während die 250er-Einzylinder der kleinsten Klasse am deutlichsten an Speed zulegten – wir reden von minus zwei Sekunden pro Runde – verbesserten sich die Pirelli bereiften Dreizylinder in der Moto2 «nur» um 0,7 Sekunden.

Betrachtet man den Abbau der Rennperformance über die volle Distanz, gibt es ebenso gravierende Unterschiede zum ehemaligen Technologie-Partner Dunlop.

Erstmals fand in der Moto3-Liga ein klarer Verfall der Zeiten statt. Gegen Ende der 16 Runden gingen diverse Piloten zeitmäßig völlig zugrunde. In der schnellsten Runde, zwei Sekunden schneller als je zuvor, waren sie im Extremfall langsamer als in der Vergangenheit.
Speziell im Umgang mit den Eigenschaften der Rennreifen gibt es also auch für die jüngsten Piloten deutlich mehr zu lernen.

In der mittleren Klasse dagegen ist das Hauptziel die breiteren Moto2-Spezifikationen optimal auf die Prototypen-Fahrwerke abzustimmen. «Tyre Management» ist kein völliges Fremdwort in der Klasse. Aber der Stellenwert ist nun ein anderer. Anders sind, trotz früher Saison, gewisse Phänomene des Moto2-Auftakts nicht zu erklären.

Zunächst, Aaron Canet. Der Fantic-Kalex Star hatte über das Wochende einen grandiosen Speed, holte sich Pole Position, und ging im Rennen als Zehnter ein.

Noch auffälliger die Leistung von Fermín Aldeguer. Der Dominator der letzten vier Rennen, der 18-Jährige gewann auch im Herbst 2023 in Losail, schaffte es 2024 nur mit Gewalt in die dritte Startreihe. Im Rennen verpasste er WM-Punkte, während Boscoscuro-Kollege López sauber den Sieg holte.

Völlig von der Rolle im positiven Barry Baltus. Der Belgier schien verliebt in die Abstimmung seiner Kalex. Er legte im Rennen den Vorwärtsgang ein, hatte auch noch im Finale Reserven und verpasste den Sieg nur um wenige Meter. Interessantes Detail: Am Vorderreifen hatten Platz 1 und 2 unterschiedliche Mischungen aufgezogen.

Aus Sicht des Reifengiganten Pirelli lief der Auftakt dagegen sehr geordnet und rundum positiv ab. Der ranghöchste Manager, Giorgio Barbier, fasste die Premiere so zusammen:

«In Anbetracht der Tatsache, dass dies - abgesehen davon, dass es unser erster Grand Prix war - auch eine der anspruchsvollsten Strecken im Kalender für die Reifen ist, können wir mit der Leistung, die unsere Reifen gezeigt haben, zufrieden sein. In der Moto3 sahen wir ein extrem schnelles Rennen mit einer Verbesserung der Rundenzeit um fast zwei Sekunden im Vergleich zu 2023, also zweifelsohne ein äußerst positives Ergebnis. Und in dieser Klasse haben wir eine fast einstimmige Entscheidung für die Rennreifen gesehen».

Zum Premieren-Auftritt in der mittleren Liga des MotoGP-Sports sagte der Italiener: «In der Moto2 haben wir nicht ganz so drastische Verbesserungen gesehen, aber die Fahrer hatten auch weniger Zeit zum Trainieren. Sowohl bei den Tests in Portimão als auch im 1. Training am Freitagabend fuhren sie wegen des schlechten Wetters kaum Runden, was zu einer gewissen Unsicherheit bei der Reifenwahl für das Rennen führte. Diejenigen, die den SC1-Hinterreifen benutzten, der gestern noch die beste Option für das Rennen zu sein schien, wurden heute zu Gunsten derjenigen bestraft, die stattdessen den SC0 wählten, die Mischung, die von allen Fahrern gewählt wurde, die auf dem Podium standen. Auf jeden Fall sind wir uns bewusst, dass es in der Moto2 noch Spielraum für Verbesserungen gibt. Es wird ein paar GP-Runden dauern, um die Motorräder optimal abzustimmen».

Es bleibt noch länger spannend. Denn obwohl beide Klassen, wenn auch bei ungünstigen Bedingungen, in Portimao mit den Pirelli-Reifen Erkenntnisse gewinnen konnten, auch in Portugal wird das schwarze Gold wieder eine Sonderrolle spielen.

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