Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Moto2-Zukunft: Kaum Unterschied zur Königsklasse?

Von Thomas Kuttruf
Ein neues Technik-Gerüst der MotoGP ab 2027 ist verabschiedet. Die Hubraumdifferenz zwischen Top- und Mittelklasse wird dann 85 ccm betragen. Wird der Technik-Neustart auch Konsequenzen für die Moto2-Klasse haben?

Mit der finalen Einführung der heutigen Klasseneinteilung Moto3,Moto2 und MotoGP im Jahr 2012 galt zunächst: In der kleinsten GP-Klasse starten Prototypen mit Einzylindern und 250 ccm und rund 60 PS-Leistung. In der Moto2 wurden (schon ab 2010) zunächst Prototypen-Chassis mit Honda-Serienmotoren (600 ccm und rund 130 PS) festgeschrieben. Ab 2019 stieg Triumph mit einem Dreizylinder-Antrieb als neuer Motorenlieferant ein. Bei einem Hubraum von 765 ccm stehen den Moto2-Piloten jetzt gut 140 PS zur Verfügung. Die Königsklasse begann mit dem Ende der Zweitakt-Ära mit Viertakt-Prototypen und maximal einem Liter Hubraum.

Nach einem gescheiterten Versuch, die MotoGP 2007 über ein 800er-Regelwerk zu einzufangen, ist die Topklasse seit 2012 wieder mit 999 ccm und aktuell bis zu 300 PS unterwegs. Aufgrund der im Zusammenspiel mit Aerodynamik-Paketen und elektronischen Fahrhilfen für die Piloten extrem herausfordernden Fahrphysik ist die Reduzierung auf 850 ccm ab 2027 beschlossene Sache. Die Techniker in den Werken rechnen sowohl mit rund 25 km/h weniger Höchstgeschwindigkeit als auch mit deutlich steigenden Rundenzeiten. Verantwortlich hierfür wird weniger die Motorleistung als der gleichzeitige Beschnitt von aerodynamischen und elektronischen Systemen sein.

Aktuell umrundet ein MotoGP-Prototyp eine Piste des aktuellen Kalenders im Schnitt rund 4,5 Sekunden schneller als ein Moto2-Bike. Nahezu identisch ist auch der Unterschied zwischen der mittleren und der kleinsten GP-Klasse.

Übrigens. Im Jahr 2024 erreichen die gewichtigen, aber spurtstarken MotoE-Rennmaschinen gerade einmal identische Rundenzeiten wie die leichten und effizienten Moto3-Flitzer.

Wenn die Königsklasse ab der Saison 2027 mit 850 ccm um die Welt zieht, dann wird der Hubraumunterschied zur Moto2 noch 85 ccm betragen. Ohne Frage lassen sich bei den Prototypen der Königsklasse auch weiterhin beeindruckende PS-Zahlen herausarbeiten – doch Topspeed und Rundenzeiten werden sich weiter annähern. Zu erwartende drei Sekunden auf eine Runde und zirka 40 km/h Unterschied in der Spitze haben allerdings nur bedingte Aussagekraft auf den Show-Faktor für den Betrachter.

Zuschauer messen das Spektakel an Sound, Leistungsdichte, Zweikämpfen – und Stürzen. Es steht also nicht zu befürchten, dass die Fans beim Betrachten der 850er-Renner einnicken.

Gegenüber den aktuell in der Moto2- und Moto3 aktiven Rennteams wurden bislang keine Andeutungen seitens der verantwortlichen sportlichen Ausrichter gemacht, dass im Zuge der Königsklasse auch Einschnitte am Regelwerk der kleinen Klassen folgen, um den «natürlichen» Abstand wieder herzustellen. Erst wenn sich abzeichnen sollte, dass die deutlich günstigere Serientechnik viel zu nahe an die elitären Technologie-Kunstwerke aufgerückt ist, könnten auch die kleinen Klassen wieder neu berechnet werden.

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