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Pit Beirer (KTM): «Bei uns fehlt der Matchwinner»

Von Günther Wiesinger
Pit Beirer bekam in Mugello Besuch von Motocross-Superstar Tony Cairoli

Pit Beirer bekam in Mugello Besuch von Motocross-Superstar Tony Cairoli

KTM erlebt momentan die schlechteste Moto3-Saison der letzen sechs Jahre, auch wenn Andrea Migno in Mugello siegte. Motorsport-Direktor Pit Beirer sucht nicht nach Ausreden.

Die österreichische Mannschaft von KTM Factory Racing wurde bei den ersten fünf Moto3-WM-Rennen 2017 klar geschlafen: Honda beschlagnahmte in Doha, Las Termas, Austin, Jerez und Le Mans jeweils alle drei Podestplätze.

Eine herbe Niederlage für die Mattighofener, die bisher in allen Moto3-Jahren seit 2012 bis zum Finale um den Titel gekämpft und die Fahrer-WM mit Cortese, Viñales und Binder dreimal und die Marken-WM in den fünf Jahren viermal gewonnen haben.

Aber besonders das Red Bull Ajo KTM-Team mit dem dreifachen GP-Sieger Niccolò Antonelli (jetzt WM-18.) und Bo Bendsneyder (er ist WM-15.) blieb bisher klar hinter den Erwartungen.

Bei KTM ist man sich bewusst, dass an der 250-ccm-Maschine gearbeitet werden muss. Es fehlt aber auch ein verlässlicher Siegfahrer, die Honda-Teams haben sich nach der Saison 2016 alle Topfahrer gesichert.

Doch in Mugello erlebten Pit Beirer und seine Mannschaft die ersten klaren Lichtblicke. Zuerst fuhr Nicoló Bulega auf der KTM des Sky VR46-Teams im Warm-up Bestzeit, dann siegte sein Teamkollege und Rossi-Schützling Andrea Migno im 20-Runden-Krimi mit der mehr als 20 Fahrer starken Spitzengruppe knapp – 0,037 sec vor Honda-Pilot Fabio Di Giannantonio. Auf den Plätzen 3 und 4 landeten mit Juanfran Guevara und Darryn Binder zwei weitere KTM-Fahrer.

Aber in der WM-Tabelle liegt Migno jetzt als bester KTM-Pilot mit 68 Punkten nur an fünfter Stelle, 40 Punkte hinter Joan Mir auf der Leopard-Honda.

Red Bull-KTM-Moto3-Pilot Miguel Oliveira hat zwar 2015 bei den letzten sechs Rennen noch 110 Punkte auf Danny Kent (Honda) wettgemacht. Aber bei KTM macht sich momentan niemand mehr Illusionen. Der Titelgewinn wird 2017 eine Honda-Angelegenheit bleiben – zwischen Mir, Canet, Di Giannantonio und Fenati.

Pit Beirer, Motorsport Director von KTM Factory Racing, sprach am Pfingstonntag in Mugello mit SPEEDWEEK.com über die Situation in der 250-ccm-Einzylinder-Viertaktklasse.

Pit Beirer, einst als «Pit Bull» unterwegs, erinnerte sich aber auch an den Pfingstsonntag 2003 zurück. Vor 13 Jahren war er am Pfingstsonntag als KTM-Werksfahrer beim 250-ccm-Motocross-WM-Lauf in Bulgarien schwer gestürzt, er trug eine Querschnittlähmung davon. «So gesehen hatte ich ein Jubiläum», stellte der erfolgreiche KTM-Stratege ohne Bitterkeit fest.

Pit, Mugello bildete für KTM in der Moto3-Klasse einen Lichtblick. Aber bisher gab es in dieser Kategorie 2017 viele Enttäuschungen. Ist deshalb in absehbarer Zeit ein technisches Update zu erwarten?

Wir haben nach dem Barcelona-GP einen dreitägigen Test in Barcelona. Da werden wir sehr viele Teile im Gepäck haben, Chassisteile und Teile für die Aerodynamik. Da werden wir einige Dinge durchprobieren.

Wobei ich ganz klar sagen muss: Die Lösung, um die schlechten Ergebnisse von diesem Jahr aus der Welt zu schaffen, werden wir bei diesem Test nicht dabei haben.

Wir müssen jetzt auch schon ganz klar wieder an nächstes Jahr denken. Durch das strikte Reglement ist die Weiterentwicklung eingeschränkt, man hat da wenig Spielraum während der Saison.

Wir müssen also einen ganz großen Schritt für nächstes Jahr planen, damit wir mit Sicherheit 2018 wieder ab dem ersten Rennen konkurrenzfähig sind. Wir müssen auch den Motor verbessern.

Wir betreiben momentan eine zweigeteilte Entwicklung. Einerseits versuchen wir natürlich, für dieses Jahr noch Updates an die Strecke zu bringen, um die Fahrer zu unterstützen, damit das Motorrad konkurrenzfähiger und einfacher zu fahren wird.

Gleichzeitig müssen wir ganz fest an nächstes Jahr denken. Denn wir müssen einen großen Schritt unternehmen, um gegen die Honda-Macht gegenhalten zu können.

Dieser Schritt muss aber Hand in Hand mit der Verpflichtung einiger Topfahrer gehen. Es ist ärgerlich, wenn etliche Talente aus dem Red Bull Rookies-KTM-Cup jetzt auf Honda beachtliche Erfolge erringen. KTM darf die Fahrerverpflichtung nicht nur den Teams überlassen, die können nicht solche Gagen bezahlen wie Honda.

Es ist kein Geheimnis, dass wir den Matchwinner momentan nicht auf einer KTM sitzen haben. Aber ich möchte mich jetzt absolut nicht nur hinter den Fahrern verstecken.

Wenn wir ein bisschen weiter ins Mittelfeld schauen, dann zeichnet sich ab, dass unser Motorrad etwas kritischer abzustimmen ist. Das sollte man nicht schönreden.

Wir haben deshalb nicht die Zufallserfolge, weil sich ein junger Fahrer nicht richtig leicht tut auf unserem Motorrad.

Wenn du mit der KTM Rennen gewinnen willst, brauchst du einen Fahrer, der sehr radikal mit dem Motorrad umgeht, sehr spät bremst und die Maschine dann extrem hart umlegt.

Wenn das ein Fahrer schafft, kann er definitiv auch schneller fahren als jeder andere Fahrer da draußen. Aber diesen Fahrer haben wir 2017 momentan nicht. Und für junge, unerfahrene Piloten ist das Motorrad eher kritischer zu fahren.

Deshalb würde ich mir diese kleine Misere jetzt einmal teilen zwischen dem Fahrerpaket, das wir haben und dem Motorrad, das wir haben.

Antonelli wurde als Titelanwärter engagiert, er ist jetzt nach sechs Rennen WM-Achtzehnter, er hat zweimal gepunktet und elf Zähler erbeutet. Kann man davon ausgehen, dass sein Vertrag für 2018 nicht verlängert wird?

Ich kann auf jeden Fall bestätigen, dass wir ihn bis jetzt noch nicht verlängert haben.

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