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Einzigartig: GP-Sieg mit einem Bridgestone-Motorrad

Von Thorsten Horn
Jos Schurgers 1973 im Brünn-GP

Jos Schurgers 1973 im Brünn-GP

Heute feiert ein Mann seinen 75. Geburtstag, den man immer wieder mit einer Motorradmarke in Verbindung bringt, deren Name eigentlich für Reifen steht. Die Rede ist von Jos Schurgers und Bridgestone.

25 Grand-Prix-Starts, ein Sieg, elf Podestplätze und insgesamt 197 WM-Punkte: Das sind die nackten Zahlen der WM-Karriere des Niederländers Jos Schurgers. Vor allem seine elf Podestplätze in nur 25 Rennen sind eine stolze Bilanz. Eine Quote, die nicht viele vorzuweisen haben. Natürlich ist auch sein einzigartiger Grand-Prix-Sieg hervorzuheben.

Es war der 1. Juli 1973 und der Ort des Geschehens Spa-Francorchamps in Belgien, als für Jos Schurgers Sieg im 125er-Rennen auf einer Bridgestone die Nationalhymne des Königreichs Niederlande gespielt wurde. Bridgestone? Ist das nicht ein Reifen-Hersteller? Ja natürlich – und doch gibt es diese geschichtliche Fußnote dank Schurgers als Motorrad-Fabrikat.

Schurgers wurde am 18. Februar 1947 in Haarlem (zwischen Amsterdam und Zandvoort) geboren. 1968 debütierte er in Assen in seinem Heimatland in der Motorrad-WM. Im Rennen der 50-ccm-Klasse wurde er mit seiner Kreidler Fünfter, gleichbedeutend mit dem Gewinn seiner ersten beiden WM-Punkte. Ein Jahr später wurde er an gleicher Stelle, wieder im Rennen der Schnapsglasklasse, Sechster, wofür es ab jenem Jahr fünf WM-Punkte gab. Im WM-Premierenjahr 1949 erhielten nur die fünf Erstplatzierten WM-Punkte, danach bis einschließlich 1968 die ersten sechs. Ab 1969 bis 1987 wurden die Top-10 belohnt und seit 1988, mit Ausnahme von 1992, die ersten 15.

1970 bestritt er seine erste volle WM-Saison, stand bei den 50ern in Opatija und Spa-Francorchamps jeweils als Dritter sowie auf dem Sachsenring als Zweiter hinter seinem Landsmann Aalt Toersen auf Jamathi auf dem Podest. Mit insgesamt 41 Punkten wurde er am Saisonende WM-Sechster.

Im darauffolgenden Jahr sammelte er einen WM-Punkt mehr, wurde in Assen und in Spa Zweiter sowie auf dem Sachsenring Dritter, und landete somit hinter Jan de Vries, ebenfalls aus dem Land der Tulpen, und Angel Nieto auf WM-Endrang 3.

1972 las man den Namen Jos Schurgers in den Startlisten der 125-ccm-Klasse und dahinter als Motorrad-Fabrikat Bridgestone.

Nachdem sich die großen Werke nach und nach zurückgezogen hatten, war es auch für die Klasse bis 125 ccm so etwas wie eine Übergangszeit, in der man mit privat eingesetzten Yamaha oder anderen Marken gut mitmischen konnte. Einzig Derbi war noch werkseitig vertreten und dominierte mit Angel Nieto die WM vor den Importeurs-unterstützen Yamaha-Akteuren Kent Andersson aus Schweden und Chas Mortimer aus Großbritannien. Angel Nieto gewann fünf der zwölf Saisonrennen, Andersson deren drei und Mortimer einmal.

Jos Schurgers fuhr mit seiner Bridgestone in der zweiten Saisonhälfte viermal in die Punkteränge, was WM-Endrang 9 bedeutete. Sein bestes Resultat war Platz 4 in Assen.

Danach folgte das besagte Jahr 1973. Andersson hatte mit seiner überlegenen Yamaha fünf der ersten sechs Saisonläufe gewonnen. Lediglich der Ire Tommy Robb gewann zwischendurch auf der Insel Man. In Assen gewann der Italiener Eugenio Lazzarini auf einer Piovaticci. Jos Schurgers hatte bis dahin in Hockenheim und in Opatija als Dritter sowie in Monza als Zweiter auf dem Podest gestanden. Bei seinem Heimrennen sah er keine Zielflagge. Beim unmittelbar darauffolgenden Grand Prix von Belgien auf der Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps hingegen schon – und zwar als Sieger, 23 Sekunden vor Angel Nieto auf einer Morbidelli sowie gut eine Minute vor Chas Mortimer auf einer Yamaha. Es sollte sein einziger Sieg und auch der einzige eines Motorrads namens Bridgestone bleiben. Nach den weiteren Siegen von Otello Bischerini (I, Malanca, zwei Mal), Börje Jansson (S, Maico) sowie Chas Mortimer hieß der Weltmeister Kent Andersson vor Chas Mortimer. Mit insgesamt 72 Punkten, aber nur 70 in Wertung gekommenen, wurde Schurgers WM-Dritter.

Wie kam Schurgers auf die Idee, eine Bridgestone an den Start zu bringen? Der 1931 in Japan gegründete Reifenhersteller versuchte sich ab 1960 auch als Motorradbauer. Zunächst wurden 50-ccm-Mopeds mit Zweitaktmotoren sowie modernen Rahmen gefertigt. Später erweiterte man das Sortiment mit 175-, 250- und 350-ccm-Motorrädern, doch schon 1970 wurde die Motorradproduktion wieder eingestellt.

Schurgers war vom 175-ccm-Bridgestone-Motor so begeistert, dass er diesen zusammen mit dem deutschen Ingenieur Jörg Möller auf 125 ccm reduzierte und ein geschichtsträchtiges Unikat schuf. «Ich bin bis 1971 zusammen mit Jan de Vries im Kreidler-Team gefahren, war aber eigentlich ein bisschen zu groß für die 50er. Dann wollte mich van Veen, der die Kreidler-Rennabteilung übernommen hatte, nicht mehr und ich musste mir etwas Neues suchen. Ich bin dann auf den 175-ccm-Drehschieber-Motor von der Bridgestone gekommen und glaubte, dass dieser eine gute Basis sei», erinnerte sich der Niederländer. «1972 hatten wir noch einige technische Probleme, doch 1973 lief es deutlich besser. Ich war immer ziemlich weit vorn dabei, stand vier Mal auf dem Podest und konnte in Spa schließlich gewinnen. Normal wäre ich WM-Zweiter geworden, doch wegen einem banalen technischen Defekt und einem körperlichen Infekt war ich am Ende nur WM-Dritter.»

Wenngleich das Motorrad nicht viel mit einer Bridgestone gemein hatte, nannte Jos Schurgers das Bike so. Zweimal hat er das Werk in Japan angeschrieben und um etwas Unterstützung gebeten, allerdings nie eine Antwort bekommen.

Für 1974 hatte er seine Bridgestone an seinen Landsmann Henk van Kessel verkauft, der mit zwei Podestplätzen WM-Fünfter wurde und sie danach als Basis für seine Condor verwendete. Jos Schurgers trat mit einer Kopie nur noch sporadisch an und wurde 1974 und 1975 jeweils in Assen Fünfter. Wegen seiner Heirat sowie Firmengründung trat er schließlich vom aktiven Rennsport zurück.

In den 1980er-Jahren bot sich Schurgers die Gelegenheit, seine Bridgestone wieder zurückzukaufen, doch der erste Einsatz erfolgte erst 1997 bei der unvergesslichen Centennial Classic in Assen. Danach wurde er ins Yamaha-Classic-Team von Ferry Brouwer integriert, sodass die Bridgestone wieder geschont werden konnte. Heutzutage kommt er mit zwei wiederum selbst gebauten Bridgestone-Replikas zu diversen Classic-Veranstaltungen. Das Original-Motorrad steht zu Hause.


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