KTM-Krise: MV Agusta steht vor dem Verkauf

Valentino Herrlich: Lob für die «Bradl Rookies Days»

Von Thorsten Horn
Nach Marcel Schrötter ist aktuell kein weiterer deutscher GP-Fahrer in Sicht. Fakt ist, es geht nur über die Moto3-Schiene. NTC-Pilot Valentino Herrlich kennt beide zur Verfügung stehenden Bikes.

Am vergangenen Wochenende saß Valentino Herrlich beim Finale des Northern Talent Cups 2022 auf dem Red Bull Ring vorerst zum letzten Mal auf seiner KTM RC4R. Danach steigt er noch mindestens zwei Mal auf seine Production Racer-Honda NSF250 R – einmal bei der Honda Talent Challenge im Rahmen der Moto Trophy und einmal per Gaststart im British Talent Cup. Aus der bisherigen Saison kennt er beide Motorräder sehr gut und weiß daher aus erster Hand, dass der Weg nach oben nur mit Moto3-Motorrädern funktionieren kann. Daher wünscht er sich auch in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum mehr Rennen bzw. eine starke nationale Serie. Am besten im Rahmen der IDM, die eine gute Bühne bieten könnte.

«Um international mithalten zu können, muss man viel fahren. Deshalb haben wir uns für dieses Jahr noch die Honda zugelegt. Leider ist die Honda Talent Challenge noch nicht allzu stark besetzt, aber es ist ein sehr gutes Training», hält Valentino Herrlich gegenüber SPEEDWEEK.com fest. Er vergleicht beide Motorräder mit folgenden Worten: «Vom Motor her ist es so, dass die KTM unten raus bei wenig Drehzahl mehr Leistung hat. Bei hoher Drehzahl und in der Endgeschwindigkeit zieht die Honda besser durch und hat mehr Power. Vom Fahrwerk her spürst du mit der Honda alles, also jede einzelne Bodenwelle und jeden Stein. Bei ihr ist alles etwas steifer. Mit der KTM fährt man über die Bodenwellen und merkt das nur so leicht. Der Spaßfaktor ist aber bei beiden Motorrädern in etwa gleich.»

Zur Finanzierung ergänzt Valentino Herrlichs tiefer in der Materie steckender und tief in die Tasche greifender Vater: «Die Anschaffungskosten sind ungefähr gleich. Aber die KTM ist für den NTC ready to race. Dieser Slogan stimmt wirklich. Wenn man mit der Honda richtig schnell sein will, muss man zum Beispiel einen Schaltautomat, einen Zündunterbrecher und eine ordentliche Bremse nachrüsten. Das funktioniert bei der Honda auch alles perfekt, ist aber halt Standard.»

«Damit alles passt, müsste man bei ihr noch einmal 2.000 bis 2.500 Euro investieren. Die laufenden Kosten sind in Sachen Motorrad auch in etwa gleich, nur die Reisekosten unterscheiden sich halt aufgrund der unterschiedlichen Rennorte. Natürlich ist es teurer und zeitaufwändiger zum Beispiel nach Le Mans zu fahren, wo wir bei der MotoGP mitgefahren sind.»

Seine zweite Saison im Northern Talent Cup beendete Valentino Herrlich auf Grund seiner Verletzungspause gleich am Saisonanfang immerhin noch als Gesamtneunter. Seine Saisonhighlights waren seine drei dritten Plätze in Most im Rahmen der Superbike-WM sowie zuletzt in Assen und auch am vergangenen Wochenende auf dem Red Bull Ring, jeweils bei der IDM.

Während im NTC die Trauben schon recht hoch hängen und ihn zum Beispiel seine Podestplätze mit einer größeren Genugtuung erfüllen, wünscht er sich für die Honda Talent Challenge eine stärkere Konkurrenz. «Mehr stärkere Fahrer wären schön, aber um im Fluss zu bleiben, ist es trotzdem wichtig, hier zusätzlich zu fahren», hält er fest.

Dazu fügt sein Vater an: «Eigentlich müsste man nach Spanien gehen, aber das können wir mit unseren Sponsoren finanziell vielleicht ein Jahr machen. Man müsste dort aber zumindest zwei, drei Jahre durchhalten. Das ist ohne einen großen Sponsor, der mal richtig investiert, leider utopisch. Ein weiteres großes Problem ist für uns Deutsche die Logistik nach Spanien. Da würde ich mir wünschen, dass die bestehenden großen deutschen Teams etwas zusammen machen.»

Ein vom Verband initiiertes und mitfinanziertes Junior Team wie in anderen Ländern oder eine nicht unmittelbar Profit-orientierte Racing Academy nach Vorbild der Spanier und Italiener bleiben aber in Deutschland wohl eher Wunschdenken.

Wie es nächstes Jahr weitergeht, steht für Valentino Herrlich noch nicht fest. Fakt ist aber, dass er auf der Moto3-Schiene weitermacht. Am liebsten mit der Honda, eventuell aber auch ein drittes Jahr im NTC. Die 300er-Klasse interessiert ihn derzeit hingegen nicht.

Voll des Lobes ist Valentino auch über seine Einladungen zu den «Stefan Bradl Rookie Days», bei denen kostenfrei ebenfalls mit 250er-Honda gefahren wird. Dazu sagt er: «Die Tipps vom Stefan sind echt gut. Das bringt mir fahrerisch sehr viel. Über die Rookie Days bin ich erst auf die Honda aufmerksam geworden, dann haben wir uns halt eine angeschafft.»

Zur Wahl des Vornamens klärt sein Vater abschließend noch auf: «Wir sind Rossi-Fans und schauen MotoGP seit Ralf Waldmanns Zeiten. Es war aber nie beabsichtigt und nicht vorauszusehen, dass unser Sohn Rennfahrer wird.»

Einwände hat der Filius dagegen keine, ganz im Gegenteil. «Natürlich habe auch ich mit meinen Eltern irgendwann die Rennen verfolgt. Seitdem ist Rossi mein Idol», fügt Valentino Herrlich an.


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