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Rolf Blatter: «Meine Wohnung ist die Werkstatt»

Von Thorsten Horn
Rolf Baltter am Wochenende auf seiner Kreidler

Rolf Baltter am Wochenende auf seiner Kreidler

Im Gegensatz zu Hans Müller kam Rolf Blatter zum wiederholten Mal und mit großer Lust aufs Motorradfahren zum diesjährigen Zschorlauer Dreieckrennen – einer Plausch-Veranstaltung, wie er derartige Events bezeichnet.

Rennen oder Demofahrten für klassische Rennmaschinen bezeichnet Rolf Blatter als Plausch-Veranstaltungen, «weil man da immer nette Leute trifft und sich so schön über Motorräder und Rennen unterhalten kann», sagte er einmal. Daran hat sich bei ihm sowie vielen weiteren Klassik-Liebhabern nichts geändert.

So stand auch der diesjährige Zschorlauer Classic-GP wieder auf dem Tournee-Fahrplan des 72-jährigen Schweizers, der wohl bis zum Saisonende insgesamt neun, vielleicht sogar zehn Veranstaltungen umfassen wird.

Zur Veranstaltung im beschaulichen Erzgebirgsstädtchen meinte Blatter gegenüber SPEEDWEEK.com: «Zschorlau ist affengeil. Ich bin bestimmt schon zehn Mal hier gefahren und es macht immer wieder Spaß. Ich liebe solche Strecken, die den Charakter der alten Straßenrennkurse haben. Es geht links herum, was mir schon immer besser gelegen hat. Die Strecke ist kurz und überschaubar. Das ganze Drum und Dran ist affengeil, was willst du mehr?»

Seine Vorliebe für Straßenkurse untermauerte der 72-jährige Burgdorfer auch mit folgenden nicht für jedermann nachvollziehbaren Worten: «Als nächstes gehe ich nach Horice in die Tschechei, wo die Classic im Rahmen der IRRC fährt. Im letzten Jahr bin ich dort runtergeflogen und habe mir den Rücken gebrochen und drei Bänder gerissen. Aber dieses Jahr gehe ich wieder dahin.»

Nach Zschorlau brachte Blatter aus seinem umfangreichen Fundus seine originale 50-ccm-Kreidler von 1974 sowie seine nur unwesentlich jüngere 125er-Morbidelli mit. «Ich habe meine Motorräder nie verkauft, außer meine ehemalige MBA 125, mit der ich 1985 noch einmal Schweizer Meister geworden bin. Die habe ich Hans Scheidegger [in Zschorlau ebenfalls wieder am Start, Anm. d. A.] verkauft.»

Mit dem Gewinn der Schweizer Meisterschaft 1985 schloss sich bei ihm ein Kreis, denn ganz am Anfang seiner Karriere gewann Blatter 1972 schon einmal den nationalen Titel, allerdings in der sogenannten «Schnapsglasklasse» bis 50 ccm.

Dazwischen lagen vor allem fünf Grand-Prix-Siege – alle in der damals kleinsten Hubraumklasse und alle 1979, in dem Jahr, in dem er hinter dem Italiener Eugenio Lazzarini Vize-Weltmeister wurde. Eigentlich war er mit seinen damals 1,85 m viel zu groß für die 50er sowie die Achtelliterklasse, doch aus monetären Gründen kamen für ihn die größeren Kategorien nicht in Frage. «Ich wog in meiner aktiven Zeit 72 kg, die anderen Spitzenfahrer zwischen 50 und 60 kg. Erst bin ich mangels Geld bei den 50ern bzw. den 125ern gefahren, später habe ich diese Klassen geliebt», sagte er rückblickend auf seine motorsportliche Laufbahn.

In Zschorlau ist Rolf Blatter aber nicht nur regelmäßiger Gast, sondern seit dem vorigen Jahr auch Ehrenmitglied im stets gastgebenden 1. Auer MSC. Dazu erklärt er: «Der 1. Vorsitzende Rainer Pommer hat mich zum Ehrenmitglied gemacht, aber ich bin ja gar kein richtiger Ossi, sondern ein Schweizer Ossi. Nachdem Waldi gestorben ist und Heinz Rosner aufgehört hat, wollten sie wieder einen aktiven Fahrer haben, da habe ich zugesagt.»

Eine Aufgabe oder Funktion hat Rolf Blatter nicht, sondern ist eher Repräsentant. Und dann fiel ihm doch noch eine Tätigkeit ein. «Ich versuche, ein paar Schweizer Fahrer zu organisieren. Ich will zum Beispiel versuchen, dass Jacques Cornu oder Roland Freymond hierher oder zum Sachsenring einmal mitkommen.»

Dabei ist auf ihn «kein Ossi» natürlich nicht, halber Ossi hingegen sehr wohl zutreffend, was er folgendermaßen begründet: «Ich habe meine Liegenschaft in der Nähe von Rochlitz in Mittelsachsen. Ich wollte daraus eine Alters-Residenz für alte Rennfahrer und Bastler machen, aber das hat nicht geklappt. Dafür habe ich jetzt eine schöne große Werkstatt mit Drehbank, Fräsmaschine und allem, was man brauchen kann. Wenn jemand kommt und schrauben will, kann er das machen.»

Noch ist Rolf Blatter nicht allzu oft dort, weil er zu Hause noch viel zu tun hat. So hilft er seinem Sohn noch ab und zu im Geschäft, einer Honda-Motorrad-Vertragswerkstatt, und hat noch ein altes Haus, bei welchem er noch viel zu reparieren hat.

«Meine Frau ist vor vier Jahren an Krebs gestorben, ich kann dorthin pendeln, wo es mir passt. Wenn ich die Schnauze voll habe, kann ich dort oder dorthin gehen. Meine Wohnung ist sowieso die Werkstatt. In der Schweiz habe ich nicht mehr genügend Platz und in Ostdeutschland kann man noch zu normalen Preisen etwas kaufen», hielt Rolf Blatter fest.

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