KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Daniel Holgado: Der Albtraum begann vor dem Start

Von Günther Wiesinger
Moto3-Titelanwärter Daniel Holgado verlor in Australien bei prekären Verhältnissen kostbare Punkte, weil er schon in der «sighting lap» stürzte und dann nur Platz 13 ins Ziel rettete. Aber die WM-Chancen leben weiter.

Daniel Holgado blickte im Frühsommer auf 41 Punkte Vorsprung in der Moto3-WM, dann schrumpfte der Abstand wegen «arm pump»-Problemen. Nach dem Misano-GP am 10. September lag der 18-jährige Spanier aus dem Red Bull KTM-Tech3-Team nur noch vier Punkte vor Sasaki, es stand 161 zu 157. Inzwischen holte Leopard-Honda-Pilot Jaume Masiá durch eine beispiellose Serie gewaltig auf: Er sicherte sich in Barcelona und Misano Platz 2, gewann auf dem Buddh Circuit und in Motegi und heimste dann in Mandalika Platz 6 ein, das reichte zur WM-Führung, die er auf Phillip Island mit Rang 8 knapp verteidigte.

In Australien schrumpfte die Führung auf Sasaki durch Platz 8 im Regenchaos jedoch auf vier Punkte. Vier Rennen vor dem Ende präsentiert sich folgender WM-Stand: 1. Masiá 217 Punkte. 2. Sasaki 213. 3. Holgado 195. 4. Alonso und Öncü, je 180.

Für Dani Holgado entpuppte sich am Sonntag in Phillip Island bei Dauerregen, Sturm und 12 Grad Aussentemperatur schon die Besichtigungsrunde («sighting lap») als Abenteuer. Er stürzte und büsste dabei einen grossen Teil seiner Verkleidung ein, die am Unfallort zurückblieb. Der KTM-Pilot rollte dann mit dem demolierten Bike auf seinen Startplatz, wo hektisch repariert wurde und anfangs niemand wusste, ob er nicht auf den letzten Startplatz versetzt werden würde. Dazu blutete er im Gesicht und klagte über Schmerzen in einer Zehe und im Handgelenk. 

Den Moto3-Fahrern wurde zwar wegen der geänderten Witterungsverhältnisse ausnahmsweise am Sonntag um 8.20 Uhr ein 10-min-Warm-Up zugebilligt. Doch vor dem für 10 Uhr angesetzten Rennstart hatten sich die Bedingungen weiter verschlechtert. Das führte bei Holgado zu einem Albtraum und zum besagten Crash, der alle Aussichten auf ein Topergebnis ruinierte. Er musste mit der bescheidenen Ausbeute von drei Punkten nach Thailand weiterreisen.

Sein Teamkollege Filippo Farioli, bisher in der Punktetabelle nach 16 Rennen mit nur 7 Punkten auf Platz 25, stürzte im Rennen und lieferte eine weitere Enttäuschung ab.

Das Problem: Die Moto3-Fahrer sind seit dem Argentinien-GP im April nie mehr auf nasser Fahrbahn gefahren.

Immerhin schaffte Holgado im Warm-up die fünftbeste Zeit, er ging jedoch nur vom elften Startplatz ins Rennen und hatte deshalb von Anfang an mit starker Gischt und schlechter Sicht zu kämpfen. Und er brauchte trotzdem dringend Punkte.

Deshalb drehte Dani Rundenzeiten, die im Schnitt 2 sec langsamer als jene der Spitzenreiter waren.

Holgado lag anfangs hinter Riccardo Rossi, fiel aber in Runde 9 an die 16. Stelle zurück. Danach steigerte sich Holgado und legte in Runde 11 trotz der üblen Sicht mit 1:55.382 min seine schnellste Rennrunde vor.

«Das war ein schwieriger Tag, sehr nass, sehr windig und so kalt! Leider habe ich in der ‘sighting lap’ einen Fehler gemacht, ich bin gestürzt», schilderte Holgado. «Wir mussten das Motorrad am Grid reparieren, mein Team hat großartige Arbeit geleistet; dadurch konnten wir vom geplanten Startplatz losfahren. Ich habe im Rennen mein Bestes gegeben, aber die Verhältnisse waren wirklich knifflig. Ich habe nicht das Ergebnis erreicht, das ich mir vorgestellt habe, deshalb habe ich mich beim Team entschuldigt. Jetzt atmen wir etwas durch, drücken auf den Reset-Knopf und treten in Thailand mit neuen Zielen an.»

«Für die Red Bull KTM Tech3-Mannschaft war der Australien Grand Prix ein schwieriges Wochenende», fasste Teambesitzer Hervé Poncharal zusammen. «Die Verhältnisse waren mühsam – mit viel Regen und Wind, da kam die schlechte Sicht. Daniel Holgado fühlte sich an den drei Tagen auf dieser Strecke nie richtig wohl. Und durch den Sturz in der ‘sighting lap hat sich alles verschlimmert, obwohl seine Mechaniker das Bike rechtzeitig startklar machen konnten. Aber Dani hat sich an einer Zehe verletzt und am Handgelenk, dadurch wurde das Rennen für ihn zusätzlich erschwert. Jetzt hoffen wir, dass die Sonne am Wochenende in Buriram für unser Team wieder scheinen wird.»

Ergebnis Moto3-Rennen, Phillip Island (22.10.):

1. Deniz Öncü, KTM, 21 Rdn in 39:57,919 min (= 140,2 km/h)
2. Sasaki, Husqvarna, + 0,407 sec
3. Kelso, CFMOTO, + 4,392
4. Veijer, Husqvarna, + 23,062
5. Adrian Fernandez, Honda, + 31,661
6. Rossi, Honda, + 31,702
7. Furusato, Honda, + 32,236
8. Masiá, Honda, + 32,923
9. Bertelle, Honda, + 33,379
10. Fellon, KTM, + 35,375
11. Carraro, Honda, + 46,470
12. Nepa, KTM, + 53,566
13. Holgado, KTM, + 1:02,607 min
14. Whatley, Honda, + 1:02,880 min
15. Yamanaka, GASGAS, 1:16,638 min
16. Artigas, CFMOTO, + 1:30,027
17. Toba, Honda, + 1:52,035 min
18. Rueda, KTM, 1 Rde zur.

WM-Stand Moto3 nach 16 von 20 Rennen:

1. Masiá 217 Punkte. 2. Sasaki 213. 3. Holgado 195. 4. Alonso 180. 5. Öncü 180. 6. Ortolá 152. 7. Moreira 128. 8. Rueda 111. 9. Muñoz 102. 10. Nepa 100. 11. Toba 91. 12. Veijer 89. 13. Artigas 65. 14. Yamanaka 64. 15. Rossi 58. 16. Suzuki 50. 17. Kelso 36. 18. Furusato 36. 19. Bertelle 33. 20. Salvador 31. 21. Fenati 30. 22. Odgen 21. 23. Migno 17. 24. Fernandez 11. 25. Farioli 7. 26. Fellon 6. 27. Azman 5. 28. Carraro 5. 29 Aji 4. 27. Whatley 3.

Konstrukteurs-WM:

1. KTM 338 Punkte. 2. Honda 261 3. Husqvarna 231. 4. GASGAS 198. 5. CFMOTO 87.

Team-WM:

1. LIQUI MOLY Husqvarna Intact GP 302. 2. Red Bull KTM Ajo 291 Punkte. 3. Leopard Racing 278. 4. Angeluss MTA Team 252. 5. Gaviota GASGAS Aspar Team 244. 6. Red Bull KTM Tech3, 202. 7. SIC58 Squadra Corse 149. 8. MTHelmets-MSi 133. 9. BOE Motorsports 102. 10. CFMOTO Racing PrüstelGP 101. 11. Rivacold Snipers Team 68. 12. CIP Green Power 54. 13. Honda Team Asia 40. 14. Vision Track Racing Team 24.


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