MotoGP: Acosta über «größte Respektlosigkeit»

ADAC: «Phase ohne Deutschen hoffentlich bald beendet»

Von Sebastian Fränzschky
Sachsenring-Promoter ADAC zeigt sich zuversichtlich, bald wieder ein deutsches Motorradtalent in der WM zu sehen. Fynn Kratochwil macht aktuell mit bemerkenswerten Leistungen auf sich aufmerksam.

Mehr als 250.000 Fans pilgerten im vergangenen Jahr zum Sachsenring. In diesem Jahr wird die Rekordmarke aus dem Vorjahr voraussichtlich überboten – obwohl es seit dem WM-Aus von Lukas Tulovic keinen deutschen Stammfahrer in der Motorrad-Weltmeisterschaft gibt. In Zukunft könnte sich das allerdings wieder ändern.

Sachsenring-Promoter ADAC ist überzeugt, dass wir bald wieder einen Deutschen in der WM sehen. Im Rahmen des Deutschland-Grand-Prix wurden die Bemühungen hinsichtlich der Nachwuchsarbeit im Rahmen einer Pressekonferenz aufgezeigt.

Mit dabei waren Wolfgang Dürheimer als Vorsitzender der ADAC Stiftung Sport und Thomas Voss, der ADAC-Motorsport-Chef und stellvertretende Vorsitzende der ADAC Stiftung Sport.

«Die Entwicklung ist sehr vielversprechend», hält Thomas Voss fest. «In unserer Nachwuchsserie Northern Talent Cup, die wir gemeinsam mit MotoGP-Vermarkter Dorna durchführen, liegen angeführt von Fynn Kratochwil drei weitere deutsche Nachwuchstalente aus unserer Förderung an der Tabellenspitze.»

«In den Einstiegsklassen Mini- und Pocket-Bike Cup sind die Teilnehmerzahlen in den vergangenen beiden Jahren stark gestiegen. Wir haben einen tollen Nachwuchs, der auf dem Sprung in den internationalen Sport ist, so dass die Phase ohne deutsche Fahrer in der WM hoffentlich bald beendet ist», zeigt sich Voss zuversichtlich.

Fynn Kratochwil – der nächste deutsche WM-Pilot?


Angeführt wird die NTC-Tabelle aktuell von Fynn Kratochwil, der fünf der bisherigen sechs Rennen für sich entscheiden konnte. Das junge Talent aus dem thüringischen Mühlhausen begeistert mit starken Leistungen. Im NTC-Qualifying auf dem Sachsenring stellte er am Freitagabend souverän die Pole sicher.

Gefördert wird Kratochwil von Dirk Heidolf, der bereits viele Jahre Erfahrung als Grand-Prix-Pilot und Unterstützer junger Fahrer mitbringt. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com äußerte sich Heidolf über die gemeinsame Reise, große Ziele und den unermüdlichen Ehrgeiz des 14-jährigen Thüringers.

«Ich war bei den Pocket-Bike-Rennen immer dabei und arbeite seit 2019 mit ihm zusammen», erinnert sich Dirk Heidolf an die ersten Begegnungen mit Kratochwil. Bereits 2018 wurde er auf das Talent aufmerksam. Was er sah, beeindruckte ihn nachhaltig: «Man hat bei ihm sofort gesehen, dass ein gewisses Talent heraussticht.»

Seitdem begleiten sich die beiden – mit beeindruckender Bilanz. «Wir gewannen in jedem Jahr die Meisterschaften zusammen», sagt Heidolf stolz. Für Schlagzeilen sorgte Kratochwil Ende 2022, als er in Valencia das MiniGP Weltfinale als Vizechampion beendete.

Kratochwil zählt aktuell zu den größten Nachwuchstalenten Deutschlands – und das bleibt auch international nicht unbemerkt. «Ich bin überzeugt, dass wir mit ihm den Sprung in die Weltmeisterschaft schaffen können», so Heidolf. Doch der erfahrene Mentor weiß auch, dass Erfolg im Motorsport mehr braucht als nur Talent: «In erster Linie muss er verletzungsfrei bleiben. Ich erkenne bei ihm einen ausgeprägten Ehrgeiz und Biss. Sein Wille ist da. Das ist unglaublich! Er brennt für das Motorradfahren. Teilweise müssen wir ihn bremsen, damit er hungrig bleibt.»

Kratochwil startet aktuell nicht nur im Northern Talent Cup (NTC), sondern bestreitet auch den European Talent Cup (ETC) im renommierten Team von Emilio Alzamora – eine wichtige Plattform für den nächsten Karriereschritt. «Fynn hat durch seine Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Er ist im Förderprogramm der Stiftung dabei und bekommt eine begleitende Unterstützung. Wir haben gute Möglichkeiten – sowohl aus sportlicher Sicht als auch aus mentaler Sicht. Es werden viele Türen geöffnet», erklärte Heidolf.

Plan A: Über den Red-Bull-Rookies-Cup in die Moto3-WM

Als nächstes Etappenziel steht die Teilnahme am Red Bull Rookies Cup im Fokus – einer der wichtigsten Sprungbretter für junge Talente in Richtung MotoGP. «Wir wollen uns für den Rookies-Cup qualifizieren oder zumindest in die Sichtung kommen. Hoffentlich meistern wir den Sprung. Das wäre unser Traum», so Heidolf weiter. Auch die Junioren-Weltmeisterschaft sei ein Thema – doch dafür sei Kratochwil aktuell noch etwas zu jung.

Trotz der zunehmenden internationalen Verpflichtungen bleibt Kratochwil bodenständig – und schulisch engagiert. «Er geht parallel in die Schule und besucht das Gymnasium. Er hat trotz der Fehltage einen Notendurchschnitt von 2,0 bis 2,2», lobt Heidolf. Besonders in Anbetracht häufiger Reisen und Trainingslager ist das eine beachtliche Leistung. «Fynn ist auch in der Schule sehr ehrgeizig», ergänzte sein Mentor.

Die Basis für Kratochwils Erfolg wurde früh gelegt: Über Jahre hinweg wurde er vom eigenen Vater unterstützt. Mit Heidolf an seiner Seite kam der nächste Entwicklungsschritt. «Es ist immer etwas anderes, wenn jemand Externes etwas sagt. Ich sehe das bei meinem eigenen Sohn, der Fußball spielt. Es ist nicht immer einfach, als Vater etwas zu sagen», erklärt Heidolf mit einem Schmunzeln.

Der deutsche Motorradrennsport sucht seit Jahren nach einem neuen Aushängeschild auf der Weltbühne – Fynn Kratochwil könnte genau dieser Fahrer werden. «Ich bin guter Dinge, dass wir den Weg schaffen. Deutschland braucht das ganz dringend! Man bekommt es an allen Ecken mit. Auch die Dorna wünscht sich wieder einen deutschsprachigen WM-Fahrer», betonte Heidolf, der in Fynn Kratochwil einen potenziellen WM-Fahrer sieht: «Er ist eines der größten Talente, das wir momentan in Deutschland haben.»

Neben NTC-Leader Kratochwil gibt es mit Thias Wenzel, Robin Siegert und Anina Urlaß drei weitere junge Talente im NTC, die in den Top-5 der Meisterschaft liegen. Siegert, der von Ex-Grand-Prix-Pilot Dario Giuseppetti gefördert wird, ist neben Kratochwil der zweite bisherige Laufsieger der NTC-Saison 2025.

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