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Suzuki im Jammertal: Sahara zurück als Projektleiter

Von Günther Wiesinger
Das Suzuki-Werksteam ist auf dem Tiefpunkt abgekommen – Iannone und Guintoli steuerten die GSX-RR in Barcelona auf die Ränge 16 und 17. Jetzt kommt mit Shinichi Sahara ein neuer Projektleiter – er ist kein Unbekannter.

Das Suzuki Ecstar-Team erlebte beim Catalunya-GP den Tiefpunkt der Saison: 16. Andrea Iannone. 17. Sylvain Guntoli. Sie trafen mit 43,2 und 44,6 Sekunden Rückstand im Ziel ein.

Zur Erinnerung: 2016 hatte «The Maniac» auf der Ducati den neunten WM-Rang belegt, 2015 sogar den fünften. Insgesamt hat Iannone in der MotoGP-Klasse schon sieben Podestplätze erobert.

Und jetzt dieser Absturz auf der Suzuki GSX-RR, mit der Maverick Viñales 2016 den Silverstone-GP gewonnen hat – immerhin im Trockenen und vor Crutchlow, Rossi, Márquez, Pedrosa und Dovizioso.

Nach dem Barcelona-GP wurde Iannone Lustlosigkeit vorgeworfen.

Worüber sich das Suzuki-Werksteam am meisten wunderte: In Runde 19 fuhr Iannone nur 1:50,507 min, der 35-jährige Teamkollege Guintoli hingegen 1:49,370 min. Leader Dovizioso kreiste zu diesem Zeitpunkt auf Platz 1 mit 1:47,257 min, Márquez dahinter sogar mit 1:47,125 min.

In der 20. Runde war Guintoli (1:49,058 min) wieder eine Zehntelsekunde schneller als Iannone, überholte ihn und verdrängte ihn auf Platz 18. Dann wurde der Italiener plötzlich wieder munter: Er steigerte sich in der 21. Runde auf eine Zeit von 1:48,576 min, Guintoli schaffte nur 1:49,181 min – Iannone schnappte sich den Franzosen wieder.

Das heißt: Guintoli fuhr gleichmäßige Zeiten zwischen 1:49,0 und 1:49,3 min, während sich die Zeiten von Iannone um 1,931 sec unterschieden. Er gab erst wieder Gas, als die blamable Niederlage gegen Ersatzfahrer Guintoli drohte.

In der WM-Tabelle liegt Iannone nach 7 von 18 Rennen an 15. Position. Dabei wollte er die Ergebnisse von Viñales aus dem Vorjahr übertreffen – der war WM-Vierter und viermal auf dem Podest: 1x Erster, 3x Dritter.

Droht Suzuki nach dem glorreichen Jahr mit Viñales wieder der Absturz ins Mittelfeld?

Suzuki: Vom V4 zum Reihenmotor

Die MotoGP-Ära der Japaner ist bisher mit vielen Rückschlägen gepflastert. Nach dem 500-ccm-WM-Titelgewinn im Jahr 2000 mit Kenny Roberts junior erwies sich die erste 990-ccm-V4-Suzuki 2002 als Reinfall. «Little Kenny» protestierte lautstark, daraufhin schrieb ihm der damalige Suzuki-Rennchef einen Brief, indem er ankündigte: «Wir werden die beste MotoGP-Maschine im Feld bauen.»

Kenny amüsierte sich und machte diesen Brief öffentlich.

Suzuki-Teammanager Garry Taylor sagte später: «Die Suzuki-Ingenieure meinten, sie hätten das beste Viertakt-Knowhow weltweit, weil das Superbike GSX-R so erfolgreich war.»

Aber in den zehn MotoGP-Jahren 2002 bis 2011 gelang Suzuki nur ein Sieg – 2007 im Regen von Le Mans mit Chris Vermeulen. 2011 trat Suzuki nur noch mit Álvaro Bautista an, er beendete die WM als 13. Dann zogen sich die Japaner zurück.

Sie brauchten Geld, um jenen 20 Prozent-Anteil zurückzuzahlen, mit dem sich Volkswagen an Suzuki beteiligt hatte. Und außerdem war eine Nachdenkpause fällig.

Die Suzuki-Ingenieure verwarfen das MotoGP-V4-Konzept und bauten einen Reihenvierzylinder – so ein Motor steckt auch im erfolgreichen Superbike.

2013 testete Randy de Puniet bereits fleißig, 2014 sollte das Comeback folgen, es wurde aber auf 2015 verschoben; als Fahrer wurden Maverick Viñales und Aleix Espargaró engagiert. Es war ein konstanter Aufwärtstrend zu beobachten. Suzuki wurde mit Lob überhäuft.

Aber offenbar war der Erfolg überwiegend den Fahrkünsten von Maverick geschuldet – er kassierte 2016 als WM-Vierter 202 Punkte ein, Aleix als WM-Elfter nur 93.

Und wie sind die Misserfolge von 2017 erklärbar?

Vielleicht hat Suzuki nach den überraschenden Erfolgen von 2016 die Weiterentwicklung vernachlässigt. Vielleicht passen die neuen Reifen nicht so perfekt zur GSX-RR. Vielleicht lässt Iannone bei Rückschlägen zu rasch den Kopf hängen. Und Rookie Alex Rins ist bisher meistens verletzt gewesen. Er soll Iannone ab Assen wieder wachrütteln.

Fakt ist: Suzuki hat nach den vier Podestplätzen von 2016 die Vorteile des «concession teams» verloren. Man muss jetzt mit sieben Motoren pro Fahrer (wie Honda, Yamaha, Ducati) durch die Saison kommen statt mit neun, man darf nur fünf private Testtage absolvieren, Aprilia und KTM dürfen als Neueinsteiger weiter unbeschränkt testen, man hat irgendwie die falsche Richtung eingeschlagen.

Jetzt rollen Köpfe.

An der Spitze des MotoGP-Rennstalls wurde wieder Shinichi Sahara installiert, er ist der neue Projektleiter und übernimmt mit sofortiger Wirkung die Aufgaben von Satoru Terada, der in seiner Funktion immer blass geblieben ist. Sahara hat seinen Job bereits am Wochenende beim Catalunya-GP übernommen. Terada wurde in die MotoGP-Wüste geschickt, er übernimmt andere Aufgaben.

Shinichi Sahara ist in der MotoGP-Szene kein Unbekannter: Er leitete das Projekt schon in den ersten zehn MotoGP-Jahren.

Sahara soll jetzt das Suzuki-MotoGP-Projekt wieder auf Erfolg trimmen. Es soll auch die Position von Technical Manager Ken Kawauchi auf dem Prüfstand stehen, der überfordert wirkt.

Sahara hat gleichzeitig noch eine andere Baustelle am Hals. Er muss das Suzuki-Comeback in die Superbike-WM vorbereiten. Wegen der jüngsten personellen Änderungen verzögerte sich bei den SBK-Plänen einiges, bisher wurde kein Team gefunden.

Vor einem Jahr war zum Beispiel das Japan Italy Racing Team (JiR) von Luca Montiron im Gespräch. Heute sagt Montiron: «Ich habe für 2018 bessere Möglichkeiten.»

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